"Die Politik muss unbedingt eingreifen"
In Deutschland mangelt es an günstigen Wohnungen, vor allem in den Ballungsräumen. Mit hoher Verdichtung könne das anders werden, sagt der Architekt Andreas Becher am heutigen Welttag der Städte. Dem Markt dürfe man den Wohnungsbau nicht überlassen.
Explodierende Mieten, teure Eigentumswohnungen: Diese Entwicklung in Städten Deutschlands wird immer prekärer, gerade für Normalverdiener. Dass in Berlin eine so große Fläche wie der ehemalige Flughafen Tempelhof aufgrund eines Bürgerentscheids bisher nicht bebaut wurde, ist nach Meinung Bechers ein Unding: "Was viele gar nicht wissen: dass dieses Tempelhofer Feld so groß ist wie die Fläche von dem Kleinstaat Monaco. Das muss man sich einfach mal klarmachen, wie viel Platz dort eigentlich wäre, um Wohnungsbau zu machen."
Keinen Flächenfraß vorantreiben
Der Architekt betont: "Wir brauchen bezahlbaren Wohnraum." Dafür müsse mit dem Baugrund sparsam umgegangen werden: "Man muss natürlich in den Ballungsgebieten, wo Infrastruktur, U-Bahn, Schulen, Kindergärten, alles das schon vorhanden ist, möglichst hoch verdichten, um nicht Flächenfraß voranzutreiben." Betonsiedlungen könne man heutzutage aber nicht mehr bauen, vielmehr seien begrünte Fassaden und Dächer sowie Freiflächen "mit Aufenthaltsqualität" notwendig.
Der internationale Markt mag Deutschland
Über den Trend hin zu immer teureren Immobilien meint Becher, dies könne nicht allein der Markt regeln: "Da muss die Politik unbedingt eingreifen." Dass derartige Wohnungen so gut verkäuflich sind, habe einen Grund: "Weil auf dem internationalen Markt Deutschland immer noch als das Land gilt, wo Sie Sicherheit haben, nicht alle drei Wochen irgendeinen Anschlag. Und die Leute investieren gern in einem Umfeld, wo sie sicher sein können." Das seien oft "ganz normale Menschen" aus China oder den USA, die sagen: "Ich wollte schon immer eine Wohnung in Berlin haben." (bth)