Architektin
Hätte eine Begegnungsstätte für Architektinnen werden können: das Haus Marlene Poelzig. © Initiative Marlene Poelzig
Das Haus Marlene Poelzig ist wohl Geschichte
08:20 Minuten
Gegen den Abriss hat sich Protest formiert, doch wohl vergeblich: Das Haus Marlene Poelzig ist akut bedroht. Es sei eines der wenigen Zeugnisse für das moderne Bauen, das von einer Frau konzipiert worden ist, sagt die Architektin Ulrike Lauber.
Die Bagger sind da, erste Mauern sind bereits gefallen. Das Haus Marlene Poelzig im Berliner Ortsteil Westend könnte bald Geschichte sein. Ulrike Lauber, Architektur-Professorin an der Berliner Hochschule für Technik, hat eine Initiative gegründet um den Abriss zu verhindern.
"Wir waren mit einigen Leuten vor Ort, haben noch einen Augenblick die Abrissarbeiten stoppen können und wollen ein kleines Moratorium erreichen", sagt Lauber.
Statt Abriss Künstlerinnenresidenz?
Aber das Ziel, das Gebäude zu einer Künstlerinnenresidenz auszubauen und zu einem Platz der internationalen Begegnung von Architektinnen zu machen, scheint in weiter Ferne: "Es wird schwierig", fasst Lauber die Lage zusammen.
"Das Haus ist eines der wenigen Zeugnisse für das moderne Bauen, das von einer Frau konzipiert worden ist", beschreibt Lauber die Bedeutung des Ensembles für die Berliner Architekturgeschichte.
Die Villa hat eine bewegte Geschichte hinter sich. 1930 wurde sie nach einem Entwurf von Marlene Poelzig gebaut. Sie sollte als Wohn- und Atelierhaus für ihre Familie dienen. Marlene Poelzig hatte drei Kinder und war mit dem Architekten Hans Poelzig verheiratet, der unter anderem das Haus des Rundfunks in Berlin gebaut hat.
Sieben Jahre später verkauften die Poelzigs Haus und Grundstück an den Regisseur des Nazi-Propaganda-Films "Jud Süß", Veit Harlan: "Keine gute Episode in den Zeiten des Hauses. Er hat es gekauft, aber hat ihr das Geld nie gezahlt, bis zur Währungsreform nach dem Krieg, wo es dann nichts mehr wert war. Eigentlich hat er das Haus übernommen", sagt Lauber.
Kein Denkmalschutz wegen Satteldach
In den 1970er-Jahren wurde das Gebäude massiv umgebaut, ein Satteldach wurde aufgesetzt: "Deswegen hat es keinen Denkmalschutz bekommen können", sagt Lauber.
Ganz aufgegeben hat die Architektin den Traum, auf dem Gelände ein Begegnungszentrum für Architektinnen einzurichten, aber noch nicht. Die Initiative verhandelt mit dem aktuellen Bauherren: "Der Gedanke, die Idee des Grundstücks und des Hauses, das ist natürlich alles noch da", sagt Lauber.