ARD und ZDF

Jugendkanal kann starten

Schüler schreiben SMS und telefonieren am 22.04.2013 auf einem Schulhof in Braunschweig (Niedersachsen).
Der Jugendkanal kann auch über das Smartphone gestreamt werden. © picture alliance / dpa
Von Michael Meyer |
Grünes Licht für den Jugendkanal von ARD und ZDF, allerdings nur im Internet. Das haben die Ministerpräsidenten der Länder bei ihrer Konferenz in Potsdam beschlossen. Ein eigenes Angebot in Radio und Fernsehen soll es nicht geben. Doch wie sinnvoll ist das? Und wie erfolgreich kann das sein?
Mal ehrlich: Kennen Sie noch Jugendliche, die vor dem Fernseher sitzen? Sicherlich gibt es sie noch, laut Statistik schauen die 14 bis 19-Jährigen sogar noch 92 Minuten täglich fern. Doch was sie da schauen, sei mal dahingestellt, jedenfalls kaum öffentlich-rechtliche Programme. Und ansonsten sind sie im Internet unterwegs, bei YouTube, Facebook – wo auch immer der aktuelle Hype sie gerade hinzieht.
Da liegt es nahe, den Jugendlichen endlich ein adäquates Angebot zu machen, und, ähnlich wie das erfolgreich bereits bei den jungen ARD-Radioprogrammen geschieht, ein attraktives Internetportal zu schaffen. Dieses könnte und sollte die erfolgreichen Programme der ARD bündeln – so manche Sendungen, die eigentlich für Erwachsene gedacht sind, kommen auch bei Jugendlichen gut an – der Tatort, Satire wie "extra3", "heute-show" oder die "Sportschau".
Doch darüber hinaus sieht es düster aus, die ARD hat über lange Jahre ihre jungen Zuschauer vernachlässigt. Wie weit das ging, sieht man auch daran, dass es bis zum heutigen Tag keine einzige ernstzunehmende Serie gibt, die auch Jugendliche interessieren würde. "Breaking Bad in Bottrop"? Fehlanzeige. Da wird noch viel Arbeit auf die Programm-Macher zukommen. Denn eines ist klar: Ohne attraktive Sendungen wird das neue Internetportal eine leere Hülle bleiben. Jugendliche wollen spannende Inhalte, die zum einen ihre eigenen Lebenswelten abbilden – aber es dürfen durchaus auch ältere Protagonisten sein – wenn man 16 ist, interessieren die Sorgen und Nöte von Erwachsenen – nur müssen sich Jugendliche eben in den Geschichten wiederfinden. Noch ein Bergdoktor, eine Krankenhausserie oder ein altbackener Krimi wird es sicher nicht sein.
Das Geld wird ausreichen
Finanziell hat die heutige Entscheidung ebenfalls weitreichende Bedeutung: 45 Mio Euro pro Jahr waren ursprünglich für den neuen Jugendfernsehkanal und den Internetauftritt gedacht – viel zu wenig wie man bei ARD und ZDF monierte. Nun wird dieses Geld sicher ausreichen. Eine andere, wichtige Frage ist die nach dem Betätigungsfeld der Öffentlich-rechtlichen im Netz: Bislang galt eine Budgetbeschränkung, und darüber hinaus müssen ARD und ZDF viele Programme nach sieben Tagen wieder aus dem Netz nehmen. Über diese Sieben-Tage-Regel wird es sicher noch Beratungsbedarf geben.
So ist die Entscheidung der Ministerpräsidenten insgesamt zwar durchaus zu begrüßen, aber, wie gesagt: diese wird ARD und ZDF nicht davon entbinden, neue, frischere und auch innovativere Programmideen zu entwickeln. Dass die öffentlich-rechtlichen das können, beweisen sie zum Beispiel mit dem "Neo-Magazin" mit Jan Böhmermann, das ab nächstem Jahr auch im ZDF-Hauptprogramm zu sehen sein wird. Wo derlei Sendungen dann konsumiert werden, ob nun auf dem Laptop, dem heimischen Bildschirm oder dem Smartphone ist letztlich zweitrangig. In Abwandlung eines Spruches von Bill Clinton könnte man sagen: Es sind die Inhalte, stupid! Wer selbstbewusst Fernseh-Formate entwickelt, und ihnen auch mal länger Zeit lässt, sich zu entwickeln, wird die jungen Zuschauer zurückgewinnen und auch behalten. Man muss es nur wollen.
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