Armin Laschet wird Kanzlerkandidat der Union

Der CDU droht der Zerfall in zwei Parteilager

15:46 Minuten
Eine orangefarbende Fahne mit dem CDU-Logo weht vor blauem Himmel.
Die Krise der CDU ist nach Einschätzung des Journalisten Ralph Bollmann noch längst nicht abgewendet. © picture alliance / Winfried Rothermel
Ralph Bollmann im Gespräch mit Korbinian Frenzel |
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Im Machtkampf in der Union hat sich CDU-Chef Armin Laschet durchgesetzt. Aber sein Rivale Markus Söder steht damit nicht als Verlierer da, sagt der Journalist Ralph Bollmann. Vielmehr zeige sich jetzt, dass die CDU in zwei Lager zerfalle.
Der Weg für Armin Laschet als Kanzlerkandidat der Union ist frei. Sein Rivale, CSU-Chef Markus Söder, akzeptierte das Vorstandsvotum der CDU für ihren Vorsitzenden. "Armin Laschet wird Kanzlerkandidat der Union", sagte Söder. "Wir wollen keine Spaltung, wir wollen eine geschlossene Gemeinschaft." Er habe Laschet angerufen, ihm gratuliert und ihm "volle Unterstützung" angeboten. Und zwar "ohne Groll".

Söder habe bei der ganzen Geschichte nur gewinnen können, sagt Ralph Bollmann, wirtschaftspolitischer Korrespondent der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" in Berlin. Wenn es jetzt bei der Union im Wahlkampf nicht so gut laufe, könne Söder nun immer sagen, man habe ihn nehmen sollen. "Viel zu verlieren hat Söder da nicht."
Der Journalist Ralph Bollmann
Der Journalist Ralph Bollmann hat eine Biographie über Angela Merkel geschrieben und verfasst gerade ein zweites Buch über ihre Kanzlerschaft. © picture alliance / dpa / Frank May

Spaltung der CDU in zwei Lager

Der Merkel-Biograf Bollmann spricht von einer "völligen Spaltung der CDU in der Nach-Merkel-Ära", die von der Kanzlerin bisher ein wenig unter dem Deckel gehalten worden sei und jetzt sichtbar werde. "Ein Stück weit sind das zwei verschiedene Parteien, die sich da innerhalb der CDU nur noch notdürftig versammeln."

Die eigentliche Gefahr im weiteren Wahlkampf liege nicht im Streit zwischen CSU und CDU, sondern in den Konfliktlinien innerhalb der CDU, betont Bollmann. Sie würden nach der Ära Merkel noch stärker zutage treten.

Herausforderung durch die AfD

Ein möglicher Katalysator für diese Konflikte werde möglicherweise auch noch die Landtagswahl in Sachsen-Anhalt werden. Dort könnte es ein Wahlergebnis geben, das für die CDU eine neue große Debatte über das Wahlergebnis der AfD mit sich bringe. Die ostdeutschen Landesverbände könnten dann erneut die Fronten bilden, an denen bereits Laschets Vorgängerin, Annegret Kramp-Karrenbauer, als Parteichefin vor mehr als einem Jahr gescheitert sei.

Merkels Zurückhaltung im Machtkampf

Dass Bundeskanzlerin Angela Merkel sich aus diesem Machtkampf herausgehalten habe, hält Bollmann für klug. "Sie würde da total in Mithaftung genommen für das, was in der CDU nach ihr passiert." Sie habe immer die Position vertreten, dass jemand, der Bundeskanzler werden wolle, sich selbst in machtpolitischen Kämpfen durchsetzen müsse. Es werde niemand als Kronprinz oder Kronprinzessin in einer Kutsche ins Kanzleramt gefahren.


Merkels Erbe hänge nicht unbedingt davon ab, ob ihr wieder ein Kanzler der Union nachfolge, sagt Bollmann. Entscheidender sei, dass man später über sie sagen könne, dass sie es geschafft habe, ihre Partei 16 Jahre lang an der Macht zu halten. Selbst die Merkel-kritische "Neue Zürcher Zeitung" habe kürzlich geschrieben, dass da jetzt in der Nachfolge in der Union "Zwerge um die Nachfolge von Riesen" kämpften. "Riesen, damit war vermutlich vor allem eine Riesin gemeint".

Wenn es also in der Merkel-Nachfolge eine grüne Kanzlerin oder einen SPD-Kanzler gebe, sei das kein Problem für Angela Merkel, ist der Biograf überzeugt. "Das Problem wäre, wenn man das Gefühl hätte, sie hätte ein unregierbares Deutschland hinterlassen."
(gem)

Ralph Bollmann, geboren 1969 in Bad Dürkheim, ist wirtschaftspolitischer Korrespondent der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" in Berlin, seit 2017 außerdem stellvertretender Leiter des Wirtschaftsressorts. Er studierte Neuere Geschichte, Politikwissenschaft und Öffentliches Recht in Berlin, Bologna und Tübingen. 1997 trat er in die Redaktion der "tageszeitung" (taz) ein und beschäftigte sich schließlich als Chef des Parlamentsbüros vor allem mit der Politik der Kanzlerin. Zuletzt erschien seine Merkel-Biografie "Die Deutsche. Angela Merkel und wir" (2013) und er arbeitet an einem zweiten Buch über die Bundeskanzlerin.

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