Aronofsky: Ich liebe die Arbeit mit Schauspielern

Von Jörg Taszman |
Der 41-jährige New Yorker Darren Aronofsky galt einst als Wunderkind in Hollywood. Gefeiert wurde sein Film "The Wrestler". Nach einem Golden Globe für Natalie Portman in seinem neuen Film "Black Swan" könnte der Streifen auch ein Kandidat für die Oscars werden.
O-Ton aus dem Film: "In den vier Jahren, die Du hier tanzt, sehe ich, wie besessen du daraufhin arbeitest, jede Bewegung perfekt zu machen. Aber ich sehe nie, wie du dich ganz hingibst. Niemals! All die Disziplin. Wofür?"
"Ich will imperfekt sein ..."

Nina Sayers ist Ballerina am New Yorker City Ballett und für sie gibt es nur eine Traumrolle - die in "Schwanensee" von Tschaikowski. Dort könnte sie ebenso die Schwanenkönigin tanzen wie die dunkle Seite dieser selben Figur: Den schwarzen Schwan, den Black Swan, der dem Film von Darren Aronofsky seinen Titel verleiht. Für den amerikanischen Regisseur lag die Faszination an diesem Stoff vor allem in der Dualität der Hauptfigur.

Darren Aronofsky: "Schauen wir doch einmal auf die eigentliche Geschichte von 'Schwanensee'. Ich traf mich sehr früh mit der bekannten Ballerina Julie Kent. Sie zeigte mir verschiedene Tänze der Schwanenkönigin. Und ich fragte sie: Wer ist diese Schwanenkönigin genau? Und sie antwortete: Tagsüber ist sie ein Schwan, aber sie wurde von einem Dämon verflucht und ist in der Nacht halb Schwan und halb Mensch. Und ich erinnerte mich an dieses halb Schwan, halb Mensch und dachte an Werwolf-Filme, nur dass es diesmal kein Werwolf, sondern eine Art "Wer-schwan" ist. Ich wusste also immer, dass es eine biologische Verwandlung geben würde für den Charakter von Nathalie Portman."

Gerade weil der Film von Darren Aronofsky mit zunehmender Dauer die realistische Ebene verlässt, zunächst Traumsequenzen und dann Wahnvorstellungen immer wichtiger werden, hält der Regisseur die dramaturgische Spannung bis zum Finale aufrecht. Primär ist "Black Swan" natürlich auch ein Film über Künstler und Intrigen und die Frage, wer manipuliert wen.

"In der Welt des Ballett kommt man viel leichter davon, wenn man manipuliert, weil Tänzer einfach nicht über die gleiche Macht verfügen wie Schauspieler. Im Film haben die Schauspieler oft mehr Einfluss als Regisseure. Also spielt man ein gefährliches Spiel, wenn man Schauspieler versucht zu manipulieren. Dennoch bin ich sicher, dass es viele Regisseure dennoch tun. Ich mag aber nicht, wenn es hässlich wird und man sich zankt. Also bin ich lieber sehr ehrlich und deutlich, bevor man miteinander zusammenarbeitet. Ich lege die Regeln von Beginn an fest. Dann verstehen alle, auf was sie sich einlassen."

Bei Nathalie Portman gäbe es sowieso keinen Grund sie zu manipulieren, meint Darren Aronofsky und fügt hinzu, dass er sich im Nachhinein wünsche, bei Mickey Rourke in "The Wrestler" manipulativer gewesen zu sein. Diese Offenheit zeichnet Darren Aronofsky aus, führt aber auch dazu, dass er schon oft Schauspieler abschreckte und es zu keiner weiteren Zusammenarbeit kam. Probleme hat er auch bei der Finanzierung seiner Filme:

"Die meiste Zeit beim Filmemachen verbringt man mit der Bürokratie, um ehrlich zu sein. Ich bin meistens damit beschäftigt, ein Budget zu erstellen und Pläne auszuarbeiten. Das übersteht man nur, wenn man diese Leidenschaft in sich hat. Ich liebe es, mit Schauspielern zusammenzuarbeiten. Nur deshalb ertrage ich all diese Schwierigkeiten."

Für "Black Swan" haben sich die Mühen gelohnt. Heute wurde der Film für zwölf britische Filmpreise nominiert und die Oscar-Nominierungen stehen nächste Woche an. Bei Hollywoodproduzenten zählt nur das Ergebnis am Boxoffice. Dort hat "Black Swan" der ebenso mutiges wie innovatives Kino ist, schon 73 Millionen Dollar eingespielt bei Produktionskosten von "nur" 13 Millionen Dollar. Vielleicht wird es Darren Aronofsky wohl doch leichter haben, seine nächsten Filme zu finanzieren. Irgendwann möchte er übrigens auch einen Kinderfilm drehen.

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Zwischen Wahnsinn und Realität
"Black Swan"
Kino und Film Kino und Film - "Black Swan"
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