Von den Südeuropäern lernen
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Arbeit muss sein, auch bei großer Hitze, meint Dennis Nowak. Allerdings könnten wir uns in den Mittelmeerländern abschauen, bestimmte Zeiten zu meiden, sagt der Münchner Arbeitsmediziner: "Da arbeitet kein Bauarbeiter zwischen 12 und 16 Uhr."
Hitzefrei für Bau- und Landarbeiter und andere, die bei diesen Temperaturen draußen arbeiten müssen? Recht auf Arbeiten von zu Hause aus, "sofern dem keine betrieblichen Gründe entgegenstehen"? Das fordern die Grünen im Bundestag in ihrem soeben vorgelegten Hitzeaktionsplan.
Dennis Nowak, Arbeitsmediziner am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München, begrüßt manche dieser Ideen, glaubt aber nicht, dass wir die Arbeit "so ohne Weiteres abschaffen können. Im Winter kann draußen nicht gebaut werden, weil Schnee liegt, und im Sommer hitzefrei, dann werden unsere Straßen auch nicht besser aussehen." Ein paar Vorschläge hat er trotzdem:
"Ich glaube, man muss einfach ein bisschen intelligentere Gleitzeitregelungen und Arbeitszeitverlagerung anpeilen." Deutsche Bauarbeiter arbeiten nämlich zu falschen Zeiten, sagt er: "Wenn wir ins Mittelmeergebiet gucken oder nach Südamerika, da arbeitet kein Bauarbeiter zwischen 12 und 16 Uhr. Das sieht man nur in Deutschland." Vernünftiger sei es, "die heißesten und sonnenreichsten Stunden mit dem höchsten Risiko der UV-Bestrahlung zu meiden und davor und danach zu arbeiten".
Auch an andere Risikogruppen denken
Schwere körperliche Arbeit erhöht das Risiko eines Hitzeschlags zusätzlich. "Es ist sicherlich nicht klug, Straßenbauarbeiten bei 40 Grad Hitze ungeschützt zu machen, wie man es hier überall sieht", meint Nowak. "Wenn ich hier aus dem Fenster gucke, sehe ich Arbeiter mit nacktem Oberkörper zur größten Sonnengluthitze und UV-Strahlung herumlaufen. Das muss nicht sein - da kann man ein Sonnensegel drüber spannen."
Auch in Innenräumen sollte man an Risikogruppen denken, sagt Nowak: Ältere, Pflegebedürftige, Demenzkranke, die das Trinken vergessen, Übergewichtige, kleine Kinder.
Was tun gegen Hitze?
Der Arbeitsmediziner empfiehlt Maßnahmen auf drei Ebenen:
Technisch: Verdunkeln, verschatten, Ventilatoren und Klimaanlagen benutzen, gescheit lüften, und zwar morgens und nachts.
Organisatorisch: "Eine Gleitzeit wäre zu fordern. Auch Homeoffice ist eine vernünftige Idee - ist auch gut für die CO2-Bilanz."
Persönlich: Trinken, trinken, trinken.
(fmay)