Apples Design-Vorbild
Dieter Rams gilt als Pionier des Produktdesigns. Bereits in den 50er-Jahren prägte er das Erscheinungsbild der Produkte der Firma Braun. Die Stereoanlagen, Taschenrechner und Rasierer, die unter seiner Leitung der Designabteilung entstanden, gingen in die Geschichte ein.
Man muss kein Designliebhaber sein, um Dieter Rams zu kennen. Der Mann mit dem schlohweißen Haar und der dunklen, runden Brille ist längst zur Ikone geworden. Seine Produkte fanden vor mehr als einem halben Jahrhundert den Weg vom deutschen Wohnzimmer über die Küche in die gesamte Welt: Radiogeräte, Stereoanlagen, Tischfeuerzeuge. Rasierer, Blitzgeräte, Küchenmaschinen. "Mr. Braun" wird Rams deshalb auch genannt. Er hat bei weitem nicht jedes Produkt selbst entworfen, aber er infizierte wohl seine Mitarbeiter mit einem gestalterischen Ideal, das den Geist von Bauhaus und Werkbund ins Industriedesign der Nachkriegszeit übersetzte: Reduziert, aber nicht kühl. Freundlich in der Anmutung. Poetisch und minimalistisch zugleich.
"Gutes Design ist für mich möglichst wenig Design. Ich persönlich hasse falsche Repräsentation. Ich möchte viel mehr dazu kommen, dass mehr und mehr Überflüssiges weggelassen und damit Wesentliches mehr zur Geltung kommt."
Worte von Dieter Rams, die heutzutage weit weniger verstören als zu jener Zeit, in der sein Schaffen begann. 1955 kommt er als 23-jähriger Architekt zur Firma Braun nach Kronberg im Taunus, einem innovationsfreudigen Unternehmen, das frischen Wind in das verkrustete Nachkriegsdeutschland bringen will. Braun baut Radiogeräte, damals schon zusammen mit der Ulmer Hochschule für Gestaltung, mit Otl Aicher oder Hans Gugelot. Und Dieter Rams ist fasziniert. Denn die hellen Kisten aus Kunststoff oder Holz haben mit den ausladenden, oftmals goldverzierten Geräten, die sonst auf dem Markt sind, nichts mehr zu tun. Sie künden von einem offenen, demokratischen Geist.
"Wir waren alle zusammen schon ein bisschen eine verschworene Gemeinschaft und wollten etwas Neues. Etwas, das durchschaubar war. Gelichtet war, gegen eine Welt, die ganz anders aussah."
Noch bevor Dieter Rams 1961 Chef der neu gegründeten Design-Abteilung bei Braun wird, entwickelt er, zusammen mit Hans Gugelot die Radio-Plattenspieler-Kombination SK4. Für das edle Gehäuse aus Holz und Aluminium erfindet Rams den Plexiglasdeckel. Der "Schneewittchensarg" ist geboren.
"Keiner von uns hat damals geahnt, dass es im Grunde etwas werden sollte, was später alle nachgemacht haben. Kein Plattenspieler ist bis heute denkbar ohne durchsichtigen Deckel."
Der Schneewittchensarg wurde stilbildend für Generationen von Hifi-Geräten. Die Bedienoberfläche war aufgeräumt und erklärte sich von selbst. Farben wurden nur eingesetzt, wo sie auch eine bestimmte Funktion hatten. Es war eines dieser komplexen technischen Produkte, die Dieter Rams und seine Mitarbeiter bei Braun wohnzimmertauglich machten. Und damit unversehens in den großen Museen der Welt landeten: Im MoMa, Louvre und auf der documenta. Erstmals erfuhr Industriedesign überhaupt eine solche Aufmerksamkeit. Etwas Anderes aber war Dieter Rams viel wichtiger:
"Die Formel für eine nachhaltige Produktion lautet: weniger, aber besser. Weniger aber besser. Sehr viel weniger, aber sehr viel besser!"
Nachhaltigkeit wurde zum zentralen Begriff für Rams, lange bevor das ein Modewort war. Ein Produkt soll innovativ, verständlich und konsequent bis ins letzte Detail sein, aber eben auch unaufdringlich, langlebig und umweltfreundlich, so steht es in seinen zehn Thesen für gutes Design. Grundsätze, denen sich Dieter Rams als Designchef bei Braun auch noch in widrigen Zeiten verpflichtet fühlte. Die Stereoanlagen und Küchengeräte aus der Kronberger Schmiede gingen nicht kaputt und veränderten auch ihr Äußeres mitunter über Jahrzehnte nicht. Dieter Rams wurde so zum Vorbild für viele Gestalter, unter ihnen auch Apples Chefdesigner Jonathan Ive. Die Design-und Rams-Kennerin Sophie Lovell sieht zwischen beiden Parallelen:
"Sie sind sich wirklich ähnlich in ihrer Persönlichkeit, trotz ihres Altersunterschieds. Beide ziemlich scheu, ein bisschen ungeschickt im Umgang, dabei absolute Perfektionisten, besessen vom perfekten Detail. Kein Wunder, dass sie ähnlich denken, was die Perfektion auch in der Bedienbarkeit betrifft."
Was das Design betrifft, hat inzwischen Apple das Erbe von Braun angetreten. Die avantgardistischen Entwürfe von Dieter Rams und seinen Kollegen leben unübersehbar im iPod, im iPhone oder in den Computerbildschirmen fort, daraus macht auch Jonathan Ive keinen Hehl. Er schenkte Dieter Rams seinerzeit einen iPod, weil es seinem Tischradio SK1 nachempfunden ist. Dieter Rams soll sich gefreut haben. Genaueres weiß man nicht, denn der alte Herr mit dem schlohweißen Haar und der runden Brille meidet konsequent die Öffentlichkeit. "Es ist alles gesagt", so seine Begründung. Sein Appell aber für nachhaltiges Design kann man nicht oft genug hören:
"Niemand kann heute mehr bestreiten, dass der Mensch, die industrielle Produktion und der Gebrauch der Industrieprodukte die natürliche Umwelt gefährden. Und niemand kann bestreiten, dass die industrielle Produktion nachhaltig werden muss. 'Sustainable' in dem Sinne, dass unsere Lebensgrundlagen erhalten und nicht zerstört werden. Die Menschheit sieht sich hier, wie ich meine, der wohl herausforderndsten Aufgabe gegenüber, die sie je zu lösen hatte."
"Gutes Design ist für mich möglichst wenig Design. Ich persönlich hasse falsche Repräsentation. Ich möchte viel mehr dazu kommen, dass mehr und mehr Überflüssiges weggelassen und damit Wesentliches mehr zur Geltung kommt."
Worte von Dieter Rams, die heutzutage weit weniger verstören als zu jener Zeit, in der sein Schaffen begann. 1955 kommt er als 23-jähriger Architekt zur Firma Braun nach Kronberg im Taunus, einem innovationsfreudigen Unternehmen, das frischen Wind in das verkrustete Nachkriegsdeutschland bringen will. Braun baut Radiogeräte, damals schon zusammen mit der Ulmer Hochschule für Gestaltung, mit Otl Aicher oder Hans Gugelot. Und Dieter Rams ist fasziniert. Denn die hellen Kisten aus Kunststoff oder Holz haben mit den ausladenden, oftmals goldverzierten Geräten, die sonst auf dem Markt sind, nichts mehr zu tun. Sie künden von einem offenen, demokratischen Geist.
"Wir waren alle zusammen schon ein bisschen eine verschworene Gemeinschaft und wollten etwas Neues. Etwas, das durchschaubar war. Gelichtet war, gegen eine Welt, die ganz anders aussah."
Noch bevor Dieter Rams 1961 Chef der neu gegründeten Design-Abteilung bei Braun wird, entwickelt er, zusammen mit Hans Gugelot die Radio-Plattenspieler-Kombination SK4. Für das edle Gehäuse aus Holz und Aluminium erfindet Rams den Plexiglasdeckel. Der "Schneewittchensarg" ist geboren.
"Keiner von uns hat damals geahnt, dass es im Grunde etwas werden sollte, was später alle nachgemacht haben. Kein Plattenspieler ist bis heute denkbar ohne durchsichtigen Deckel."
Der Schneewittchensarg wurde stilbildend für Generationen von Hifi-Geräten. Die Bedienoberfläche war aufgeräumt und erklärte sich von selbst. Farben wurden nur eingesetzt, wo sie auch eine bestimmte Funktion hatten. Es war eines dieser komplexen technischen Produkte, die Dieter Rams und seine Mitarbeiter bei Braun wohnzimmertauglich machten. Und damit unversehens in den großen Museen der Welt landeten: Im MoMa, Louvre und auf der documenta. Erstmals erfuhr Industriedesign überhaupt eine solche Aufmerksamkeit. Etwas Anderes aber war Dieter Rams viel wichtiger:
"Die Formel für eine nachhaltige Produktion lautet: weniger, aber besser. Weniger aber besser. Sehr viel weniger, aber sehr viel besser!"
Nachhaltigkeit wurde zum zentralen Begriff für Rams, lange bevor das ein Modewort war. Ein Produkt soll innovativ, verständlich und konsequent bis ins letzte Detail sein, aber eben auch unaufdringlich, langlebig und umweltfreundlich, so steht es in seinen zehn Thesen für gutes Design. Grundsätze, denen sich Dieter Rams als Designchef bei Braun auch noch in widrigen Zeiten verpflichtet fühlte. Die Stereoanlagen und Küchengeräte aus der Kronberger Schmiede gingen nicht kaputt und veränderten auch ihr Äußeres mitunter über Jahrzehnte nicht. Dieter Rams wurde so zum Vorbild für viele Gestalter, unter ihnen auch Apples Chefdesigner Jonathan Ive. Die Design-und Rams-Kennerin Sophie Lovell sieht zwischen beiden Parallelen:
"Sie sind sich wirklich ähnlich in ihrer Persönlichkeit, trotz ihres Altersunterschieds. Beide ziemlich scheu, ein bisschen ungeschickt im Umgang, dabei absolute Perfektionisten, besessen vom perfekten Detail. Kein Wunder, dass sie ähnlich denken, was die Perfektion auch in der Bedienbarkeit betrifft."
Was das Design betrifft, hat inzwischen Apple das Erbe von Braun angetreten. Die avantgardistischen Entwürfe von Dieter Rams und seinen Kollegen leben unübersehbar im iPod, im iPhone oder in den Computerbildschirmen fort, daraus macht auch Jonathan Ive keinen Hehl. Er schenkte Dieter Rams seinerzeit einen iPod, weil es seinem Tischradio SK1 nachempfunden ist. Dieter Rams soll sich gefreut haben. Genaueres weiß man nicht, denn der alte Herr mit dem schlohweißen Haar und der runden Brille meidet konsequent die Öffentlichkeit. "Es ist alles gesagt", so seine Begründung. Sein Appell aber für nachhaltiges Design kann man nicht oft genug hören:
"Niemand kann heute mehr bestreiten, dass der Mensch, die industrielle Produktion und der Gebrauch der Industrieprodukte die natürliche Umwelt gefährden. Und niemand kann bestreiten, dass die industrielle Produktion nachhaltig werden muss. 'Sustainable' in dem Sinne, dass unsere Lebensgrundlagen erhalten und nicht zerstört werden. Die Menschheit sieht sich hier, wie ich meine, der wohl herausforderndsten Aufgabe gegenüber, die sie je zu lösen hatte."