Arbeitsfrei am Frauentag

Berlin gönnt sich einen neuen Feiertag

Eine roter Rahmen steht steht auf einem Kalender auf dem 8. März 2019
Dieses Jahr fällt der 8. März auf einen Freitag – so können sich die Berliner über ein langes Wochenende freuen © Deutschlandradio / Simone Maurer
Von Claudia van Laak |
Unter den Bundesländern hatte Berlin bislang die wenigsten Feiertage, zieht jetzt aber nach: Der 8. März, der internationale Frauentag, wurde vom rot-rot-grünen Senat zum gesetzlichen Feiertag erklärt. Das freut die Arbeitnehmer und ärgert die Unternehmen.
Bayern hat 13, Baden-Württemberg 12, Berlin bislang nur neun gesetzliche Feiertage. Grund genug, nachzuziehen. Doch welchen Tag sollte man auswählen? Den 8. Mai? Oder den 9. November? Oder den Reformationstag, den 31. Oktober? Den haben alle Ost-Länder, außer Berlin. Da die Hauptstadt rot-rot-grün regiert wird, ist die Entscheidung eine andere.
"Ich bin für den 8. März als Feiertag, weil es ein wichtiges Datum ist, um weitere Frauenrechte zu erkämpfen."
"Ich bin für den Frauentag, weil er für alle Frauen wichtig ist."
"Ich bin den 8. März als Feiertag als Symbol der Wertschätzung für die Arbeit der Frauen."

Außergewöhnliche Kreativität bei den Christdemokraten

"Ich bin nicht für den 8. März …", sagt dagegen der CDU-Fraktionsvorsitzende Burkhard Dregger. "Weil ich nicht Routine im Gedenken haben möchte, sondern ich möchte, dass wir bewusst Gedenktage begehen."
Die Debatte über einen neuen Feiertag in Berlin hat außergewöhnliche Kreativität bei den Christdemokraten freigesetzt. Ihr Vorschlag: jedes Jahr ein anderes Datum.
"Wir könnten uns eben auch vorstellen, dass am 30. Jahrestag des Mauerfalls ein einmaliger Feiertag stattfindet. Oder an einem Jubiläumstag im Hinblick auf die Luftbrücke. Auch das ist in diesem Jahr ein rundes Jubiläum. Oder andere zu definierende wichtige Jubiläen für Berlin und Deutschland."

Mehrheit entscheidet sich für den 8. März

Doch die Mehrheitsverhältnisse sind andere, es wird also der 8. März. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller, SPD:
"Hier geht es auch darum, sich am 8. März auch bewusst zu machen, dass viel uns gelungen ist im Zusammenleben in unserer Gesellschaft, was Gleichstellung und Gleichberechtigung anbelangt, aber auch noch viel zu tun ist. Es gibt immer noch keine echte Gleichstellung zwischen Männern und Frauen, wenn man alleine an die Arbeitswelt denkt, wo Männer mehr verdienen als Frauen für die gleiche Arbeit.
Es gibt viele andere Lebensbereiche, sich das bewusst zu machen, und dann gemeinsam daran arbeiten, dass es besser wird. Das ist eigentlich die Aufgabe eines solchen Feiertages."

Bereits in sechs Wochen ist arbeitsfrei

Berlins Landesregierung und ihre Verwaltung sind normalerweise nicht für besonderes Tempo bekannt. Doch diesmal geht es schnell – bereits in sechs Wochen ist arbeitsfrei. Der Grund dafür – der 8. März 2020 fällt auf einen Sonntag, würde den Wählerinnen und Wählern also gar nicht auffallen. Erstaunlich viele haben den neuen Feiertag schon in ihrem Kalender vermerkt.
"Das ist der Weltfrauentag, ich finde das gut, das ist meine Meinung dazu."
"Ich habe davon gehört, ja. Ist okay."
"8. März? Das wusste ich nicht, nein."
"Das habe ich mit Wohlwollen zur Kenntnis genommen. Ich habe mich gefreut. Das wurde Zeit."

Herausforderung für Unternehmen und Kliniken

Die außergewöhnlich kurze Zeit zwischen Inkrafttreten des neuen Gesetzes und dem Feiertag bringt allerdings viele Unternehmen in die Bredouille. Operationen müssen umgeplant, Dienstpläne neu geschrieben, Produktionen verlegt werden. Der Unternehmer Thomas Dreusicke ist sauer:
"Die Frage ist, ob wir nicht wirklich andere Probleme haben momentan, die vordringlicher sind. Wenn man jetzt aus populistischen Gründen etwas übers Knie brechen möchte, nur um bei den Wählern 1,2 Prozentpunkte abzuräumen, ist das absolut unmöglich."

Kostspieliges Geschenk an die Wähler

Für sein Kunststoffunternehmen rechnet Dreusicke mit einem Umsatzausfall von 30-50.000 Euro durch diesen neuen Feiertag. Das Argument, Bayern und Baden-Württemberg hätten sehr viel mehr Feiertage, Berlin müsse deshalb nachziehen, lässt er nicht gelten.
"Wir haben zwar ein paar weniger Feiertage als die Südländer, komischerweise sind aber die Südländer deutlich erfolgreicher als Berlin."
Die IHK beklagt, das Berliner Bruttosozialprodukt schrumpfe durch den Feiertag um 160 Millionen Euro – der 8. März sei deshalb ein kostspieliges Geschenk an die Wähler.
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