Arava-Yoga-Festival in der Wüste Negev

Gibt es ein jüdisches Yoga?

05:44 Minuten
Eine Person macht an einem Felsen Yoga.
Festivalmitbegründer Shrada Daniel Netzer: "Wir alle sprechen die eine Sprache des Yoga, Yoga meint, wir sind Eins." © Unsplash/Dave Contreras
Von Peter Kaiser |
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In Israel findet seit zehn Jahren das größte Yogafestival der Welt statt. Yoginis und Yogis kommen in der Wüste zusammen, um gemeinsam die Asanas zu praktizieren und sich auszutauschen. Heißt das also, dass es auch ein jüdisches Yoga gibt?
Im letzten Jahr wurde zum 10. Mal das Arava-Yoga-Festival in der israelischen Negev-Wüste begangen. Mehr als 1000 Yogini und Yogi kamen aus aller Welt, um vor der biblischen Kulisse der "Säulen Salomos" Asanas, Yoga-Stellungen zu praktizieren. So auch die deutsche Yoga-Lehrerin Inga Bolien.
"Man ist ein bisschen ehrfürchtig vor der Natur, vor der Schönheit, und es fehlt nichts."
Yoga, die uralte indische Philosophie mit ihren geistigen und körperlichen Übungen, den Asanas, ändert sich ständig, sagt Ella, die Programmmanagerin des Festivals.

"Es gibt sehr unterschiedliche Stile. In einem Jahr vertiefen wir uns mehr in den traditionellen Yoga-Formen, in einem anderen Jahr mehr in die modernen Yoga-Formen. Zum Beispiel haben wir Synergie-Yoga, das ist in Europa, den USA und in Australien populär, hier in Israel ist es neu. Hier in Israel wird meistens Vinyasa praktiziert."

Vinyasa-Yoga zeichnet sich durch dynamische und konditionell fordernde Asanas, also Yoga-Stellungen, aus. Festivalmitbegründer Shrada Daniel Netzer meint:
"Wir alle sprechen die eine Sprache des Yoga, Yoga meint, wir sind Eins."
Formt sich aus den verschiedensten Yoga-Strömungen eine Art jüdisches Yoga?
"Jüdisches Yoga? Nein, ich habe einiges an Anstrengungen unternommen, um Yoga aus der Religion zu bekommen. Keine jüdische Religion. Wir haben schon die Kabbala, den Schabbat, und ich möchte Religion nicht ins Yoga involvieren."

Die Wurzeln liegen in Fernost

Doch das Sanskrit-Wort Yoga meint "Anspannen" oder…
"Das Verknüpfen von der individuellen Seele mit der Überseele. Der Vorgang heißt Yoga."
Die philosophischen Wurzeln des Yoga liegen im Hinduismus und teilweise im Buddhismus, erklärt der in Deutschland lebende Yoga-Lehrer Shri Sarvabhavana Prabhu.
"In den Veden gibts verschiedene Themen oder verschiedene philosophische Richtungen. Hauptsächlich haben die Rezeptoren sechs philosophische Schulen erläutert. Und eine von denen ist Yoga, die fünfte. Diese philosophischen Schulen versuchen an die Wahrheit zu kommen, die Wahrheit des Daseins, die Quelle des Daseins, die Wahrheit und Realität unserer eigenen Existenz, warum sind wir da?"

Kein Grund israelisch zu werden

Yoga beschäftigt sich mit der Entdeckung des spirituellen Selbst. Dabei ist es egal, ob das Selbst jüdisch ist oder nicht. Darum wird Yoga vielleicht nicht jüdisch, aber auf jeden Fall westlich, meint Ella, die Programmmanagerin des Arava-Festivals.
"Es gibt auch nicht wirklich einen Grund, warum es israelisch werden sollte. Ich denke, der Westen entwickelt Yoga weiter, und das an besseren Plätzen. In Indien etwa praktizieren keine Frauen Yoga, das machen Frauen nur im Westen. Und ich denke daher, der feminine Aspekt kommt immer mehr in die Praxis hinein."

Yoga verbindet auch ins Jüdische

Um genau diese Praxis geht es, auch bei der "Jewish Renewal Bewegung" in Berlin. Die Anhänger der Bewegung wollen koscher und ökologisch leben. Und – sie üben sich in fernöstlicher Meditation und Yoga. Kantorin Jalda Rebling, die die Gesänge anleitet, und mitmeditiert.
"Schlag den Talmud auf und du liest, dass die Rabbiner erst zwei Stunden sich vorbereitet haben, bevor sie überhaupt mit dem Gebet begonnen haben. Was macht man mit den zwei Stunden? Man meditiert. Es ist also eine uralte Tradition."
Auch wenn es explizit noch kein jüdisches Yoga gibt, überall, ob im Jüdischen Museum Berlin vor drei Jahren, in der Aachener Synagoge, oder sonst wo – Yoga verbindet sich mit der jüdischen Religion dadurch, dass in beiden Bereichen nach Erleuchtung gestrebt wird.
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