Yannik Möker

Ein arbeitsloser Fußball-Profi auf der Suche

05:56 Minuten
Yannik Möker vom FSV Zwickau (vorn) im Zweikampf gegen Lukas Kunze vom VfL Osnabrück
Yannik Möker (vorn) spielte drei Jahre beim FSV Zwickau. © Imago / osnapix / Titgemeyer
Von Nicol Ljubic |
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Fußball-Profis, die keinen Verein finden, vergisst man gern mal im Angesicht der Millionen-Transfers. Yannik Möker hat die vergangenen Jahre beim FSV Zwickau in der dritten Liga gespielt – und ist nun zum ersten Mal seiner Karriere arbeitslos.
Eine Halle in Braunschweig: Dreimal die Woche kommt Yannik Möker hierher, um sich mit einem Personaltrainer fitzuhalten. Yannik stemmt Gewichte, macht Intervallläufe, arbeitet mit Medizinbällen, bis er nach einer Stunde komplett durchgeschwitzt ist.

"Mein Tagesablauf ist gerade immer der gleiche. Ich stehe morgens auf, dann bin ich allein zu Hause. Ich wohne gerade wieder bei meinen Eltern, dann muss ich erst mal eine Stunde mit meinem Hund spazieren gehen, so wie jeden Tag", sagt er. "Dann gehe ich zehn bis zwölf Kilometer laufen, dann zum Personaltraining. Dann kriege ich meistens bei meiner Oma Mittagessen. Abends gehe ich dann wieder los zum Training oder gehe noch mal laufen, fahre Fahrrad. Das ist so jeden Tag mein Tagesablauf." 

Möker spielt seit zwei Jahrzehnten Fußbaall

Yannik Möker ist 24 Jahre alt und spielt seit 20 Jahren Fußball. Mit vier fing er beim TSV Gielde an, mit zehn wechselte er für zwei Jahre zu Eintracht Braunschweig, dann kam er in den Nachwuchs vom VfL Wolfsburg, wo er es bis in die zweite Mannschaft der Herren schaffte.
Weil sie damals den Aufstieg in die dritte Liga verpasste, wechselte Yannik mit 20 nach Zwickau. Es war immer sein Traum, Profi zu werden.

"Wenn man in der dritten Liga Fußball spielt, ist man Profi - und das heißt Vollzeit angestellt Fußballer. Kein Spieler in der dritten Liga macht nebenbei noch einen Minijob oder sonst etwas, es ist ein Vollzeitjob." 

Bis zu 10.000 Euro Verdienst in der dritten Liga

Wer es wie Yannik Möker in die dritte Liga schafft, kann gut vom Fußball leben. Ein Stammspieler verdient zwischen 5000 und 10.000 Euro im Monat. Seit Kindheit an hat Yannik Möker alles auf die Karte Fußball gesetzt.

"Ich war mein ganzes Leben lang Fußballer und habe auch nur meinen Schulabschluss nebenbei gemacht und habe nichts anderes in der Tasche. Ich hatte mal eine kaufmännische Ausbildung angefangen, die ich nicht beenden konnte. Aber ich kann mich jederzeit zu einer Nachprüfung anmelden. Die würde ein halbes Jahr dauern und dann wäre ich Kaufmann für Büromanagement."

Möker möchte bald wieder professionell spielen 

Aber daran mag er derzeit nicht denken. Er hofft, dass er bald wieder professionell Fußball spielen wird.
Im Sommer hat er deswegen auch das vierwöchige Proficamp der Spielergewerkschaft VDV besucht. Es bietet vereinslosen Spielern die Möglichkeit, sich im Mannschaftstraining fitzuhalten.
Das Camp gibt es seit 2003, etwa 1000 Spieler haben es seitdem durchlaufen, die meisten von ihnen aus der 2. und 3. Liga, zu den Teilnehmern gehörten aber auch schon Erstliga- und Nationalspieler. Das Camp wird vom ehemaligen Bundesliga-Trainer Peter Neururer geleitet. 80 Prozent der Teilnehmer, so heißt es, finden anschließend einen neuen Verein.   

Das Trainingslager ist auf jeden Fall cool gewesen, weil man mit anderen Leuten zusammen ist, die in der gleichen Situation sind. Da tauscht man sich aus und fragt, wie die sich fühlen, was ihre Gedanken sind oder was ihre Pläne sind. Das hat mir extrem weitergeholfen, weil ich dann auch von älteren Kollegen erfahren habe, dass die auch in einer solchen Situation sind und mir gut zugesprochen haben, dass ich noch jung bin, dass ich noch Zeit habe und mir da keinen Kopf machen soll.

Yannik Möker

Fußballer bei einem Proficamp der Spielergewerkschaft VDV in Duisburg für arbeitslose Fussballer,
Spieler bei einem Proficamp in Duisburg für arbeitslose Fussballer,© dpa / picture alliance / Ralf Ibing
Es ist auch nicht so, dass Yannik noch keine Angebote bekommen hätte, aber das für ihn passende war noch nicht dabei. Er möchte gern Profi bleiben, das heißt: weiterhin dritte Liga oder höher spielen. 

"Mein Berater ist sehr optimistisch. Es gab auch ein paar Angebote, aber die haben mich nicht zu 100 Prozent überzeugt. Ich möchte jetzt einen richtigen Schritt in meiner Karriere machen und den nächsten Schritt genau überlegen, weil ich gerade in einem guten Alter bin." 

Im Fußball kann es schnell gehen

Im Fußball kann es schnell gehen. Täglich könnte der Anruf seines Beraters kommen. Dann heißt es, los, pack deine Koffer, wir müssen zum Probetraining fahren oder fliegen.
Es muss nicht zwangsläufig Deutschland sein, Yannik kann sich auch das Ausland vorstellen. Im Moment aber kann er nur warten und sich fithalten.

"Ich wünsche mir jeden Tag, dass mein Telefon klingelt. Ich bin heiß, ich sehne mich danach, wieder Fußball zu spielen. Ich vermisse es."

Selbstzweifel hat er keine

Selbstzweifel hat er nicht. Er denke immer positiv, sagt Yannik Möker. Spätestens bis zum 31. Januar will er einen neuen Verein haben. Und endlich wieder seinem Beruf nachgehen und richtig Fußball spielen.

"Die Liste ist natürlich lang von Spielern, die auch mal in meiner Situation gesteckt haben, die dann vereinslos sind oder waren und dann später darüber lachen konnten, weil die dann trotzdem eine sehr coole und steile Karriere hingelegt haben. Deswegen stimmt mich das auch sehr positiv, dass ich bald wieder einen Verein finden werde."

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