Was Wahrheit bei Donald Trump bedeutet
Das amerikanische "Internet Archive" hat für die politischen Äußerungen Donald Trumps eine eigene Dokumentation angelegt. Ziel sei es auch, dessen ganz eigenen Umgang mit der Wahrheit zu offenbaren, erläutert Markus Beckedahl, Chefredakteur von netzpolitik.org.
Donald Trump wird heute seine erste Pressekonferenz geben. Bisher kommunizierte er bekanntlich gerne über Twitter. Doch welche Bedeutungen werden diese Mitteilungen für die politische und historische Figur dieses Präsidenten haben?
Das amerikanische "Internet Archive" hat jetzt für Donald Trump ein eigenes Archiv angelegt. Damit soll ein möglichst vollständiges Bild seines politischen Denkens und Handelns erhalten bleiben.
Markus Beckedahl, Chefredakteur von netzpolitik.org, erklärt im Deutschlandradio Kultur die Funktion des "Internet-Archive". Es handele sich um eine Art privat betriebene Bibliothek, die alles relevante Internet-Material speichern wolle. Das Archiv werde nicht nur von Journalisten, sondern auch von Zeithistorikern und vielen Bürgern genutzt:
"Man hat sich jetzt dazu entschlossen, möglichst viel Aussagen von Trump – gerade im Fernsehen – zu sammeln, zu archivieren und zu dokumentieren, um quasi erst einmal fact-checking zu betreiben, ihn mit Falschaussagen überführen zu können. Aber auch, um generell einmal zu dokumentieren, dass es da offensichtlich einen zukünftigen Präsidenten gibt, der es mit der Wahrheit von Interview zu Interview ganz unterschiedlich nimmt."
"Man hat sich jetzt dazu entschlossen, möglichst viel Aussagen von Trump – gerade im Fernsehen – zu sammeln, zu archivieren und zu dokumentieren, um quasi erst einmal fact-checking zu betreiben, ihn mit Falschaussagen überführen zu können. Aber auch, um generell einmal zu dokumentieren, dass es da offensichtlich einen zukünftigen Präsidenten gibt, der es mit der Wahrheit von Interview zu Interview ganz unterschiedlich nimmt."
"Internet Archive" will Material-Kopie nach Kanada auslagern
Das "Internet Archive" will darüber hinaus auf Nummer sicher gehen: Es will eine komplette Kopie des bisher schon gespeicherten Materials nach Kanada auslagern. Dafür gebe es eine gewichtige Erklärung, sagt Beckedahl: Niemand wisse, was Trump zukünftig machen und wie er seine Macht als Präsident gegenüber Kritikern nutzen werde:
"Das 'Internet Archive' hat ja durch seine ganzen Publikationen und durch seine 'way-back-machine' einen großen historischen Schatz angelegt, der auch wiederum für Präsidenten wie Trump gefährlich werden könnte, weil man eben im 'Internet-Archive' nachlesen kann, was er denn früher zu bestimmten Positionen gesagt hat. Oder was andere über Trump gesagt haben. Kanada kann ein Schutz sein, sich dem Presserecht in den USA zu entziehen."
"Das 'Internet Archive' hat ja durch seine ganzen Publikationen und durch seine 'way-back-machine' einen großen historischen Schatz angelegt, der auch wiederum für Präsidenten wie Trump gefährlich werden könnte, weil man eben im 'Internet-Archive' nachlesen kann, was er denn früher zu bestimmten Positionen gesagt hat. Oder was andere über Trump gesagt haben. Kanada kann ein Schutz sein, sich dem Presserecht in den USA zu entziehen."
Beckedahl kritisiert Beschränkungen in Deutschland
Beckedahl ging auch auf die Situation in Deutschland ein. Hier gebe es viele Beschränkungen für die Archivierung von Internet-Material, kritisiert er. So könnten viele der derzeitigen Debatten im Netz niemals für die zukünftige Geschichtsschreibung dokumentiert werden. Es fehlten Regelungen, etwa in Bezug auf das Urheberrecht:
"Es sind viele ungeklärte Fragen da. Beispielsweise: Kann man einfach so Äußerungen von Politikern auf Twitter archivieren? Sollten wir das? Und wer könnte das verhindern? Genau solche Fragen müssen wir aber diskutieren und Lösungen finden, damit wir nicht in einem zukünftigen digitalen Mittelalter leben. Sondern dass nachvollziehbar sein wird, wie heute politische Debatten auch stattgefunden haben."