Armutsrisiko

Wie sich die Situation von Alleinerziehenden verbessern lässt

Eine Frau schiebt am 23.01.2015 einen Kinderwagen den Kronsberg in Hannover hinauf.
Wie kann es für alleinerziehende Mütter sozial und wirtschaftlich aufwärts gehen? Hier sind sowohl Staat als auch Gesellschaft gefragt, meint Caroline Rosales. © dpa / picture alliance
Caroline Rosales im Gespräch mit Hans-Joachim Wiese |
Jeder dritte Alleinerziehenden-Haushalt ist von Armut bedroht. Das liegt der Autorin und Alleinerziehenden Caroline Rosales zufolge auch daran, dass der Staat sich nicht genug um diese Gruppe kümmert. Dabei wäre es so einfach, die Situation zu verbessern.
"Der Staat lässt die Alleinerziehenden im Regen stehen", kritisiert die Autorin und alleinerziehende Mutter Caroline Rosales.
Angefangen bei der Steuerpolitik: "Die, die es eh schon haben, also die Double-Income-No-Kids oder einfach verheirateten Paare, die eh zu zweit sozusagen für das wirtschaftliche Auskommen der Familie sorgen, die haben noch die ganzen steuerlichen Vorteile, weil der Staat eben die Kleinfamilie fördert." Alleinerziehende hingegen genössen kaum Steuervorteile.
Oder bei der Frage der Kinderbetreuung. So fehlten in Deutschland 300.000 Kita-Plätze: "Das ist eigentlich ein Problem, was man sehr einfach lösen könnte, indem man sie eben schafft", sagt Rosales. Konkret brauche man ausreichend Plätze in Kitas, die von 6 bis 20 Uhr geöffnet seien. "So können Frauen auch schneller wieder in die Vollbeschäftigung zurück, und sie sind nicht so einem hohen Armutsrisiko ausgesetzt."

"Wirklich beängstigend": Aussicht auf 400 Euro Rente

Diese Armut drohe den Alleinerziehenden nicht nur in der Gegenwart, sondern auch später im Rentenalter. "Wenn man sein Leben lang Teilzeit gearbeitet hat oder eben keine relevanten Einkünfte hatte, weil man eben Kinder großgezogen hat, dann hat man 400 Euro Rente. Das ist wirklich beängstigend."
Deshalb müsse man als Alleinerziehende vollzeitbeschäftigt sein. Das werde einem in Deutschland aber ausgeredet – Stichwort: Rabenmutter.
"Das finde ich wirklich ein Problem, weil man immer von der Frau verlangt, dass sie die perfekte Mutter ist und zu jedem Geburtstag für den Kindergarten Kuchen backt und abends noch ein Piratenschiff baut, mit Smarties und Krams. Das ist einfach nicht zu leisten", so Rosales. "Ich sage Ihnen ehrlich: Ich backe keinen Kuchen, gehe nicht zu Elternabenden. Das sind Dinge, die passieren in meinem Leben nicht mehr. Das packt auch keiner mehr. Was ich mir konsequent angewöhnt habe, ist, dass man manche Dinge nicht schaffen kann, aber auch nicht schaffen muss. (...) Es muss natürlich den Kindern gut gehen, aber auch den Müttern."
"Dieses klassische Mutterbild, dass man so unterm Birnbaum sitzt und Kartoffeln schält - irgendwie konnte ich damit noch nie so viel anfangen. Man kann auch andere Formen des Eltern-Seins finden."

Caroline Rosales hat über ihre Erfahrungen als Alleinerziehende ein Buch geschrieben: "Single Mom. Was es wirklich heißt, alleinerziehend zu sein", Rowohl-Verlag (rororo) 2018, 2018 Seiten, 9,99 Euro.

(uko)
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