Architekt Michael Schumacher

Gewölbte Wiesen und begehbare Piktogramme

35:07 Minuten
Der Architekt Michael Schumacher
Der Architekt Michael Schumacher baut markant, aber nicht aufdringlich. © Kirsten Bucher
Moderation: Tim Wiese |
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Bekannt wurde das Architekturbüro von Michael Schumacher mit der roten Info-Box am Potsdamer Platz. Es folgten Wohn- und Geschäftshäuser, Kulturbauten und sogar eine Autobahnkirche. Doch sein Lieblingsprojekt liegt unter der Erde.
"Dauerhaft und schön muss es sein", so plane sein Architekturbüro, sagt Michael Schumacher von "schneider+schumacher". "Wir würden eigentlich schon jedes Gebäude bauen, aber ich würde kein Atomkraftwerk bauen wollen." Also nichts, was langfristig ein Problem darstellen könnte. Nachhaltigkeit ist wichtig, eine gute Konzeption und die stimmige Entwurfsstrategie.
Die gab es auch bei der Infobox: Dieses für die Baustelle des Potsdamer Platzes in Berlin gedachte Gebäude auf Stelzen erinnerte an einen Baucontainer und passte deshalb bestens in die noch zu schaffende Umgebung. Jetzt erinnern nur noch ein paar Paneele im Konferenzraum der Architekten an die 2001 wieder abgebaute Box.

"Räume schaffen und Räume lassen"

Schumacher selbst wohnt in einem‘"relativ unspektakulären" kleinen Frankfurter Stadthaus, nicht von ihm entworfen. Das sei auch gut so: "Der Architekt tut ganz gut daran, diesen Widerpart des Bauherrn zu haben, der er nicht selber ist, das führt dazu, dass die Bauten normaler sind. Architektenhäuser haben eine gewisse Tendenz zur Peinlichkeit, wenn sie es selber machen." Nicht "architektisch" übertrieben gestalten, wie er sagt, sondern "Räume schaffen und Räume lassen".
In der gleichen Straße wie Schumachers eigene Wohnung befindet sich das Frankfurter Städel Museum - und dessen von ihm und seinem Partner Till Schneider entworfene unterirdische Erweiterung. "Ein riskantes Unterfangen, weil man natürlich nicht gerne in den Keller geht. Wir haben das aber durch einen Hügel, der von außen sichtbar ist, verwandelt in ein emblematisches Gebäude, was man erkennen und wiedererkennen kann. Ein sehr poetischer lustiger Hügel."
Dieser gewölbte Garten mit eingelassenen Sichtfenstern wird von manchen auch scherzhaft als Teletubbie-Land bezeichnet, was die Architekten aber nicht stört: "Das gefällt uns sehr gut. Wenn es uns gelingt etwas zu kreieren mit Assoziationen, dann sind wir schon sehr weit gekommen."

Konzeptionen für seltsame Gebilde

Markant bauen aber nicht aufdringlich: Mit dieser Strategie hat seine Firma großen Erfolg. Seit einiger Zeit ist das Büro auch in China aktiv. Bisher mit sehr guten Erfahrungen, wie beispielsweise mit dem deutlich effizienteren Verfahren bei Architektur-Wettbewerben. Zu den politischen Verhältnissen in China möchte Schumacher sich nicht äußern, auch wenn im Büro darüber debattiert wird, was das für die Arbeit bedeutet.
Ergebnis dieser Diskussionen: "Unsere Arbeit besteht darin, Konzeptionen zu finden für die Probleme, die dort existieren, - und das sind gute Konzeptionen." Eine gut aufgegangene Konzeption ist für ihn die Autobahnkirche im Siegerland. An einem unwirtlichen Ort an der A 45 hat sein Büro einen Bau in Form des Piktogramms, das an Autobahnen auf Kirchen verweist, errichtet - also ein gebautes Piktogramm: "Ein sehr seltsames Gebilde, ein unbekanntes Gebilde, und das fanden wir toll."
(mah)
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