Arolsen-Archives-Projekt „Jeder Name zählt"

Digitales Denkmal für NS-Opfer setzt auf Freiwillige

05:10 Minuten
Französische Zwangsarbeiter winken nach der Befreiung durch die Alliierten aus einem Eisenbahnwaggon.
Millionen Dokumente - etwa über den Transport von Zwangsarbeitern zu Konzentrationslagern - müssen bei den Arolsen Archives noch ausgewertet und indiziert werden. © NIOD Institut für Kriegs-, Holocaust- und Genozidstudien
Floriane Azoulay im Gespräch mit Gabi Wuttke |
Audio herunterladen
Die Arolsen Archives wollen das weltweit größte Online-Archiv für Informationen zu den Opfern des Nationalsozialismus aufbauen. Direktorin Floriane Azoulay erklärt, warum dieses Crowdsourcing-Projekt gegen das Vergessen nicht ohne Freiwillige auskommt.
Die Arolsen Archives im hessischen Bad Arolsen sind das weltgrößte Dokumentationszentrum über die Opfer der Nationalsozialisten. Vergangene Woche hat die Einrichtung rund 26 Millionen Dokumente online gestellt, damit Freiwillige sich beim Crowdsourcing-Projekt "Jeder Name zählt" engagieren können. So sollen die Namen von NS-Opfern, die in den Dokumenten auftauchen, erstmals indiziert und künftig auffindbar werden, sagt Floriane Azoulay. Azoulay ist Expertin für Menschenrechte und Leiterin der Arolsen Archives.
"Heute sind diese Namen noch nicht indiziert. Das heißt, man kann einfach die Informationen über das Schicksal eines geliebten Menschen, eines Verwandten nicht unbedingt finden. Wir möchten, dass viele uns damit helfen und dabei helfen, diese Namen aufzuzeichnen."
Der bevorstehenden Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs sei eine wunderbare Gelegenheit bei diesem Projekt aktiv mitzumachen und damit dazu beizutragen, dieses Archiv zugänglich zu machen, so Azoulay. Nach einer Anmeldung über die Webseite erhalte man Zugriff auf Dokumente wie Zugangslisten, Abgangslisten und Transportlisten, die vor allem von Konzentrationslagern stammten.

"Ein Beitrag, der bleiben wird"

"Sie werden ein paar der Namen, die in dieser Liste sind, aufnehmen, eintippen in eine Datenbank", erklärt Azoulay. Es gehe um Nachnamen, Vornamen und meistens eine Häftlingsnummer. "Bei uns werden einfach die Dokumente mit diesem Namen verknüpft, damit spätere Nutzer, wenn sie den Namen eintippen, direkt auf die Seite kommen können."
Auszug aus der Passagierliste der "General Greenly"
Auch Passagierlisten von Displaced Persons, die nach dem Krieg Deutschland verließen, gehören zu den 26 Millionen Dokumenten der Arolsen Archives.© Arolsen Archives
Für die wenigen Mitarbeiter der Arolsen Archives sei es unmöglich, die Millionen Namen der NS-Gefangenen selbst zu indizieren. "Gleichzeitig denken wir, dass es eigentlich eine sehr schöne Art und Weise ist, der Opfer zu gedenken und auch irgendwie einen Beitrag zu leisten, der bleiben wird. Und deswegen haben wir dieses Projekt gestartet."
(mle)
Mehr zum Thema