Wie die Alchemisten des digitalen Zeitalters arbeiten
Die diesjährige "Ars Electronica" in Linz widmet sich besonders den "Alchemisten unserer Zeit". Alchemisten und heutige Medienkünstler hätte eine gemeinsame Qualität, sagt Gerfried Stocker, künstlerischer Leiter des Festivals: den Willen zur Grenzüberschreitung.
Alchemisten – das waren die Tüftler, Chemiker, Forscher und Pseudo-Wissenschaftler des Mittelalters. Vom genialen Erfinder bis zum Scharlatan war damals alles vertreten. Die heute beginnende "Ars Electronica" unterstreicht einen Vergangenheitsbezug: Das bedeutendste Festival digitaler Kunst nennt sein Programm "Radical Atoms and the alchemists of our time".
Doch was machen die "Alchemisten unser Zeit" eigentlich?
Warum kam es zu diesem Rückbezug?
Warum kam es zu diesem Rückbezug?
Gerfried Stocker, künstlerischer Leiter der "Ars Electronica", erklärt im Deutschlandradio Kultur den Ansatz des Festivals:
"Es ist so ein Begriff, der fast in den Volksmund übergegangen ist, um Menschen zu beschreiben, die sehr unorthodoxe Wege gehen. Die von großer Neugier und Entdeckerdrang beseelt sind. Aber es sind auch Menschen, deren Arbeit wir sehr oft nicht wirklich einschätzen können. Ist das jetzt ernsthafte Wissenschaft oder waren das Scharlatane? Das sind natürlich Beurteilungen der jeweiligen Zeit."
Alchemisten als Begründer der modernen Wissenschaft
In der langen Geschichte der Alchemie seien Methoden entwickelt worden, die vielfach unsere moderne Wissenschaft begründet hätten, sagt Stocker:
"Sie konnten zwar nie entdecken, was sie wirklich wollten. Sie haben nie dieses Gold machen können. Sie haben nie das Elixier für das ewige Leben gefunden. Aber sie haben auf diesem Weg ganz viel andere, tolle Dinge entwickelt und gedacht. Sie waren in jeder Zeit auch wichtige Motoren für neue Ideen, für das Grenzüberschreiten, für das Aufbrechen neuer Territorien."
"Sie konnten zwar nie entdecken, was sie wirklich wollten. Sie haben nie dieses Gold machen können. Sie haben nie das Elixier für das ewige Leben gefunden. Aber sie haben auf diesem Weg ganz viel andere, tolle Dinge entwickelt und gedacht. Sie waren in jeder Zeit auch wichtige Motoren für neue Ideen, für das Grenzüberschreiten, für das Aufbrechen neuer Territorien."
Moderne Alchemisten nutzen Biotechnologie und Gentechnik
Solche Qualitäten seien auch sehr oft in der Generation der grenzüberschreitenden Medienkünstler und Technikdesigner zu finden. So gebe es auf der "Ars Electronica" zum Beispiel Projekte, für die Künstlerinnen und Künstler mit Methoden der Biotechnologie oder Gentechnik gearbeitet hätten:
"Die hier versuchen, mit Stammzellen, mit genetisch veränderten Pflanzen nicht nur einfach zu zeigen, was technisch möglich ist, sondern eben auch zu hinterfragen, welche Bedeutung das für unsere Gesellschaft hat."
"Die hier versuchen, mit Stammzellen, mit genetisch veränderten Pflanzen nicht nur einfach zu zeigen, was technisch möglich ist, sondern eben auch zu hinterfragen, welche Bedeutung das für unsere Gesellschaft hat."