Arzt an der polnisch-ukrainischen Grenze
An der polnischen Grenze: Vor allem Freiwillige helfen den vor dem Krieg in der Ukraine geflohenen Menschen.
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"Man sieht den Gesichtern den Schrecken des Krieges an"
08:14 Minuten
In Medyka in Polen kommen täglich Tausende Menschen aus der Ukraine an. Nach tagelanger Flucht sind sie nicht nur erschöpft, sondern oft auch verletzt. Der Arzt Wjahat Waraich hat dort geholfen und schildert seine Eindrücke.
Wer vor dem Krieg in der Ukraine Richtung Polen flüchtet, betritt meist am Grenzübergang Medyka den Boden der Europäischen Union. Hier versorgen Privatpersonen und Helfer von NGOs die Ankommenden mit dem Nötigsten.
Acht Tage lang hat auch der Hannoveraner Arzt und Bezirksbürgermeister Wjahat Waraich mitgeholfen. Tausende Menschen habe er gesehen – Frauen, Kinder, Alte und Kranke, erzählt er. „Man sieht den Menschen in den Gesichtern den Schrecken des Krieges an, die Belastungen, die schiere körperliche Erschöpfung.“
Manche seien drei, vier oder sogar fünf Tage unterwegs. Auf ihrem Weg würden sie vor Erschöpfung stürzen. Es gebe Verletzungen und Infektionen. Ältere Menschen bräuchten oft Herz-, Diabetes- oder Asthmamedikamente, berichtet der Mediziner.
Aufwärmen ist "die halbe Medizin"
Improvisiert und in Zelten gehe es zunächst um die medizinische Erstversorgung, so Waraich, der für die Hilfsorganisation „Humanity First“ in Medyka war: „Da gibt es auch Erfrierungen, gerade bei den kleinen Kindern, an den Füßen. Das versuchen wir vor Ort zu behandeln und bestmöglich zu versorgen, damit die Menschen weiterreisen können.“ Die Geflüchteten aufzuwärmen, ihnen Tee und Suppe zu geben, sei dabei „die halbe Medizin“.
Medizinisches Material und Medikamente gibt es dem Arzt zufolge noch nicht ausreichend. Es gehe momentan vor allem darum, die Ambulanz besser auszustatten. Im April will Waraich noch einmal nach Medyka fahren.
Geld hilft, Aktionismus nicht
Wer in der Situation helfen und Solidarität zeigen wolle, solle am besten Geld gezielt an Organisationen spenden, sagt Waraich. Aktionismus helfe hingegen niemandem. Er selbst habe erlebt, wie Vierzigtonner Sachspenden einfach abluden und dann wieder verschwanden. Die Fracht blieb im Regen liegen.
(bth)