Für die ARD-Sendung "Mission Erde" wird auch Astronaut Alexander Gerst im März 2020 zum Forschungsschiff "Polarstern" aufbrechen. Die entsprechende "Mission Erde"-Sendungen zeigt die ARD ab November 2020.
Enthusiastische Atmosphäre in Eis und Dunkelheit
06:57 Minuten
Das Forschungsschiff "Polarstern" ist seit September unterwegs im Nordpolarmeer. Ein Eisbrecher, der auf dem Weg zum Schiff ist, kommt derzeit kaum durchs Eis. Solche Expeditionen seien unberechenbar, sagt Markus Rex, Leiter der Forschungsreise.
Das Forschungsschiff "Polarstern" treibt derzeit im Nordpolarmeer in der Nähe des Nordpols ohne eigenen Antrieb, angedockt an einer riesigen Eisscholle. Genau das soll es auch, denn im polaren Winter ist es kaum möglich, durch das dicke Eis zu kommen und es zu untersuchen. Also haben sich die Forscherinnen und Forscher an Bord im polaren Winter einschließen lasen.
Eigentlich steht seit knapp zwei Wochen ein Personalwechsel an. Doch der Eisbrecher kommt nur verzögert durch das dicke Eis. "Polarexpeditionen sind immer wetter- und eisabhänig und lassen sich nie auf den Tag genau planen", sagt Markus Rex, Leiter der Expedition.
Rex gehe aber davon aus, dass der Eisbrecher das Schiff in wenigen Tage erreiche - falls nicht, müsse der Austausch mit Helikoptern stattfinden. Da der Eisbrecher nun schon länger als geplant unterwegs ist, geht im bald der Treibstoff aus, weswegen ein weiterer Eisbrecher ihm beim Rückweg entgegenfahren und versorgen soll, berichtet der Expeditionsleiter.
Nur noch mit Flugzeug zu erreichen
"Der nächste Personalwechsel wird ganz anders durchgeführt werden", so Rex. Denn "ab jetzt ist das Eis wirklich zu dick, das ist die letzte Gelegenheit, Mitte Februar noch mit dem Eisbrecher hinzukommen. Sie sehen ja, das ist schwierig genug. Der nächste Personalwechsel wird dann mit Flugzeugen stattfinden. Dann wird eine Landebahn auf das Eis neben der Polarstern gebaut und dann fliegen wir von Spitzbergen mit Flugzeugen." Aber auch dann werden die Forscher wieder abhängig vom Wetter sein.
In ihrer Forschung geht es den Wissenschaftlern unter anderem um den Einfluss des Klimawandels auf das Polareis. Dafür haben sie um ihr Forschungsschiff "Polarstern" eine Art kleine Stadt errichtet.
"Wir arbeiten größtenteils auf dem Eis", erklärt Rex. "Das heißt, ein Großteil der Expeditionsteilnehmer ist täglich auf dem Eis und führt die Messungen dort aus. Wir haben da ein großes Forschungscamp um den 'Polarstern' errichtet, eine gewaltige Infrastruktur, mehr als hundert Tonnen wissenschaftliche Ausrüstung steht da auf dem Eis, kilometerlange, armdicke Stromleitungen und fast 100 Kilowatt installierte Leistung, um unsere Messungen durchführen zu können."
Den ganzen Tag Dunkelheit
Diese Arbeit fand in den vergangenen Wochen in kompletter Dunkelheit statt. "Man arbeitet immer im kleinen Lichtkreis seiner eigenen Stirnlampe, in diesen bizarren Eisformationen, die sich durch Wind und Eisdruck bilden. Das hat schon was ganz Eigenes, das ist aber auch faszinierend", so der Expeditionsleiter. Bald wiederum wird es beim Nordpol von früh bis spät hell sein und die Sonne gar nicht mehr untergehen.
Diese extremen Arbeitsbedingungen seien anstrengend, aber auch elektrisierend, berichtet Rex: "Jeder Expeditionsteilnehmer weiß, dass er hier eine einzigartige Gelegenheit hat, hier Messungen zu machen, die noch nie zuvor gemacht werden konnten und die auch so schnell nicht wieder gemacht werden können. Das stimuliert und führt eigentlich immer zu einer ganz enthusiastischen Atmosphäre an Bord."
Bis zum Herbst dauert die Expedition noch an. Von kleinen Verzögerungen im zeitlichen Ablauf lässt sich Expeditionsleiter Rex nicht beirren: "Wenn wir weiter unser kleines Forschungsstädtchen aufrecht erhalten können, die Messungen kontinuierlich durchführen können und die dringend benötigten Daten aus der Zentralarktis bekommen, dann bin ich sehr glücklich am Ende der Expedition im Oktober", sagt er.
(nho)