Armageddon für Allergiker
Jetzt ist Hochsaison für den Ambrosia-Pollenflug. Eine einzige Pflanze kann bis zu einer Milliarde Blütenpollen freisetzen. Bei empfindlichen Menschen können schon geringe Mengen davon schwerwiegende Folgen haben. Nur einige Bundesländer wappnen sich.
Ortstermin im Botanischen Garten.
"Da sieht man, das Ambrosia-Blatt ist von der Unterseite vollkommen kahl, während hier das Beifuß-Blatt stark behaart ist, und gut, jetzt könnte man das zerreiben, das würde nach nichts riechen ... stimmt, riecht nach nichts."
Katrin Lompscher, Berliner Senatorin für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz, lernt den Unterschied zwischen dem aromatischen Küchenkraut Beifuß und einem geruchlosen Gewächs, das für Experten immer mehr zur "Problempflanze" wird. "Ambrosia artemisiifolia", die "Beifuß-Ambrosie" – ist eine Pflanze, die mit ihren gefiederten Blättern dem Heil- und Gewürzkraut Beifuß ähnelt. Sie ist allerdings alles andere als heilsam. In ihrer Hauptblütezeit von August bis Oktober kann sie sogar richtig krank machen, weiß der Berliner Kinderarzt und Allergologe Michael Silbermann:
"Der Pollenausstoß ist auch nicht höher, als bei allen anderen windbestäubten Pflanzen, aber das Pollenkorn in seiner allergisch machenden Wirkung ist deutlich aggressiver. Zum Beispiel brauchen wir bei der Birke zwischen 25 und 50 Pollen pro Kubikmeter Luft, bei den Gräsern zwischen 30 und 60 Pollen pro Kubikmeter Luft und bei der Ambrosia nur noch zehn Pollen pro Kubikmeter Luft."
… die harmlosen Heuschnupfen, aber auch lebensgefährliche asthmatische Erkrankungen auslösen können. In ihrer nordamerikanischen Heimat ist die Beifuß-Ambrosie bereits Hauptkrankheitsursache für Allergiker. Nach Untersuchungen der Asthma and Allergy Foundation of America reagieren dort 75 Prozent aller gegen Blütenpollen empfindlichen Menschen, allergisch auf Ambrosia-Arten. Über ihre Samen im Vogelfutter kam die Pflanze nach Europa. Der Klimawandel, so die Forscher, begünstige die Ausbreitung der Wärme liebenden Pflanze zusätzlich. In einigen Regionen Europas lässt sie die Allergiekurven besonders hoch ansteigen – etwa in Ungarn, Österreich oder der Schweiz. In Ostfrankreich und Norditalien leiden bis zu zwölf Prozent der Bevölkerung unter ambrosiabedingten Allergien, weiß der Ambrosia-Experte Stefan Nawrath.
"Als Biologe sage ich: Diese Pflanze ist sehr ausbreitungsfähig, wenn wir da noch länger warten, ist wahrscheinlich der Kampf verloren und die Chance der Primärprävention für die Allergiker ist verpasst."
Die einfachste Vorbeugung: Ausreißen der Pflanze mit der Wurzel und Entsorgung über den Hausmüll. "Wenn das jeder Bürger tun würde, hätten wir viel erreicht", meint Stefan Nawrath. Seit fünf Jahren nimmt er für das bayerische Umweltministerium in der Projektgruppe Biodiversität das "aufrechte Traubenkraut", wie die Pflanze auch genannt wird, genauer unter die Lupe:
"In den letzten fünf bis zehn Jahren hat sich das Verhalten der Art ganz massiv geändert, dass sie auch in der Lage ist, große Bestände zu bilden und aus den Erfahrungen aus dem Ausland sehen wir jetzt auch die Gefahr, dass sie sich auch in Deutschland stark ausbreitet."
Ambrosia-Hochburgen sind die Region um Dresden und die Niederlausitz. An 150 Forschungsstandorten in Bayern beobachten Wissenschaftler, wie hartnäckig sich die Bestände festsetzen und vermehren. Neben Vogelfutter sind Erdtransporte und Erdaufschüttungen von Baufirmen die Hauptverbreitungswege, weiß Stefan Nawrath. In den Bundesländern herrscht ein unterschiedliches Problembewusstsein. Nur Bayern, Baden-Württemberg und Berlin nähmen die "blühende Gefahr" ernst. Hier sind auch in dieser Saison wieder Ambrosia-Scouts unterwegs, die die Pflanzen im Stadtgebiet vernichten. Im letzten Jahr wurde von 120.000 knapp die Hälfte beseitigt. Ein Hoffnungsschimmer glaubt der Diplommeteorologe an der Freien Universität Berlin, Thomas Dümmel, der den Vormarsch der Ambrosia seit einiger Zeit beobachtet:
"2006 haben wir schon recht hohe Werte festgestellt von 60 Pollen pro Kubikmeter Luft. Wir haben auch in früheren Präparaten nachgesucht und haben festgestellt, dass auch in dem heißen Sommer von 2003 schon sehr viele Ambrosia-Pollen unterwegs waren. Das ist ein eindeutiges Zeichen, die beiden heißen Sommer 2003, 2006 die haben einen entscheidenden Schub gebracht, dass die Pflanze allmählich sesshaft werden konnte ..."
"Da sieht man, das Ambrosia-Blatt ist von der Unterseite vollkommen kahl, während hier das Beifuß-Blatt stark behaart ist, und gut, jetzt könnte man das zerreiben, das würde nach nichts riechen ... stimmt, riecht nach nichts."
Katrin Lompscher, Berliner Senatorin für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz, lernt den Unterschied zwischen dem aromatischen Küchenkraut Beifuß und einem geruchlosen Gewächs, das für Experten immer mehr zur "Problempflanze" wird. "Ambrosia artemisiifolia", die "Beifuß-Ambrosie" – ist eine Pflanze, die mit ihren gefiederten Blättern dem Heil- und Gewürzkraut Beifuß ähnelt. Sie ist allerdings alles andere als heilsam. In ihrer Hauptblütezeit von August bis Oktober kann sie sogar richtig krank machen, weiß der Berliner Kinderarzt und Allergologe Michael Silbermann:
"Der Pollenausstoß ist auch nicht höher, als bei allen anderen windbestäubten Pflanzen, aber das Pollenkorn in seiner allergisch machenden Wirkung ist deutlich aggressiver. Zum Beispiel brauchen wir bei der Birke zwischen 25 und 50 Pollen pro Kubikmeter Luft, bei den Gräsern zwischen 30 und 60 Pollen pro Kubikmeter Luft und bei der Ambrosia nur noch zehn Pollen pro Kubikmeter Luft."
… die harmlosen Heuschnupfen, aber auch lebensgefährliche asthmatische Erkrankungen auslösen können. In ihrer nordamerikanischen Heimat ist die Beifuß-Ambrosie bereits Hauptkrankheitsursache für Allergiker. Nach Untersuchungen der Asthma and Allergy Foundation of America reagieren dort 75 Prozent aller gegen Blütenpollen empfindlichen Menschen, allergisch auf Ambrosia-Arten. Über ihre Samen im Vogelfutter kam die Pflanze nach Europa. Der Klimawandel, so die Forscher, begünstige die Ausbreitung der Wärme liebenden Pflanze zusätzlich. In einigen Regionen Europas lässt sie die Allergiekurven besonders hoch ansteigen – etwa in Ungarn, Österreich oder der Schweiz. In Ostfrankreich und Norditalien leiden bis zu zwölf Prozent der Bevölkerung unter ambrosiabedingten Allergien, weiß der Ambrosia-Experte Stefan Nawrath.
"Als Biologe sage ich: Diese Pflanze ist sehr ausbreitungsfähig, wenn wir da noch länger warten, ist wahrscheinlich der Kampf verloren und die Chance der Primärprävention für die Allergiker ist verpasst."
Die einfachste Vorbeugung: Ausreißen der Pflanze mit der Wurzel und Entsorgung über den Hausmüll. "Wenn das jeder Bürger tun würde, hätten wir viel erreicht", meint Stefan Nawrath. Seit fünf Jahren nimmt er für das bayerische Umweltministerium in der Projektgruppe Biodiversität das "aufrechte Traubenkraut", wie die Pflanze auch genannt wird, genauer unter die Lupe:
"In den letzten fünf bis zehn Jahren hat sich das Verhalten der Art ganz massiv geändert, dass sie auch in der Lage ist, große Bestände zu bilden und aus den Erfahrungen aus dem Ausland sehen wir jetzt auch die Gefahr, dass sie sich auch in Deutschland stark ausbreitet."
Ambrosia-Hochburgen sind die Region um Dresden und die Niederlausitz. An 150 Forschungsstandorten in Bayern beobachten Wissenschaftler, wie hartnäckig sich die Bestände festsetzen und vermehren. Neben Vogelfutter sind Erdtransporte und Erdaufschüttungen von Baufirmen die Hauptverbreitungswege, weiß Stefan Nawrath. In den Bundesländern herrscht ein unterschiedliches Problembewusstsein. Nur Bayern, Baden-Württemberg und Berlin nähmen die "blühende Gefahr" ernst. Hier sind auch in dieser Saison wieder Ambrosia-Scouts unterwegs, die die Pflanzen im Stadtgebiet vernichten. Im letzten Jahr wurde von 120.000 knapp die Hälfte beseitigt. Ein Hoffnungsschimmer glaubt der Diplommeteorologe an der Freien Universität Berlin, Thomas Dümmel, der den Vormarsch der Ambrosia seit einiger Zeit beobachtet:
"2006 haben wir schon recht hohe Werte festgestellt von 60 Pollen pro Kubikmeter Luft. Wir haben auch in früheren Präparaten nachgesucht und haben festgestellt, dass auch in dem heißen Sommer von 2003 schon sehr viele Ambrosia-Pollen unterwegs waren. Das ist ein eindeutiges Zeichen, die beiden heißen Sommer 2003, 2006 die haben einen entscheidenden Schub gebracht, dass die Pflanze allmählich sesshaft werden konnte ..."