Städtebau

Mehr Mut in der Architektur

08:12 Minuten
Illustration einer Futuristisch anmutenden umweltfreundlichen Stadt mit Bäumen auf Dächern.
„Ich glaube auch, dass es eigentlich eine tolle Zeit für Architekten ist, die Lust daran haben, Sachen umzudenken“, sagt Maak. „Denn wir sind, was vielen gar nicht richtig bewusst ist, in der größten Krise der Stadt seit Beginn der Moderne.“ © imago / Ikon Images / Sam Brewster
Niklas Maak im Gespräch mit Katja Bigalke |
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Architektur muss mutiger werden. Eine alte Forderung, die in Anbetracht heutiger Entwicklungen wie Klimawandel und Umbruch der Städte umso dringlicher erscheint. Wie könnte sie also aussehen, mutige Architektur?
„Wir haben im Moment eine Situation, in der das Bauen eher von Angst geprägt ist“, sagt Niklas Maak, Architekt und Architekturkritiker bei der „FAZ“. Die Regierung hat, was ja sinnvoll ist, den sehr ehrgeizigen Plan, in relativ kurzer Zeit 400.000 Wohnungen zu bauen. Und natürlich fragen sich alle, die das bauen müssen, wie sollen wir denn das schaffen? In der Zeit mit dem Budget?“
Gleichzeitig sei klar, dass man aufgrund des Klimawandels nicht mehr weitermachen könne, wie bisher: mit Beton und einem enormen Ressourcenverbrauch. Dafür brauche es aber nicht nur mutige Architekten, sondern auch mutige Auftraggeber.
"Wir sind, was vielen gar nicht richtig bewusst ist, in der größten Krise der Stadt seit Beginn der Moderne", sagt Maak.

Die Stadt neu erfinden

Die Digitalisierung führt dazu, dass mehr von zuhause gearbeitet und anders einkauft wird als früher. Bürotürme, Einkaufszentren, Postämter aber auch Kinos stehen also plötzlich leer. „In dieser Situation des radikalen Umbruchs muss man die Stadt neu erfinden“, meint der Architekturkritiker.
„Vielleicht muss man sie gar nicht retten. Vielleicht muss man nur mutig umdenken und sagen, da kann was anderes stattfinden. Da kann man wohnen, vielleicht auch, wo vorher ein Büro war.“

Bestehende Strukturen erhalten und neu denken

Mutig ist Architektur also nicht nur, wenn sie Großes, Ungewöhnliches erschafft, sondern auch, wenn bestehende Strukturen aufrecht erhalten und neu gedacht werden. So, wie es die französischen Architekten Lacaton & Vasall beim Umbau grauer Wohnblöcke in attraktive Lebensräume mit verglasten Wintergärten gemacht haben.
,,Das hat den Vorteil, dass die im Plattenbau lange lebenden Menschen, die ja so etwas wie eine Dorf-Community gebildet haben, dort wohnen bleiben können, also die sozialen Strukturen erhalten bleiben, und dieses Gebäude dann relativ unaufwendig von einem ästhetischen und sozialen Problemfall in ein fast luxuriös aussehendes Haus verwandelt werden kann.‘‘
(cwu)

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