Arbeitsdirektor der Deutschen Post: Multikulti ist bei uns Realität
Der Arbeitsdirektor der Deutschen Post, Walter Scheurle, hält multikulturelle Vielfalt in internationalen Konzernen für sehr wichtig: "Wir setzen auf die personelle Vielfalt als Voraussetzung für unseren langfristigen wirtschaftlichen Erfolg."
Britta Bürger: Der Konzern Deutsche Post DHL ist eines der weltweit führenden Post- und Logistikunternehmen, das allein in Deutschland über 200.000 Beschäftigte aus 150 Nationen hat. Somit könnte man die aktuelle Zuwanderungsdebatte mit den Worten kommentieren: Multikulti lebt! Ethnische Vielfalt gehört mittlerweile nämlich bei vielen großen Firmen zum erklärten Unternehmenskonzept: Über 600 Firmen haben die sogenannte Charta der Vielfalt unterzeichnet und sich damit dazu verpflichtet, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das frei von Vorurteilen und Ausgrenzung ist.
Unter Managern ist Diversity das Zauberwort der Stunde: Vielfalt. Wir wollen uns so ein Diversity-Unternehmenskonzept genauer ansehen am Beispiel des Konzerns der Deutschen Post DHL, im Gespräch mit dem Personalvorstand Walter Scheuerle. Schönen guten Morgen, Herr Scheuerle!
Walter Scheuerle: Guten Morgen, Frau Bürger!
Bürger: Wie sieht denn die Vielfalt Ihrer Mitarbeiterschaft ganz konkret aus?
Scheuerle: Ja, ganz konkret, wie Sie schon gesagt haben: In Deutschland arbeiten Kolleginnen und Kollegen aus 150 Nationen bei der Post. Um ein ganz konkretes Beispiel zu sagen: Bei unserem internationalen Postzentrum in Frankfurt am Main – das ist also ein Verteilzentrum, die Kollegen dort bearbeiten die Briefsendungen ins Ausland und vom Ausland –, da ist ein Drittel der Kolleginnen und Kollegen, der Belegschaft von außerhalb Deutschlands, ein Drittel besitzt einen ausländischen Pass.
Bürger: In Frankfurt, und insgesamt?
Scheuerle: Insgesamt haben wir rund 10.000 Kolleginnen und Kollegen mit ausländischem Pass in Deutschland.
Bürger: Und ist die Vielfalt stärker dort zu finden, wo Menschen Briefe sortieren oder Pakete verladen, oder auch im mittleren und oberen Management?
Scheuerle: Ja, der Ausländeranteil ist natürlich besonders ausgeprägt in den Ballungsgebieten, in den Ballungsräumen, und dort, wo die Menschen Pakete und Briefe sortieren.
Bürger: In welcher Weise … Geht Ihr Konzern in spezieller Weise auch besondere Bedürfnisse der Mitarbeiter mit Migrationshintergrund ein?
Scheuerle: Ja gut, ganz wichtig ist, dass die, wie ich sage, die Kolleginnen und Kollegen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufeinander Rücksicht nehmen, das heißt zum Beispiel ganz konkret, dass es dann in der Kantine auch jeweils zum Beispiel ein Essen ohne Schweinefleisch gibt, dass es Betriebsfeste gibt, da zum Beispiel dann die Kolleginnen und Kollegen aus Deutschland und außerhalb Deutschlands jeweils auch Spezialitäten zum Essen mitbringen. Wir haben in unserer Kultur … orientieren wir ganz konkret auf respektvollen Umgang, unser Leitbild heißt Respekt und Resultate, und wir haben einen weltweiten Verhaltenskodex, wo wir klar sagen: Wir fördern Vielfalt und Toleranz mit dem Ziel, ein Höchstmaß an Produktivität, Kreativität und Effizienz zu erreichen. Das heißt also, wir sagen: Personelle Vielfalt ist für uns Voraussetzung für eine langfristige, wirtschaftlich erfolgreiche Tätigkeit.
Bürger: Aber wie bringen Sie diesen Gedanken konkret in die Köpfe Ihrer deutschen Mitarbeiter? Das in der Kantine ist schon ein Beispiel. Was haben Sie darüber hinaus für Programme entwickelt?
Scheuerle: Also ich will ein paar Beispiele nennen. Wir haben sehr vielfältige Programme, mit unseren Auszubildenden führen wir Seminare durch, "miteinander leben", mit einem wichtigen Baustein, der Kenntnisse und Einsichten über die Lebens- und Alltagssituationen unserer ausländischen Mitbürger vermittelt, der Rassismus und Fremdenfeindlichkeit entgegenwirken soll. Ferner haben wir im Bereich der Post einen FC Deutsche Post, das ist ein sogenannter Sportverein, da betätigen sich unsere Kolleginnen und Kollegen fußballerisch, im Laufen und im Radfahren. Wir haben da zum Beispiel auch eine Briefnationalmannschaft, Frauen, Männer, und die Fußballnationalmannschaft bei den Männern, da sind rund 20 Prozent Kollegen von außerhalb Deutschlands, und bei unserer Frauennationalmannschaft rund 13 Prozent.
Bürger: Sie haben eben schon von den ausländischen Mitbürgern gesprochen. Jedes Unternehmen hat ja so eine eigene Sprachkultur. Welche Begriffe benutzen Sie für Ihre Mitarbeiter im Unternehmen, die Wurzeln aus anderen Kulturen haben? Ausländer, Migranten? Wie nennen Sie die?
Scheuerle: Ja, also im Alltag heißen die Kollege und Kollegin, also da gibt es bei uns weder den Begriff Migranten noch den Begriff Ausländer.
Bürger: Und doch wird es vermutlich auch hier und da zu Konflikten kommen. Sie haben das bislang sehr positiv dargestellt. Was sind die größten Probleme in der Zusammenarbeit von Menschen verschiedener Kulturen? Wo gibt es konkret immer wieder Reibungspunkte, die tatsächlich dann auch etwas mit kultureller Verschiedenheit zu tun haben?
Scheuerle: Ja, also wenn ich das auf den Punkt bringen will, da gibt es mit unseren ausländischen Kolleginnen und Kollegen nicht mehr und nicht weniger Probleme als mit unseren deutschen Kolleginnen und Kollegen. Ein Niederlassungsleiter hat mir unlängst gesagt, ich glaube, er hat den Nagel auf den Kopf getroffen: Unsere ausländischen Kolleginnen und Kollegen sind so wenig Musterknaben wie unsere deutschen Kolleginnen und Kollegen. Wir sind froh, dass wir unsere ausländischen Kolleginnen und Kollegen haben.
Bürger: Die Unternehmen haben ja auch ein eigenes Interesse an der gelungenen Integration von Mitarbeitern. In welchen Bereichen setzen Sie also auch gezielt auf das Potenzial von Menschen nichtdeutscher Herkunft? Haben Sie dafür auch Beispiele?
Scheuerle: Ja, wir versuchen, die personelle Vielfalt insgesamt zu fördern. Das bezieht sich nicht nur auf die Kolleginnen und Kollegen mit ausländischem Pass, sondern wir versuchen auch, den Anteil von Frauen in Führungspositionen zu erhöhen, wir beschäftigen auch behinderte Kolleginnen und Kollegen, die wir natürlich integrieren wollen, und wir setzen auch ganz gezielt bei unserer Jugend, bei unseren Auszubilden an. Rund jeder zehnte Auszubildende kommt bei uns von außerhalb Deutschlands.
Bürger: Ist das nur eine Gutmenschenidee, oder zeigt sich in der Praxis auch, dass gemischt zusammengesetzte Teams – also diese Idee des Diversity Managements – tatsächlich besser arbeiten als homogene Gruppen?
Scheuerle: Das ist bei uns gerade kein Gutmenschentum, wir machen auch immer deutlich, dass wir keine Gutmenschen sind und auch keine Gutmenschen sein wollen, sondern wir sagen: Personelle Vielfalt ist für uns eine Bereicherung, personelle Vielfalt ist für uns Voraussetzung für unseren langfristigen wirtschaftlichen Erfolg, und als Dienstleistungsunternehmen ist es für uns auch am Markt ein Pluspunkt, wenn bei uns Menschen aus unterschiedlichen Nationalitäten arbeiten.
Bürger: Multikulti lebt – wie große Unternehmen Mitarbeiter aus vielen Kulturen integrieren, das schauen wir uns am Beispiel des Konzerns Deutsche Post DHL an, im Gespräch mit dem Personalvorstand Walter Scheuerle. Herr Scheuerle, wie wichtig ist denn eine vielfältige Mitarbeiterschaft, wie wichtig ist die für das Image eines so international operierenden Unternehmens? Das spielt ja sicher auch eine Rolle.
Scheuerle: Ja, das spielt eine sehr große Rolle. Die Deutsche Post DHL ist in über 220 Ländern und Territorien weltweit tätig, und diese Vielfalt, diese Internationalität, die muss sich oder sollte sich auch in unserer Belegschaft widerspiegeln.
Bürger: DHL wurde ja 1969 in San Francisco gegründet, agiert seit 1977 auch in Deutschland. Hat das amerikanische Einwanderungsmodell hier möglicherweise auch Einfluss gehabt?
Scheuerle: Ich denke, dass sich die DHL einerseits und die Deutsche Post andererseits, sagen wir mal, gesondert, getrennt entwickelt haben. Aber in einem trifft sich die alte Post, einmal mit dem hohen Anteil von ausländischen Kolleginnen und Kollegen vor dem Hintergrund der Migration von ausländischen Arbeitnehmern nach Deutschland, insbesondere in den Ballungsräumen ist da bei uns der Anteil bei der alten Deutschen Post groß, und natürlich auch von der Ausrichtung des universellen Postdienstes. Der Postdienst, Briefdienst ist von jeher auch von seiner Ausrichtung, von seinem Denken international, und da trifft sich die kulturelle Identität, die kulturelle Ausrichtung von der Deutschen Post einerseits und von DHL als weltweitem Express- und Logistikdienstleister andererseits.
Bürger: Derzeit wird ja nicht nur über die Probleme der Integration von Migranten geklagt, sondern auch über den massiven Fachkräftemangel. Deshalb will die Regierungskoalition jetzt ein spezielles Konzept für die Zuwanderung von hochqualifizierten Menschen ausarbeiten. Spielt dieses Problem in Ihrem Unternehmen auch eine Rolle, spüren Sie den Fachkräftemangel?
Scheuerle: Also wir spüren die Auswirkungen des demografischen Wandels bei der Anzahl der Bewerberinnen und der Bewerber, da ist das schon spürbar. Auf der anderen Seite sind wir noch in der Lage, das notwendige Personal zu gewinnen. Sicherlich ist es gesellschaftlich richtig, wenn wir in Deutschland auch sehen, wie wir qualifizierte Menschen von außerhalb Deutschlands gewinnen können. Aber das ist natürlich aus meiner Sicht nur die eine Seite der Medaille.
Auf der anderen Seite der Medaille müssen wir alles tun, damit die rund 20 Prozent junger Menschen pro Jahrgang, die ohne Hauptschulabschluss sind, die ohne qualifizierten Berufsschulabschluss sind, dass wir diesen Menschen helfen, entsprechend sich zu qualifizieren und entsprechend sich ins Berufsleben integrieren zu können.
Bürger: Und wie bewerten Sie die aktuellen Äußerungen von Horst Seehofer und Angela Merkel zur Integrationspolitik? Wenn man hört, wie Sie das Thema insgesamt angehen in Ihrem Unternehmen, bekommt man ja den Eindruck, es gibt eine deutliche Kluft zwischen Politik und Wirtschaft.
Scheuerle: Wissen Sie, ich persönlich lasse dort die Realität sprechen, und sozusagen ist Multikulti bei Deutsche Post DHL Realität. Und ich habe gesagt, wir setzen auf die personelle Vielfalt aus Voraussetzung für unseren langfristigen wirtschaftlichen Erfolg, und daran arbeiten wir, und ich denke, mit gutem Erfolg.
Bürger: Diversity-Management beim Konzern Deutsche Post DHL, dort gehört Multikulti zum Alltag. Einblick in die Integrationskonzepte des Post- und Logistikkonzerns gab uns Personalvorstand Walter Scheuerle. Danke Ihnen, Herr Scheuerle!
Scheuerle: Bitte schön!
Bürger: Tschüss!
Unter Managern ist Diversity das Zauberwort der Stunde: Vielfalt. Wir wollen uns so ein Diversity-Unternehmenskonzept genauer ansehen am Beispiel des Konzerns der Deutschen Post DHL, im Gespräch mit dem Personalvorstand Walter Scheuerle. Schönen guten Morgen, Herr Scheuerle!
Walter Scheuerle: Guten Morgen, Frau Bürger!
Bürger: Wie sieht denn die Vielfalt Ihrer Mitarbeiterschaft ganz konkret aus?
Scheuerle: Ja, ganz konkret, wie Sie schon gesagt haben: In Deutschland arbeiten Kolleginnen und Kollegen aus 150 Nationen bei der Post. Um ein ganz konkretes Beispiel zu sagen: Bei unserem internationalen Postzentrum in Frankfurt am Main – das ist also ein Verteilzentrum, die Kollegen dort bearbeiten die Briefsendungen ins Ausland und vom Ausland –, da ist ein Drittel der Kolleginnen und Kollegen, der Belegschaft von außerhalb Deutschlands, ein Drittel besitzt einen ausländischen Pass.
Bürger: In Frankfurt, und insgesamt?
Scheuerle: Insgesamt haben wir rund 10.000 Kolleginnen und Kollegen mit ausländischem Pass in Deutschland.
Bürger: Und ist die Vielfalt stärker dort zu finden, wo Menschen Briefe sortieren oder Pakete verladen, oder auch im mittleren und oberen Management?
Scheuerle: Ja, der Ausländeranteil ist natürlich besonders ausgeprägt in den Ballungsgebieten, in den Ballungsräumen, und dort, wo die Menschen Pakete und Briefe sortieren.
Bürger: In welcher Weise … Geht Ihr Konzern in spezieller Weise auch besondere Bedürfnisse der Mitarbeiter mit Migrationshintergrund ein?
Scheuerle: Ja gut, ganz wichtig ist, dass die, wie ich sage, die Kolleginnen und Kollegen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufeinander Rücksicht nehmen, das heißt zum Beispiel ganz konkret, dass es dann in der Kantine auch jeweils zum Beispiel ein Essen ohne Schweinefleisch gibt, dass es Betriebsfeste gibt, da zum Beispiel dann die Kolleginnen und Kollegen aus Deutschland und außerhalb Deutschlands jeweils auch Spezialitäten zum Essen mitbringen. Wir haben in unserer Kultur … orientieren wir ganz konkret auf respektvollen Umgang, unser Leitbild heißt Respekt und Resultate, und wir haben einen weltweiten Verhaltenskodex, wo wir klar sagen: Wir fördern Vielfalt und Toleranz mit dem Ziel, ein Höchstmaß an Produktivität, Kreativität und Effizienz zu erreichen. Das heißt also, wir sagen: Personelle Vielfalt ist für uns Voraussetzung für eine langfristige, wirtschaftlich erfolgreiche Tätigkeit.
Bürger: Aber wie bringen Sie diesen Gedanken konkret in die Köpfe Ihrer deutschen Mitarbeiter? Das in der Kantine ist schon ein Beispiel. Was haben Sie darüber hinaus für Programme entwickelt?
Scheuerle: Also ich will ein paar Beispiele nennen. Wir haben sehr vielfältige Programme, mit unseren Auszubildenden führen wir Seminare durch, "miteinander leben", mit einem wichtigen Baustein, der Kenntnisse und Einsichten über die Lebens- und Alltagssituationen unserer ausländischen Mitbürger vermittelt, der Rassismus und Fremdenfeindlichkeit entgegenwirken soll. Ferner haben wir im Bereich der Post einen FC Deutsche Post, das ist ein sogenannter Sportverein, da betätigen sich unsere Kolleginnen und Kollegen fußballerisch, im Laufen und im Radfahren. Wir haben da zum Beispiel auch eine Briefnationalmannschaft, Frauen, Männer, und die Fußballnationalmannschaft bei den Männern, da sind rund 20 Prozent Kollegen von außerhalb Deutschlands, und bei unserer Frauennationalmannschaft rund 13 Prozent.
Bürger: Sie haben eben schon von den ausländischen Mitbürgern gesprochen. Jedes Unternehmen hat ja so eine eigene Sprachkultur. Welche Begriffe benutzen Sie für Ihre Mitarbeiter im Unternehmen, die Wurzeln aus anderen Kulturen haben? Ausländer, Migranten? Wie nennen Sie die?
Scheuerle: Ja, also im Alltag heißen die Kollege und Kollegin, also da gibt es bei uns weder den Begriff Migranten noch den Begriff Ausländer.
Bürger: Und doch wird es vermutlich auch hier und da zu Konflikten kommen. Sie haben das bislang sehr positiv dargestellt. Was sind die größten Probleme in der Zusammenarbeit von Menschen verschiedener Kulturen? Wo gibt es konkret immer wieder Reibungspunkte, die tatsächlich dann auch etwas mit kultureller Verschiedenheit zu tun haben?
Scheuerle: Ja, also wenn ich das auf den Punkt bringen will, da gibt es mit unseren ausländischen Kolleginnen und Kollegen nicht mehr und nicht weniger Probleme als mit unseren deutschen Kolleginnen und Kollegen. Ein Niederlassungsleiter hat mir unlängst gesagt, ich glaube, er hat den Nagel auf den Kopf getroffen: Unsere ausländischen Kolleginnen und Kollegen sind so wenig Musterknaben wie unsere deutschen Kolleginnen und Kollegen. Wir sind froh, dass wir unsere ausländischen Kolleginnen und Kollegen haben.
Bürger: Die Unternehmen haben ja auch ein eigenes Interesse an der gelungenen Integration von Mitarbeitern. In welchen Bereichen setzen Sie also auch gezielt auf das Potenzial von Menschen nichtdeutscher Herkunft? Haben Sie dafür auch Beispiele?
Scheuerle: Ja, wir versuchen, die personelle Vielfalt insgesamt zu fördern. Das bezieht sich nicht nur auf die Kolleginnen und Kollegen mit ausländischem Pass, sondern wir versuchen auch, den Anteil von Frauen in Führungspositionen zu erhöhen, wir beschäftigen auch behinderte Kolleginnen und Kollegen, die wir natürlich integrieren wollen, und wir setzen auch ganz gezielt bei unserer Jugend, bei unseren Auszubilden an. Rund jeder zehnte Auszubildende kommt bei uns von außerhalb Deutschlands.
Bürger: Ist das nur eine Gutmenschenidee, oder zeigt sich in der Praxis auch, dass gemischt zusammengesetzte Teams – also diese Idee des Diversity Managements – tatsächlich besser arbeiten als homogene Gruppen?
Scheuerle: Das ist bei uns gerade kein Gutmenschentum, wir machen auch immer deutlich, dass wir keine Gutmenschen sind und auch keine Gutmenschen sein wollen, sondern wir sagen: Personelle Vielfalt ist für uns eine Bereicherung, personelle Vielfalt ist für uns Voraussetzung für unseren langfristigen wirtschaftlichen Erfolg, und als Dienstleistungsunternehmen ist es für uns auch am Markt ein Pluspunkt, wenn bei uns Menschen aus unterschiedlichen Nationalitäten arbeiten.
Bürger: Multikulti lebt – wie große Unternehmen Mitarbeiter aus vielen Kulturen integrieren, das schauen wir uns am Beispiel des Konzerns Deutsche Post DHL an, im Gespräch mit dem Personalvorstand Walter Scheuerle. Herr Scheuerle, wie wichtig ist denn eine vielfältige Mitarbeiterschaft, wie wichtig ist die für das Image eines so international operierenden Unternehmens? Das spielt ja sicher auch eine Rolle.
Scheuerle: Ja, das spielt eine sehr große Rolle. Die Deutsche Post DHL ist in über 220 Ländern und Territorien weltweit tätig, und diese Vielfalt, diese Internationalität, die muss sich oder sollte sich auch in unserer Belegschaft widerspiegeln.
Bürger: DHL wurde ja 1969 in San Francisco gegründet, agiert seit 1977 auch in Deutschland. Hat das amerikanische Einwanderungsmodell hier möglicherweise auch Einfluss gehabt?
Scheuerle: Ich denke, dass sich die DHL einerseits und die Deutsche Post andererseits, sagen wir mal, gesondert, getrennt entwickelt haben. Aber in einem trifft sich die alte Post, einmal mit dem hohen Anteil von ausländischen Kolleginnen und Kollegen vor dem Hintergrund der Migration von ausländischen Arbeitnehmern nach Deutschland, insbesondere in den Ballungsräumen ist da bei uns der Anteil bei der alten Deutschen Post groß, und natürlich auch von der Ausrichtung des universellen Postdienstes. Der Postdienst, Briefdienst ist von jeher auch von seiner Ausrichtung, von seinem Denken international, und da trifft sich die kulturelle Identität, die kulturelle Ausrichtung von der Deutschen Post einerseits und von DHL als weltweitem Express- und Logistikdienstleister andererseits.
Bürger: Derzeit wird ja nicht nur über die Probleme der Integration von Migranten geklagt, sondern auch über den massiven Fachkräftemangel. Deshalb will die Regierungskoalition jetzt ein spezielles Konzept für die Zuwanderung von hochqualifizierten Menschen ausarbeiten. Spielt dieses Problem in Ihrem Unternehmen auch eine Rolle, spüren Sie den Fachkräftemangel?
Scheuerle: Also wir spüren die Auswirkungen des demografischen Wandels bei der Anzahl der Bewerberinnen und der Bewerber, da ist das schon spürbar. Auf der anderen Seite sind wir noch in der Lage, das notwendige Personal zu gewinnen. Sicherlich ist es gesellschaftlich richtig, wenn wir in Deutschland auch sehen, wie wir qualifizierte Menschen von außerhalb Deutschlands gewinnen können. Aber das ist natürlich aus meiner Sicht nur die eine Seite der Medaille.
Auf der anderen Seite der Medaille müssen wir alles tun, damit die rund 20 Prozent junger Menschen pro Jahrgang, die ohne Hauptschulabschluss sind, die ohne qualifizierten Berufsschulabschluss sind, dass wir diesen Menschen helfen, entsprechend sich zu qualifizieren und entsprechend sich ins Berufsleben integrieren zu können.
Bürger: Und wie bewerten Sie die aktuellen Äußerungen von Horst Seehofer und Angela Merkel zur Integrationspolitik? Wenn man hört, wie Sie das Thema insgesamt angehen in Ihrem Unternehmen, bekommt man ja den Eindruck, es gibt eine deutliche Kluft zwischen Politik und Wirtschaft.
Scheuerle: Wissen Sie, ich persönlich lasse dort die Realität sprechen, und sozusagen ist Multikulti bei Deutsche Post DHL Realität. Und ich habe gesagt, wir setzen auf die personelle Vielfalt aus Voraussetzung für unseren langfristigen wirtschaftlichen Erfolg, und daran arbeiten wir, und ich denke, mit gutem Erfolg.
Bürger: Diversity-Management beim Konzern Deutsche Post DHL, dort gehört Multikulti zum Alltag. Einblick in die Integrationskonzepte des Post- und Logistikkonzerns gab uns Personalvorstand Walter Scheuerle. Danke Ihnen, Herr Scheuerle!
Scheuerle: Bitte schön!
Bürger: Tschüss!