ARD, 12.12.2019, 0.35 Uhr, "Der König von Köln", Fernsehfilm, Deutschland 2019
"Da wird sicher einiges ausgeklüngelt"
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Das große Geld und die großen Seilschaften von lokalem Unternehmertum und Stadtverwaltung in Köln sind Thema einer ARD-Satire. Der Autor Werner Rügemer sagt über den "Kölschen Klüngel", dort handle man strikt nach dem Prinzip: "Man kennt sich, man hilft sich".
Im Ersten läuft am späten Mittwoch die TV-Satire "Der König von Köln". Held des Films ist ein einfacher Beamter des Bauamtes, der zum Spielball einiger Superreicher wird. Die Vorlage dafür lieferte ein realer Fall, den die ARD unmittelbar nach dem Film in einer Dokumentation im Programm aufrollt.
Werner Rügemer, Autor der Bücher "Colonia Corrupta" und "Der Bankier", hält es allerdings für eine Mär, dass angeblich beim Kölner Karneval viele und auch ganz große Geschäfte abgeschlossen werden: "Die großen bekannten Karnevalsgesellschaften, also 'Die roten Funken' und 'Die Gelben Funken' und so weiter werden beherrscht vom Mittelstand, und die treffen sich auch das ganze Jahr über. Da wird sicher einiges augeklüngelt, aber in den großen Skandalen war vom Karneval nie die Rede."
Die Bankiers, die an den Großprojekten beteiligt waren, um die es nun in dem ARD-Film geht, gehen nach Einschätzung von Rügemer gar nicht in solche Karnevalsgesellschaften.
"Man kennt sich, man hilft sich"
Der "Kölsche Klüngel" handle strikt nach dem Prinzip: "Man kennt sich, man hilft sich", so Rügemer. Entscheidend für den Ruf dieses "Klüngels" sei hier, dass er seit der Nachkriegszeit mit einem sehr bekannten Namen verbunden ist: Konrad Adenauer, der von 1917 bis 1933 Oberbürgermeister von Köln war.
Thema des Films "Der König von Köln" sind allerdings die großen Privatisierungsprojekte der späten 90er-Jahre, wo eben auch viele kommunale Einrichtungen privatisiert wurden. So wurde, um das neue Kölner Rathaus und den Bau der Köln-Arena zu finanzieren, ein sehr großer Fonds angelegt, über den dann das Geld von privaten Investoren einlief, so Rügemer. Der Beamte, der damals an der Idee zu dem Fonds mitgearbeitet hatte und den Fonds bewarb, sei nach einigen Jahren dann direkt zur Bank gewechselt, um dort den von ihm in seiner kommunalen Funktion aufgelegten Fonds gewinnbringend zu verwalten.
Historisch spielte Köln vor allem in der Nachkriegszeit laut Rügemer eine zweifelhafte Rolle, weil dort quasi die Grundlagen für die illegale Parteienfinanzierung durch Gönner gelegt wurden.