Asako I & II
(Originaltitel: Nete mo samete mo)
Regie: Ryusuke Hamaguchi
mit Masahiro Higashide, Erika Karata, u.a.
Literaturverfilmung, Japan 2018, 119 Minuten
Zu sehen im Stream auf www.sooner.de
Doppelgänger-Drama mit Hitchcock-Elementen
06:27 Minuten
Die junge Asako verliebt sich in den wilden Baku. Doch dieser verschwindet plötzlich. Jahre später trifft Asako den ruhigen Ryohei, der Baku sehr ähnelt. Ryusuke Hamaguchis Film ist komplex und sinnlich und spielt mit den Erwartungen der Zuschauer.
Worum geht es?
Die junge Asako (Erika Karata) lebt in Osaka und verliebt sich Hals über Kopf in Baku (Masahiro Higashide). Der junge Mann ist wild, mysteriös und voller Energie. Asako schwebt mit ihm auf Wolke sieben. Doch eine gute Freundin warnt Asako vor Bakus Charakter. Immer wieder verschwindet Asakos Geliebter. Sie erfährt nie, wo er ist und wieso er ihr das antut. Eines Tages bleibt Baku ganz weg.
Zwei Jahre später lernt Asako den sympathischen Ryohei kennen (gespielt erneut von Masahiro Higashide), der sie sofort an Baku erinnert. Doch Ryohei ist ruhiger, liebenswerter, er verliebt sich in Asako. Doch diese hat die Beziehung mit Baku noch immer nicht verarbeitet. Kann sie loslassen? Wird Baku vielleicht zurückkehren? Die Beziehung zwischen Asako und Ryohei steht immer wieder auf der Kippe - bis zu einem folgenschweren Ereignis.
Was ist das Besondere?
Der japanische Regisseur Ryusuke Hamaguchi gilt als neuer Realist des Autorenkinos. Mit "Asako I & II" verfilmt er einen Roman der Schriftstellerin Tomoka Shibasaki. Film und Roman stellen die Frage nach dem geisterhaften Einfluss einer Beziehung auf unser Wesen. Dabei spielt Hamaguchi mit Doppelgänger-Elementen, die man aus Klassikern wie Hitchcocks "Vertigo" kennt.
Doch "Asako I & II" ist kein Genre-Film. Sehr realistisch und ohne zu psychologisieren beobachtet er Asakos Beziehungsgeflechte, konfrontiert sie mit einem Neunanfang, der vielleicht keiner ist.
Dadurch, dass sowohl Baku als auch Ryohei vom gleichen Schauspieler verkörpert werden, erhält die Situation etwas Unwirkliches. Immer wieder durchkreuzt der Regisseur damit unsere Erwartungen. Er wechselt Perspektiven und Stimmungslagen mit einer mutigen und unaufgeregten Filmsprache, die mittlerweile zu seinem Markenzeichen geworden ist.
Bewertung
Vertrauen und Liebe in modernen Zeiten, das sind die großen Themen dieses leisen, aber emotional reizvollen Films. Die klare Bildersprache ignoriert jeden Anflug von Melodramatik. Asakos Zaudern, Zweifeln, Lieben und Leben wird zum Sinnbild der Vielschichtigkeit menschlicher Beziehungen.
Komplex und sinnlich zugleich ist diese Geschichte, die nie zur reinen Metapher verkommt. Es bleibt immer ein Geheimnis. Hinzukommt, dass Hamaguchi eingefahrene Erzählmuster hinterfragt und teilweise sogar sprengt. Seinen Namen sollte man sich langsam merken, der internationalen Kritik ist schon längst klar: Er gehört zu den Autorenfilmern der Zukunft.