Was wir einmal hinterlassen haben werden
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Zukünftige Archäologen werden keine Probleme haben, Relikte unserer Kultur zu finden, so gewaltig ist die Masse menschengemachter Dinge inzwischen. Wir sollten daran arbeiten, was wir der Zukunft zu lesen geben, sagt der Geobiologe Reinhold Leinfelder.
Angenommen, in einigen Tausend Jahren graben künftige Archäologen nach Zeugnissen unserer heutigen Kultur: Was werden sie dann erfahren, was über die Menschen am Anfang des 21. Jahrhunderts lernen?
Vermutlich jede Menge. Denn die Erde ist inzwischen überfüllt mit Dingen und Gegenständen, die der Mensch hergestellt hat. Nach einer neuen Studie wiege alles Menschengemachte ungefähr so viel wie alles Leben auf der Erde, sagt der Geobiologe Reinhold Leinfelder, nämlich ungefähr eine Billion Tonnen.
Und wenn man alle an Verarbeitungsprozessen beteiligten Materialien noch dazu nehme und den Müll, dann seien es schon 30 Billionen Tonnen: "Das kann man sich gar nicht vorstellen, das ist eine Zahl mit 13 Nullen." Gleichmäßig auf die gesamte Erde verteilt, lagerten so 50 Kilogramm auf jedem Quadratmeter.
Der Mensch habe die Natur bereits so verändert, dass es nur noch ein Viertel "Ur-Natur" gebe, sagt der Professor für Paläontologie am Institut für Geologische Wissenschaften der Freien Universität Berlin.
Die sogenannte Technosphäre - alles von Menschenhand Geschaffene - breite sich bereits über 45 Prozent des Landes aus. Die Archäologen der Zukunft werden vermutlich ohne Schwierigkeiten in der Lage sein, herauszufinden, wie wir gelebt, was wir hergestellt, gebaut und verbraucht haben. Die Frage sei aber, "was wir denen zu lesen geben", sagt Leinfelder.
Die Erde ist nicht einfach nur für uns da
"Wir sollten verstehen, dass die Erde nicht einfach (nur) da ist, um sie zu nutzen", betont der Geobiologe. Leinfelder plädiert deswegen dafür, nicht mehr von der "Umwelt" zu sprechen. "Wir sollten eher von der Uns-Welt sprechen, in dem Sinne, dass wir Teil des Systems sind."
Um einen besseren Eindruck von uns für künftige Generationen zu hinterlassen, müsse der Mensch noch viel mehr zum Wirtschaften in Kreisläufen kommen und das Prinzip "Weniger ist mehr" verfolgen. Denn zukünftige Generationen sollten sich ja auch noch frei entfalten können und "nicht nur irgendwelchen Problemen hinterherlaufen", mahnt Leinfelder.
(ahe)