Sternzeichen, Horoskope & Co.

Was hinter der Faszination für Astrologie steckt

Alte astrologische Uhr mit den Symbolen für Sternzeichen
Die Nachfrage nach Orientierung durch Astrologie in der Gesellschaft ist hoch. © IMAGO / Panthermedia / Gudella via imago-images.de
Gerade zum Jahreswechsel sind Horoskope gefragt. Dabei ist den meisten Menschen bewusst, dass Astrologie keine wissenschaftliche Grundlage hat. Dennoch suchen viele in den Sternen Orientierung.
Ob wöchentlich in der Zeitung, auf eigenen Fernsehkanälen oder in den sozialen Medien - Astrologie erfährt großen Zuspruch. In den Horoskopen erklären selbsternannte Astrologen, wie die Bewegungen von Himmelskörpern die Geschicke der Menschen je nach Sternzeichen beeinflussen oder welche Persönlichkeitseigenschaften sie haben. Auch wenn die moderne Wissenschaft sich klar von der Astrologie abgrenzt, war das nicht immer so.

Warum interessieren sich so viele Menschen für Astrologie?

Laut Umfragen glauben rund ein Drittel aller Menschen in Deutschland, dass die Sterne Einfluss auf ihr Leben haben. Und die Popularität scheint sogar zu wachsen. Dabei ginge es den meisten nicht um Wahrsagerei oder Zukunftsdeutung, erklärt der evangelische Theologe Matthias Pöhlmann, der zu Okkultismus und Astrologie forscht: „Umfragen zeigen aber, die Menschen wollen eher eine Gegenwartsanalyse, ein Entdecken der eigenen Persönlichkeit, der Stärken und Schwächen. Da wird eine Art Astro-Psychologie angeboten.“ Im Kern steht also meist Orientierung und Beratung. „Und wir müssen bedenken, dass der Orientierungsbedarf in unserer Gesellschaft sehr hoch ist“, so Pöhlmann.
So begreift sich die Astrologie selbst als Lebenshilfe. Dabei finden sich Menschen, die an Astrologie glauben, aber auch häufig in Horoskopen oder Wesensbeschreibungen von Sternzeichen wieder. Bestimmte Attribute, die dem eigenen Sternzeichen zugeschrieben werden, sieht man dann tatsächlich bei sich selbst. Dabei ist anzumerken, dass diese Zuschreibungen in der Regel positiv besetzt sind. Gerade wenn dann eine selektive Wahrnehmung zutragen kommt, man also nur das wahrnimmt, was man wahrnehmen will, werden die Aspekte, die nicht zutreffen, gerne ausgeblendet.

Warum ist die Astrologie keine Wissenschaft?

Zwar beschäftigen sich sowohl Astrologie als auch Astronomie mit Himmelskörpern, jedoch ist nur letztere empirisch fundiert. Die Astronomie ist die Wissenschaft vom Universum. Sie erforscht, welche Sterne, Planeten, Galaxien und andere Objekte es gibt, wie sie aufgebaut sind und wie sich der Kosmos entwickelt. In der Astronomie gibt es viele Theorien und Modelle. Etwa über den Aufbau von Sternen oder die Bewegung der Galaxien. Zeigen dann aber Beobachtungen mit Teleskopen, dass sich diese Objekte anders verhalten als gedacht, werden die Theorien verworfen und neue Ideen entwickelt.
Andere Länder, andere Himmel

Horoskop-Arroganz gegenüber fremden Kulturen

28.06.2024
02:33 Minuten
Blick tief an den Südhimmel gegen Mitternacht: Wo der Antike nach Schütze und Skorpion leuchten, sieht man in China u.a. einen Korb, Spreu, eine Tür und ein Schloss. (Stellarium)
Blick tief an den Südhimmel gegen Mitternacht: Wo der Antike nach Schütze und Skorpion leuchten, sieht man in China u.a. einen Korb, Spreu, eine Tür und ein Schloss. (Stellarium)
Nach der Astrologie beeinflusst die Anordnung von Sonne, Mond, Planeten und Sternen unser Leben auf der Erde. Wenn etwa Jupiter und Uranus dicht beieinanderstehen, soll das anders auf Menschen wirken als eine Begegnung von Mond und Saturn. Allerdings wurden Planeten und Sternenbilder völlig willkürlich Eigenschaften zugeordnet. Erfahrungswerte, die das belegen, gibt es nicht. Das System wird auch nicht nach falschliegenden Prognosen verändert. Während die astronomischen Gesetzmäßigkeiten auf der ganzen Welt dieselben sind, unterscheiden sich die astrologischen Vorstellungen je nach Kulturkreis. In China gibt es andere Sternzeichen als in Europa und den Planeten werden unterschiedliche Eigenschaften zugeschrieben.

Wie hat sich die Astrologie entwickelt?

Es gibt Höhlenmalereien, die 17.000 Jahre alt sind, bei denen Forscher glauben, diese könnten erste Bildnisse von Sternenbildern sein. Aber die Vorstellung, dass Bewegungen von Himmelskörpern in direktem Zusammenhang mit Ereignissen auf der Erde stehen, finden sich dann erstmals in der babylonischen und antiken ägyptischen Kultur. Der Religionswissenschaftler Kocku von Stuckrad sagt, dass Astrologie immer als eine Naturphilosophie verstanden wurde.
Dabei hätte immer die Grundannahme gegolten, zwischen dem, was im Kosmos geschieht, und den Ereignissen auf der Erde besteht ein Zusammenhang durch ein Geflecht von Kräften, die Einfluss auf das Leben jedes einzelnen Menschen nehmen. „Es war aber schon immer klar, dass die Sternenkunde einen rechnenden und einen deutenden Zweig hat.“ Erst mit der Ausformung der modernen Naturwissenschaften im Laufe des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts sei eine tiefe Kluft zwischen der rechnenden und der deutenden Sternenkunde entstanden, der schließlich zur Abspaltung der Astrologie von der Astronomie geführt habe.

Wie werden die Sterne in anderen Kulturen gesehen?

Grundlage für die Astrologie sind die verschiedenen Sternenbilder, denen bestimmte Eigenschaften zugeordnet werden. Diese basieren in Deutschland noch auf Mythologie des antiken Rom und der antiken Griechen. In anderen Teilen der Welt und in anderen Kulturen werden denselben Sternenkonstellationen allerdings andere Bilder und Bedeutungen zugerechnet. Das Sternenbild, welches man in Deutschland vor allem als Großer Wagen kennt, wird in China als eine große Schöpfkelle, bei den Inuit als Rentier und bei den Mayas als Papagei gesehen.
Und auch die Bedeutung, die die Astrologie im Alltag der Menschen einnimmt, variiert. Zwar interessieren sich in Deutschland viele für astrologische Themen, doch passiert das meistens mit einem Augenzwinkern. Anders ist es beispielsweise in Indien. Dort werden Astrologen regelmäßig bei Themen des Alltags um Rat gefragt. Beispielsweise, wann ein guter Zeitpunkt für eine Heirat ist. Das führt dann zu regelrechten Heiratssaisons.

mg
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