Zu seinem 90. Geburtstag widmet das von ihm selbst entworfene Karikaturmuseum in Krems Gustav Peichl eine Ausstellung "Jetzt mal keine Politik! Cartoons von 1948 bis 2018". Ab dem 21. März zeigt auch das Museum für angewandte Kunst MAK in Wien eine Peichl-Ausstellung: "15 Bauten zum 90sten".
"Jedes Haus hat erotische Zonen"
Aus Gustav Peichls Atelier stammen die Entwürfe vieler bekannter Gebäude, etwa der Bonner Bundeskunsthalle oder des Millenniums-Towers in Wien. An seinem 90. Geburtstag sprechen wir mit dem Wiener Baumeister, dem es immer um die Sinnlichkeit in der Architektur ging.
Heute feiert der Wiener Baumeister Gustav Peichl seinen 90. Geburtstag. Zahlreiche öffentliche Bauten in Deutschland und Österreich tragen seine Handschrift: die Bundeskunsthalle in Bonn, etwa, die Probebühnen der Münchner Kammerspiele und des Wiener Burgtheaters oder der Millenniums-Tower.
Auch zahlreiche Landesstudios des ORF hat er gestaltet: Mit einem kreisrunden Kern, um den herum die Studios und Verwaltungsräume gruppiert sind, wirken sie wie Tortenstücke. Deshalb nennt man diese Funkhäuser gerne "Peichl-Torten".
Architektur, die Sinnlichkeit ausdrückt
"Das Zentrum der inneren Halle, das muss Proportion haben, das muss Atmosphäre haben, und die erotischen Zonen. Das hat nichts mit Sex zu tun, aber mit Eros. Das wirkt auf die Menschen, wenn sie hineinkommen und sich dort wohlfühlen", sagt Peichl. "Und dann die angeschlossenen Studios (…) jeder Raum, wo man ein Studio drinnen hat, wo aufgenommen wird, ein Interview oder ein Musikstück oder was auch immer, das wirkt ja weiter. Und in dieser Wirkung gibt es wirklich Eros."
Diesen Eros müsse man als Architekt verfolgen, so Peichl über sein Credo:
"Aus meiner Sicht ist meine Architektur inhaltlich und äußerlich so geplant, dass jedes Haus Zonen hat, die sinnlich sind und die die Sinnlichkeit ausdrucken. Die erotischen Zonen hat jedes Haus, das qualitätvolle Architektur hat."
Neben der Architektur arbeitete Peichl jahrzehntelang als Karikaturist "Ironimus" für verschiedene deutsche und österreichische Zeitungen, unter anderem für die "Süddeutsche". Er habe Spaß an guten Politikern gehabt, sagt Peichl. "Das hat ja begonnen bei Adenauer in der Bundesrepublik, Erhard, dann Helmut Kohl und bei uns in Österreich Bruno Kreisky natürlich." (uko)