Botschafterin der Baukultur
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Den Geist der Architektur denen vermitteln, die in ihr wohnen: So versteht die Kuratorin Kristin Feireiss ihr Lebenswerk, die weltweit erste Galerie für Architektur Aedes. Ihr Weg war für sie auch ein Schritt in die Freiheit.
Gut die Hälfte ihres Lebens hat Kristin Feireiss der Architekturvermittlung gewidmet, zunächst als Museumsdirektorin. Später gründete sie die erste Galerie für Architektur weltweit: Aedes. Ihren Weg verstand Feireiss auch immer als einen Schritt der Emanzipation. Sie wollte weg von der eigenen Familie, der Familie Neckermann.
Dabei hätte ihr der Geburtsname im Deutschland der Achtzigerjahre durchaus Türen öffnen können. "Aber ich wollte unabhängig sein." Was sie geschaffen hat, ist ihr ohne Rückenwind ihrer einflussreichen Familie gelungen. Heute ist sie Kuratorin. In diesem Jahr wird das Architekturforum Aedes 40 Jahre alt.
Bei allem Erfolg ist sie bescheiden geblieben, auch im Lebensstil. "Ich hatte nie die Mittel, mir ein Haus bauen zu lassen; wahrscheinlich hätte ich nie gewusst, welchen Architekt ich frage."
Deshalb bewohnt sie mit ihrem Ehemann eine ehemalige preußische Offizierswohnung in Berlin-Kreuzberg, in der alle Raum finden, die zur Familie gehören: "Auch für Besuch ist Platz; und wir haben viel Besuch."
Architektur geht uns alle an
Alle namhaften Architekten waren vermutlich schon in einer der Aedes-Galerien von Feireiss. Ihr Hauptanliegen: Pläne und Vorhaben dort zur Diskussion zu stellen und auch außerhalb von Fachdiskussionen spannend und ertragreich über Architektur zu reden.
"Architektur geht uns alle an", sagt sie, "ob wir wollen oder nicht." Denn alle Menschen leben in Wohnungen, bewegen sich im öffentlichen Raum, sind auf öffentliche Einrichtungen angewiesen.
Der tiefe Sinn des Architekturforums Aedes ist, dass eine interessierte Öffentlichkeit über Bauvorhaben sprechen kann, bevor sie umgesetzt werden. "Wir wollten ein Bewusstsein wecken in der Öffentlichkeit, dass Architektur nicht nur spannend ist, sondern alle betrifft, und sie bei uns auch Stellung beziehen können."
Das Projekt lebte von Anfang an von der Begeisterung seiner Macher und Macherinnen. So ist es von einer kleinen 20-Quadratmeter-Galerie zu dem bedeutenden Forum geworden, das es heute ist.
(baum)