Architektur

Die sichtbar unsichtbare Mauer

Ein angelegter Mauerstreifen - hier am ehemaligen Grenzübergang Checkpoint Charlie - dokumentiert in Berlin den Verlauf der ehemaligen Mauer.
Leipziger Innenstadt im neuen Glanz: Die Städte in Ostdeutschland sind alle saniert © dpa / picture alliance / Robert Schlesinger
25 Jahre Mauerfall – der friedlichen Revolution in der ehemaligen DDR folgten massive Investitionen in die ostdeutsche Infrastruktur, vor allem in Gebäude. Unser Architekturkritiker Nikolaus Bernau über ein Vierteljahrhundert deutsche Baugeschichte.
Die Mauer in Berlin kann man heute noch sehen – und zwar am besten dort, wo sie gar nicht mehr da ist. Denn neben Einzelteilen der Mauer, die erhalten wurden, zum Beispiel an der Gedenkstätte Bernauer Straße, gibt es auch einen breiten Streifen von neuen Häusern und Parks, die auf den Flächen entstanden sind, wo einst Mauer und Niemandsland war.
Dieser Streifen zieht sich von Treptow hoch bis nach Reinickendorf, und wurde innerhalb von zehn bis 15 Jahren stilistisch weitgehend einheitlich bebaut, wie der Architekturexperte Nikolaus Bernau betont: "Da haben wir die Mauer im Grunde immer noch stehen."
Im durchsanierten Ostteil Berlins ist heute nichts mehr, wie es 1989 war. Aber auch das Kreuzberg von heute habe mit dem Kreuzberg von 1989 nichts mehr zu tun, sagt Bernau. Historisch einmalig sei aber, dass ein Teil eines Landes einen anderen so stark subventioniert, das sich dieser vollständig sanieren kann. Heute gibt es auf der Welt wenige Gebiete, die eine so moderne Infrastruktur wie Ostdeutschland haben.
Jetzt sind die westdeutschen Städte dran - im Ruhrpott sieht es mancherorts so aus wie in der DDR 1989
Die Leistung des Westens war immens – und dennoch wurden auch viele Fehler gemacht, so Bernau. So wurde das westdeutsche Planungsrecht auf die Kommunen in den neuen Bundeländern schnell eins zu eins übertragen. Diese hatten aber noch überhaupt keine Fachleute, die planen konnten. Ergebnis: Der Bau unsinniger Gewerbegebiete und viel zu großer Kläranlagen und Schwimmhallen, die heute weitgehend verlassen sind.
Die Lehre aus der Geschichte: "Wir müssen erst mal sichern, was wir erreicht haben. Nämlich die Sanierung der Altstädte weiter betreiben und vor allen Dingen: Jetzt wieder neu anfangen", sagt Bernau. Und: "Jetzt sind langsam die West-Städte dran: Wenn man nach Aachen oder in den Ruhrpott fährt, da sieht es teilweise so aus wie in der DDR 1989. Da fährt man auf Verschleiß. Das darf man sich nicht noch mal leisten."
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