"Er ist nur Teil des machthabenden Systems"
Die Rolle des amtierenden Machthabers Baschar al-Assad für die Lösung des Syrien-Kriegs werde vom Westen überschätzt, meint der Islamwissenschaftler Wilfried Buchta. Dem Frieden in der Region stehen noch viele weitere Faktoren entgegen.
Die Rolle des amtierenden Machthabers und Diktators Baschar al-Assad für die Lösung des Syrien-Kriegs werde vom Westen überschätzt, meint der Islamwissenschaftler Wilfried Buchta. "Assad ist nur ein Teil des machthabenden Systems", sagte Buchta im Deutschlandfunk Kultur. Assad könne jederzeit ersetzt werden. An der "Machtmechanik" in Syrien würde das nichts ändern.
"Assad steht ja nur als äußerer Repräsentant für ein diktatorisches System – ich betone das Wort System. Es wird von einer alawitischen Minderheit geführt. Die Alawiten sind eine schiitische Untergruppierung, die von den meisten Sunniten als Häretiker und dem Tode verfallene Ketzer betrachtet wird."
Keine Alternative für das dikatatorische Assad-Regime
Die Lage sei verfahren, denn auch die sunnitischen Rebellen, die einen Scharia-Staat anstrebten, stellten keine Alternative für das dikatatorische Assad-Regime dar, sagte Buchta. Zudem verweigerten sie sich bisher Friedensverhandlungen.
Ein friedliches Syrien in den bekannten Grenzen werde es in Zukunft nicht mehr geben, prognostizierte Buchta. Dagegen sprächen auch die Interessen von Großmächten. So treibe der Iran einen schiitisch kontrollierten Landkorridor über Irak und Syrien nach Libanon ans Mittelmeer voran. Auch Russland wolle Syrien als "geostrategischen Brückenpfeiler" auf keinen Fall verlieren und und benutze Syrien als "Faustpfand" in der Konkurrenz mit den USA. Die Türkei wiederum wolle den Kurdenkanton in Nordsyrien zerschlagen. Israel wiederum wolle seinen Vorhof in Frieden und Ordnung sehen.
Buchta meinte, er halte daher eine Konfliktlösung in den nächsten Jahren für "fast unmöglich".
(huc)