Artenschutz

Wie Hobbyzoologen bedrohte Tiere retten

08:12 Minuten
Die Zhous Scharnierschildkröte
Die Zhous Scharnierschildkröte ist eine der bedrohten Arten, für deren Erhalt sich Heiko Werning einsetzt. © Christian Langner
Heiko Werning im Gespräch mit Liane von Billerbeck |
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Die Zhous Scharnierschildkröte scheint das Social Distancing erfunden zu haben: Wird es ihr unbehaglich, kappt sie die Verbindungen zur Außenwelt. Für sie und andere Arten setzt sich die Organisation "Citizen Conservation" ein.
Kann es gelingen, dass Privatleute in ihren Wohnzimmern das Überleben seltener Tierarten sichern? Das ist zumindest der Ansatz von "Citizen Conservation". Heiko Werning ist der Leiter der Organisation und hat dazu gemeinsam mit Ulrike Sterblich ein Buch geschrieben. Kurz vor dem Internationalen Artenschutztag am 3. März ist es unter dem Titel "Von Okapi, Scharnierschildkröte und Schnilch. Ein prekäres Bestiarium" erschienen.
So seltsam und unterschiedlich viele der im Buch vorgestellten Tiere sind, so teilen sie doch eine traurige Gemeinsamkeit: Ihr Überleben steht auf der Kippe. Städtebau, die Abholzung von Wäldern oder Wilderei bedrohen viele Arten. Heiko Werning und seine Organisation versuchen, mit einem großen Netzwerk dagegenzuwirken.

Liebe zur Mallorca-Geburtshelferkröte

Bei der Arbeit entwickle man eine Zuneigung zu bestimmten Tieren, Heiko Werning. Er habe alle seine "Kinder" gern, wie er die Tiere liebevoll nennt, doch seine besondere Liebe gelte der Mallorca-Geburtshelferkröte. Sie habe lange als ausgestorben gegolten und sei dann in Schluchten auf Mallorca wiedergefunden worden.

Hier hören sie auch unsere Rezension zum Buch :
"Von Okapi, Scharnierschildkröte und Schnilch. Ein prekäres Bestiarium"
von Heiko Werning und Ulrike Sterblich
Galiani-Verlag, Berlin 2022
240 Seiten, 22 Euro

Bei dieser Krötenart tragen die Männchen Eischnüre auf dem Rücken, die sie dann zu Wasser lassen. So werden sie zu Geburtshelfern. In ihren natürlichen Habitaten sind viele dieser Tiere durch eingeschleppte Arten wie andere Frösche und Schlangen bedroht.

Amateure als Überlebenshelfer

Viele dieser bedrohten Arten werden zunächst in Zoos untergebracht und gezüchtet. Von dort werden sie dann auch an Privatleute weitergegeben. Werning hat "Citizen Conservation" zusammen mit Björn Encke gegründet, um ein Netzwerk mit Zoos aufzubauen und solche vom Aussterben bedrohten Reptilien zu erhalten.

Anders als bei Elefanten kann man solche Kröten auch einfach zu Hause halten.

Heiko Werning

Die Zeit, die Liebe und das Engagement von Privatpersonen seien unersetzbar. Das könne von vielen Zoos gar nicht geleistet werden. Gerade bei kleineren Tieren sei das eine sehr gute Ergänzung zu den Kapazitäten der Zoos.

Auswilderung nur durch Fachleute

Das Engagement trage auch Früchte. Nach einer menschgemachten Ökokatatstrophe gibt es zum Beispiel den Viktoriasee-Buntbarsch nicht mehr in seinem natürlichen Habitat. Durch den Einsatz von Privatleuten gebe es diese Art weiterhin, allerdings nur in Aquarien, so Werning.
Auswilderungen seien langfristig wünschenswert, aber sehr schwierige Prozesse. Diese müssten von Wissenschaftlern begleitet werden: "Da kann nicht einfach ein Privatmann hingehen und irgendwelche Fische in einen Tümpel oder See werfen".
Für ihr zu Hause könnten sich Privatpersonen schon überlegen, ob im Aquarium immer nur Guppis oder Goldfische herumschwimmen müssten – oder ob in Zukunft nicht auch mal ein Mangarahara-Buntbarsch infrage komme.

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