Ferdos Forudastan ist Geschäftsführerin der Civis Medienstiftung und Leiterin des WDR Europaforums Köln. Die Journalistin leitete zuvor das Ressort Innenpolitik bei der „Süddeutschen Zeitung“. Von 2012 bis 2017 war sie Sprecherin des damaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck.
Forudastan wuchs als Tochter einer Deutschen und eines Iraners in Freiburg, St. Gallen, Isfahan und Teheran auf. Für ihre journalistische Arbeit, unter anderem beim Deutschlandfunk, wurde Forudastan mit dem Theodor-Wolff-Preis und weiteren Auszeichnungen geehrt.
Armut und Inflation
Unterstützung für Arme: Um einkommensschwache Menschen zu entlasten, fordert die Diakonie Aufschläge für Transferleistungsbeziehende. © Imago / Roland Hartig
Wenn ein paar Euro den Unterschied machen
10:15 Minuten
Die Preise steigen in Deutschland. Doch damit wächst auch die Gefahr von sozialen Spannungen. Die Journalistin Ferdos Forudastan warnt: Viele Menschen fühlten sich derzeit abgehängt und seien daher offen für Populisten.
Eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) und der Diakonie zeigt: Die einkommensschwächsten Haushalte in Deutschland sind von der aktuellen Teuerung am stärksten betroffen. Die Diakonie schlägt deswegen vor, Empfängern von Transferleistungen einen Aufschlag von 100 Euro auszuzahlen.
Menschen fühlen sich abgehängt
Diesen Vorschlag unterstützt auch die Journalistin Ferdos Forudastan. Die Forderung der Diakonie sei überschaubar, realistisch und pragmatisch, urteilt die Geschäftsführerin der Civis Medienstiftung und Leiterin des WDR Europaforums Köln. Nun gehe es darum, den Druck von den Betroffenen zu nehmen.
Doch nicht nur um die Armen gehe es ihr dabei, so die Publizistin. Auch sei es wichtig, den sozialen Frieden zu bewahren. Viele Menschen fühlten sich abgehängt von der Politik und seien so offen für Populisten. Dieser Verbitterung müsse gegengesteuert werden.
Nicht alle sind gleich betroffen
Im Mittelpunkt dürften dabei indes nicht nur Wirtschaft- und Finanzpolitik stehen, so Forudastan. Wichtig sei auch die Kommunikation der Bundesregierung. Denn es seien nicht alle gleich von den gestiegenen Kosten für Lebensmittel und Energie betroffen.
Zwar leide auch der Mittelstand unter der sich abzeichnenden Inflation – im Juni betrug sie 7,6 Prozent –, aber für die Armen in der Gesellschaft stelle sich schon wegen weniger Euro die Frage, wie sie ihre Kinder noch gesund ernähren könnten. Diese Menschen müssten nun gezielt entlastet werden.
Genau das zum Thema der Politik und der Kommunikation zu machen, erwarte sie gerade von einer Bundesregierung, an der SPD und Grüne beteiligt sind. Denn niemand dürfe sich in dem Gefühl aufgehoben fühlen, „es geht uns ja allen so. Nein, es geht nicht allen gleich. Es sind sehr große Unterschiede.“
(rzr)