Arbeitgeberpräsident verteidigt Manager

Moderation: Christopher Ricke |
Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt hat die Debatte um die Managergehälter kritisiert. Die Diskussion sei verzerrt, da die überwiegende Zahl der Manager alles für das Wohl der Unternehmen tue, um Arbeitsplätze in Deutschland zu erhalten und neue zu schaffen, sagte Hundt.
Christopher Ricke: Wir haben eine aktuelle Debatte über Managergehälter. Die einen halten es für eine Neiddebatte, die anderen für eine Gerechtigkeitsdebatte. Heute auf dem Arbeitgebertag sprechen Fritz Kuhn, Erwin Huber, Kurt Beck und Angela Merkel. Bei Kuhn, Beck und Westerwelle wird es wenig Spannendes geben, aber man hört natürlich genau hin, was die CDU-Chefin, was die Bundeskanzlerin sagt, die auf dem CDU-Parteitag ja noch einzelne Manager kritisiert hatte, die trotz schlechter Leistung hohe Gehälter oder Abfindungen kassierten. Das war so eine Art Millionärs-Bashing. Aber jetzt heißt es wieder "auf keinen Fall gesetzliche Obergrenzen für Managerbezüge".
Die Wichtigen sprechen heute bei den deutschen Arbeitgebern. Gastgeber ist der Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände. Guten Morgen Dieter Hundt!

Dieter Hundt: Guten Morgen Herr Ricke!

Ricke: Wie war das jetzt mit dem Millionärs-Bashing auf dem CDU-Parteitag? Haben Sie Sorge, dass sich das heute wiederholt?

Hundt: Ich gehe davon aus, dass sowohl die Bundeskanzlerin als auch andere Redner, die bei uns heute zu Gast sind, dieses Thema ansprechen werden. Auch ich werde in meiner Rede darauf eingehen und klar die Position beziehen, dass ich diese aktuelle Debatte über die Managergehälter und über Abfindungen sehr ernst nehme, weil es in der Tat vereinzelte Beispiele gibt, die der Glaubwürdigkeit der Unternehmensführer tatsächlich schaden. Auf der anderen Seite ist die Diskussion insofern verzerrt, als die überwiegende Zahl der Manager für das Wohl der Unternehmen alles tut, um Arbeitsplätze hier in Deutschland zu halten und neue zu schaffen, und von der aktuellen Schelte mit Sicherheit nicht betroffen ist.

Ricke: Man möchte aber doch ganz gerne wissen, wie bemisst sich eigentlich Leistung, wie rechnet man sich so ein Vorstandsgehalt aus. Ich habe mal ein Beispiel rausgesucht. Eine Firma wie Porsche, die macht etwa 25 bis 30 Mal so viel Umsatz wie Ihr Unternehmen, Herr Hundt, die Allgaier Werke. Muss also ein Porsche-Vorstandsvorsitzender 25 bis 30 Mal so viel Geld verdienen wie der geschäftsführende Gesellschafter der Allgaier Werke, oder ist das eine Formel, die man nicht gebrauchen kann?

Hundt: Ich kann mich zu den Gehältern in anderen Unternehmen verständlicherweise nicht äußern. Das ist Angelegenheit der Unternehmen selbst, deren Gesellschafter und deren Aufsichtsräten. Ich sage nur, wenn ein Unternehmen erfolgreich ist, dann halte ich für richtig, dass auch die dafür verantwortlichen Unternehmensführer, die Manager angemessen entlohnt werden. Und es zeigt sich auch immer wieder, dass deutsche Gehälter und auch deutsche Spitzengehälter im internationalen Vergleich nicht aus der Reihe fallen. Trotzdem, ich akzeptiere, es gibt Beispiele, die überzogen sind, die ich nicht für gut halte. Ich bedauere nur, dass diese wenigen Beispiele die Debatte eigentlich beherrschen und nicht die überwiegende Zahl der Unternehmensverantwortlichen, der Manager, der Unternehmensführer, die eben angemessene Entgelte haben, die teilweise mit ihrem privaten Vermögen für ihr Unternehmen haften und wie gesagt alles tun, um das Unternehmen zu erhalten und Beschäftigung in Deutschland zu sichern.

Ricke: Sie haben ein ganz wichtiges Wort sehr gelassen ausgesprochen. Es war das Wort "angemessen". Das ist ja das, was auch der Bundespräsident sagt, wenn er meint, überhöhte Managergehälter gefährden den sozialen Frieden. Es geht ums "angemessen", vielleicht nicht nur oben, vielleicht auch unten. Vielleicht braucht man wirklich angemessene und anständige Einkünfte, sowohl bei der Spitze als auch bei den ganz einfachen, bei den nicht qualifizierten Arbeitern. Sind wir da nicht automatisch mitten in der Mindestlohndebatte?

Hundt: Die Mindestlohndebatte, die derzeit in der Bundesrepublik Deutschland geführt wird, halte ich für außerordentlich gefährlich. Ich lehne gesetzliche Mindestlöhne ab, weil ich fest davon überzeugt bin, dass Mindestlöhne im Endeffekt das Gegenteil von dem bewirken, was wir erreichen wollen, nämlich dass sie dazu führen, dass Beschäftigung verloren geht. Wir müssen in Deutschland den Niedriglohnsektor, den Bereich für gering und nicht Qualifizierte ausbauen, dort mehr Beschäftigung schaffen. Andere Länder sind uns weit voraus. Die Einführung jeder Art von Mindestlohn ist dabei hinderlich, wobei ich die momentane Entwicklung hin zu branchenbezogenen Mindestlöhnen als besonders kontraproduktiv empfinde. Mindestlöhne werden Arbeitsplätze kosten, werden Arbeitsplätze in das Ausland vertreiben, in die Schwarzarbeit und meine Empfehlung, meine dringende Empfehlung ist, dass wir diese Überlegungen beenden und die Festlegung der Löhne Angelegenheit der Tarifvertragsparteien sein lassen, nämlich der Arbeitgeberverbände mit den Gewerkschaften. Bei allen unseren Mitgliedsunternehmen der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände ist dieses auch der Fall. Sie sind von der Diskussion nicht betroffen.

Ricke: Na ja, am Postmindestlohn haben ja nun auch die Arbeitgeber kräftig mitgearbeitet. Es ist ja nicht so, dass wir hier über einen gesetzlichen Mindestlohn unter Ausgrenzung der Tarifpartner sprechen.

Hundt: Am Postmindestlohn hat ein Arbeitgeber mitgewirkt. Das ist richtig. Ich habe auch volles Verständnis für seine Interessenlage. Nur gerade dieser Postmindestlohn ist kein Mindestlohn, der Arbeitsplätze im Niedriglohnbereich schaffen soll, sondern im Gegenteil dazu führt, dass Arbeitsplätze verloren gehen. Der Postmindestlohn ist nichts anderes als eine Vereinbarung zur Behinderung beziehungsweise zur Vermeidung von Wettbewerb.