Archäologen-Fund in Jordanien

Ein Loblied auf die Steinzeit-Stulle

Roggenmischbrot
Es gibt über 3000 Sorten Brot in Deutschland. © picture alliance/dpa/Foto: Marcel Kusch
Von Klaus Pokatzky |
Bereits vor über 14.000 Jahren wurden brotartige Speisen verzehrt. Das haben Archäologen nun herausgefunden. Von der Brotkultur lässt sich einiges lernen in diesen unzivilisierten Zeiten in Sachen Vielfalt und Respekt.
Jauchzet, Frohlocket! Der Mensch ist schon viel länger ein Kulturwesen, als wir das bisher für möglich gehalten haben. Dänische und britische Archäologen haben in Jordanien also entdeckt, dass dort schon vor 14.400 Jahren brot-artige Speisen verzehrt wurden. Die Steinzeit-Stulle baut uns auf. Und das brauchen wir in diesen unzivilisierten Zeiten dringend.
Sehen wir uns nur auf unseren teutonisch-abendländischen Straßen um – und blicken wir in der weiten Welt auf Präsidentensessel. Was und wen wir da sehen, lässt ja nur einen Schluss zu: Es kann noch nicht allzu lange her sein, dass das zweibeinige männliche Wesen von Baum zu Baum gehüpft ist – und sich dabei zu merkwürdigem Grunzen auf die Brust geklopft hat.

Herrscher heute – klug wie Brot

Und jetzt wissen wir: Die Zivilisation des Brotes ist 4000 Jahre älter, als wir bisher dachten. Und wie stolz können wir Deutschen auf unser Brot sein! Da lassen wir dem einen Klopfer auf seinem Präsidentenstuhl gerne sein Russisch Brot und dem anderen Hüpfer seinen american toast. Das eine ist ja nichts anderes als ein schrecklich süßlicher Keks, das andere schmeckt einfach nur labberig nach nichts. Die dazu passenden Herrscher sind entsprechend – und einfach klug wie Brot.
Aber wir! Und unser Brot. Wo sind wir Weltmeister? Wer hat mehr als 3000 verschiedene Brotarten? Wir! Was müssen wir da noch dem Fußball hinterherlaufen, wenn uns beim Überlebensnotwendigen niemand einholen kann? Keiner nimmt uns das Brot von der Butter.

Vielfalt im Brotregal

Wer nie ein Brot aus Deutschland aß – hätte unser guter Goethe da gesagt – der kennt uns nicht, Ihr fremden Mächte… Von unserer brotlichen Vielfalt lernen, heißt Toleranz lernen. Nein, mehr: Unsere Brotwelt erkunden, heißt Respekt vor dem anderen üben, auch mal Ungewohntes, Unbekanntes mit Genuss kennenlernen. Alle Farben liegen in den Brotregalen friedlich nebeneinander: weiß und schwarz, braun und gelb.
Davor hat auch die Kulturorganisation der Vereinten Nationen, die Unesco, voller Bewunderung das Messer gezogen und unsere Brotkultur als nationales Kulturerbe anerkannt. Danke Unesco, danke bayerischer Bäcker. Danke, Du Dinkel aus dem Schwabenland, danke westfälischer Weizen, danke sächsischer Roggen.
Unser deutsches Brot gib uns morgen und immerdar. Jauchzet, Frohlocket! Preiset die Brote. Und darauf jetzt ein Weizen: Flüssig.
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