„Der perfekte Chef“ im Kino
Brillant: Javier Bardem in der Hauptrolle des Kinofilms „Der perfekte Chef“. © FERNANDO MARRERO
Ein Kapitalist wie aus dem Bilderbuch
05:05 Minuten

In León de Aranoas Film „Der perfekte Chef“ glänzt Javier Bardem als hinreißend fieser Fabrik-Boss. Seine Schauspielkunst entschädigt für die dramaturgischen Mängel der Satire, die streckenweise wenig subtil daherkommt.
Julio Blanco (Javier Bardem) ist der Leiter einer erfolgreichen Fabrik. Für seine Verdienste soll er in einer Woche von einem Komitee ausgezeichnet werden. Doch langsam brodeln die von Julio sorgfältig kaschierten Konflikte an die Oberfläche seines angeblich so perfekten Lebens.
Sein Manager will aussteigen, weil er Eheprobleme hat. Ein kürzlich gefeuerter Mitarbeiter organisiert vor dem Fabrikgelände einen Streik. Und auch Julios notorische Frauenprobleme gefährden seine Ehe und sein Image in der Öffentlichkeit. Wird er seinen Kopf aus der Schlinge ziehen?
Der beste spanische Film des Jahres
Unglaubliche und rekordbrechende 20 Nominierungen bekam León de Aranoa für seine Satire bei den spanischen Filmpreisen, den Goyas. Als bester spanischer Film des Jahres schlug er sogar Altmeister Pedro Almodóvar („Parallele Mütter“) und wurde so zum spanischen Oscar-Kandidaten.
Dabei hat de Aranoa, der mit „Montags in der Sonne“ einen Kultklassiker des spanischen Kinos geschaffen hat, auch diesmal wieder die ausbeuterischen Mechanismen der kapitalistischen Arbeitswelt im Blick. Er betrachtet das unmoralische Treiben des Arbeitgebers, der von einem hinreißenden, fiesen, reptilienhaft lächelnden Javier Bardem gespielt wird. Dessen Schauspielkunst trägt das Konzept der Satire über weite Strecken.
Bestechung, Vitamin B und Erpressung
„Der perfekte Chef“ lässt keine Möglichkeit aus, sich über die patriarchalen Ansprüche seiner Hauptfigur lustig zu machen. Seine üblichen Methoden aus Bestechung, Vitamin B und Erpressung wirken nicht mehr. Dadurch zeigen sich auch die ausbeuterischen Strukturen des Kapitalismus.
Das ist alles andere als subtil und manchmal auch plump und platt. Dennoch trifft die Satire immer wieder den richtigen Ton und verfügt mit Bardem über einen in sich ruhenden, fiesen Hauptdarsteller, der für die dramaturgischen Mängel entschädigt.
Der perfekte Chef
(OT: „El buen patron“)
Spanien 2021
120 Minuten
Regie: León de Aranoa
Mit: Javier Bardem, Manolo Solo, Almudena Amor