Museen mit digitalen Ausstellungen
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Architektur im Netz erfahrbar machen: Einige Museen und Galerien geben sich derzeit bei dieser dreidimensionalen Herausforderung große Mühe - mit virtuellen Führungen, historischen Zeichnungen und Modellen zum Nachbauen für die Lego-Generation.
Meisterwerke von Raffael, Vermeer oder van Gogh kann man sich dank guter Museumswebsites zumindest virtuell aus der Nähe anschauen - trotz Coronakrise.
Bei Architektur ist diese "Erfahrbarkeit" allerdings schwieriger herzustellen. Denn auf Fotos ist der dreidimensionale Raum nur schlecht vermittelbar. Architekturmodelle leben gerade davon, sie von allen Seiten zu betrachten – "das hat auch viel mit dem umgebenden Raum zu tun", sagt Architekturkritiker Nikolaus Bernau.
Wie lösen die vielen Institutionen, die sich mit der Vermittlung von Architektur beschäftigen, dieses Problem? Bernau ist durchs Netz gesurft und erlebte einige Enttäuschungen. Die Architekturmuseen in Wien und Berlin, zum Beispiel – Fehlanzeige. Sie täten so, als fände Corona nicht statt, sagt Bernau.
Aber es gibt auch positive Beispiele. Etwa das Aedes Architekturforum in Berlin. Das zeigt derzeit eine Ausstellung über das dänische Architekturbüro Cobe in Kopenhagen und deren Ideen für den ökologischen Stadtumbau.
Aus der Not eine Tugend gemacht
"Die haben dort ein riesiges Holzgerüst, und in einem Video wird auch tatsächlich jemand gezeigt, der darin herumläuft, etwas über die Architekturbeispiele erzählt und was man insgesamt zu dem Thema machen kann", erzählt Nikolaus Bernau.
Auch das Canadian Centre for Architecture (CCA) macht aus der Not eine Tugend, findet Bernau: Alle Talks und sonstige Veranstaltungen im Rahmen einer aktuellen CCA-Ausstellung in Buenos Aires werden gestreamt. Sehr angetan ist Bernau auch vom Schweizerischen Architekturmuseum in Basel: Dort werden virtuelle Führungen in Echtzeit angeboten. Das sei toll und informativ.
Weitere Highlights bieten das Berliner Architekturmuseum der Technischen Universität Berlin und das Deutsche Architekturmuseum in Frankfurt am Main: In Berlin kann man sich teils jahrhundertealte Architekturpläne anschauen – etwas die vom Schwimmbad der Zarin Katharina der Großen. Und das in "hervorragender Auflösung".
In Frankfurt wiederum habe das Deutsche Architekturmuseum ein gutes Angebot für "geplagte Eltern und geplagte Kinder": Auf der ansonsten "sturzlangweiligen Seite" gebe es einen Link, der zur Architekturmodellsammlung führe – insgesamt 1200 Fotos, die sich wunderbar dafür eigneten, um die Modelle mit Lego nachzubauen.
Auf jeden Fall, so Bernau, lohne es sich für alle Institutionen, "in gute ‚Digitalisate‘ zu investieren, denn die kann man später mal für didaktische Projekte nutzen".
(mkn)