Ole Frahm, Hans-Joachim Hahn, Markus Streb (Hg.): "Beyond MAUS: The Legacy of Holocaust Comics"
Schriften des Centrums für Jüdische Studien, Band 34
Böhlau Verlag Wien, 2021
420 Seiten, 44,99 Euro
Das Erbe der Holocaust-Comics
32:01 Minuten
Holocaust im Comic? Das wagte vor 35 Jahren Art Spiegelmans "Maus". Dabei ist die Bedeutung des Mediums für die Aufarbeitung der Gräuel kaum zu unterschätzen, sagt Comic-Fachmann Ole Frahm. Mit einem neuen Buch setzt er den Zeichnungen ein Denkmal.
Bis heute ist Art Spiegelmans "Maus", erschienen als Buch zuerst 1986 in den USA, der bekannteste Comic, der sich mit dem Holocaust beschäftigt. Spiegelman bezieht sich darin auf originale Zeichnungen von KZ-Häftlingen. Es gibt aber noch viel mehr Comics, die den Holocaust thematisieren.
Sie stammen sowohl aus den KZs, von Häftlingen gezeichnet, als auch aus der Nachkriegszeit bis heute, wo in Polen, aber auch in vielen anderen Ländern spannende Formen der Auseinandersetzung gefunden werden. All dem widmet sich jetzt in dieser Breite zum ersten Mal ein Sammelband: "Beyond MAUS".
Fotografische Erinnerung ist von den Bildern der Nazis besetzt
Jenseits von Maus existieren ganz viele Comics, "die durch 'Maus' sichtbar werden", sagt Mitherausgeber Ole Frahm. Denn durch "Maus" sei viel Aufmerksamkeit entstanden, dass Comics und Holocaust mehr miteinander zu tun haben als gemeinhin gedacht.
Zum anderen hätten sich Zeichner ermutigt gefühlt, die Geschichte ihrer Familie zu erzählen. Comics spielten in der Wissenschaft immer noch eine Randrolle, das sei wie eine Leerstelle.
Im seriellen Zeichnen könne etwas erzählt werden, das anders nicht möglich ist: Comics böten so eine Gegen-Erinnerung zu der von den Nationalsozialisten dominierten fotografischen Erinnerung, die bis heute unser visuelles Gedächtnis beherrsche.
Das serielle Erzählen zwischen Bildern ermögliche, etwas zu erinnern, das sich der sprachlichen und fotografischen Republikation entziehen könnte.