Harald Welzer ist Direktor von "Futurzwei – Stiftung Zukunftsfähigkeit" und Honorarprofessor für Transformationsdesign an der Universität Flensburg.
Der Trend zum Homeoffice lässt sich nicht mehr umkehren
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Weniger Pendeln, weniger Emissionen und Entwicklungschancen für den ländlichen Raum: Harald Welzer kann dem SPD-Vorstoß, ein Recht auf Homeoffice gesetzlich festzuschreiben, einiges abgewinnen. Aber der Soziologe sieht darin auch eine Gefahr.
Jeder Arbeitnehmer soll das Recht auf mindestens 24 Tage Homeoffice im Jahr bekommen – so sieht es ein Gesetzentwurf aus dem Arbeitsministerium vor, der jetzt in die Ressortabstimmung gehen soll.
Kritik erntet Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) vor allem aus Reihen der Union, die geltend macht, ein Arbeitgeber müsse sich nicht vorschreiben lassen, wo seine Beschäftigten ihrer Tätigkeit nachgehen. Doch ist das geplante Gesetz wirklich eine Verbesserung für die Arbeitnehmer?
Zeit und Kosten werden gespart
Der Soziologe Harald Welzer sieht im geplanten "Mobile-Arbeit-Gesetz" im Prinzip einen sinnvollen und modernen Vorstoß.
"Homeoffice ist inzwischen in vielen Bereichen eine Realität", sagt er. Durch Corona sei dieser Prozess unglaublich beschleunigt worden. "Und das wird man nicht mehr zurückdrehen, weil es mit vielen Vorteilen verbunden ist, also Kosteneinsparung für die Arbeitgeber, Einsparung von Büroflächen, reduzierte Mobilität."
Für ländliche Gegenden sieht Welzer in einem solchem Gesetz Potenzial. Zum Beispiel wenn dort Coworking-Häuser eingerichtet würden, damit Menschen im Homeoffice nicht sozial vereinzeln. "Sie können sich vorstellen, wenn Sie in so einem Dorf ein Coworking Space haben, dann öffnet daneben ein Café, das einen Mittagstisch anbietet. All solche Sachen. Da steckt was drin!"
Machtverschiebung zugunsten der Arbeitgeber
Auf der anderen Seite sieht der Soziologe in der zunehmenden Verlagerung der Arbeit ins Homeoffice aber auch Risiken. So werde die Durchsetzung von Arbeitnehmerrechten immer schwieriger, je vereinzelter die Arbeitenden seien:
"Eine Arbeiterbewegung ist ja historisch nur deswegen entstanden, weil die Leute in der Fabrik zusammen waren", so Welzer. "Heute ist das alles vereinzelt, und das nimmt natürlich allerhand Machtpotenzial vonseiten der Arbeitenden weg zugunsten der sogenannten Arbeitgeber."
(uko)