Weltraum-Maultäschle für Alexander Gerst
Ein Team aus Köchen und Wissenschaftlern tüftelt am optimalen Space Food. Und der deutsche Astronaut Alexander Gerst - ab Juni Kommandeur einer ISS-Mission - darf vorkosten.
Es ist ein bisschen wie eine Dose Thunfisch oder Katzenfutter aufzumachen. Aber: Es schmeckt richtig lecker! Kleine Maultaschen mit Spinat, die sogar ziemlich würzig sind. Ein Essen, das der Lufthansa-Caterer LSG für Alexander Gerst entwickelt hat. Ingo Bülow war einer der Entwickler.
"Wir haben insgesamt sieben Mahlzeiten kreiert, die er jetzt mitnimmt. Das ist sehr stark von seiner baden-württembergischem Heimat beeinflusst, aber wir haben auch ein Indian Butter Chicken dabei, das hat er sich auf jeden Fall gewünscht, mit Basmatireis, ansonsten sind’s eben Kässpatzen, die Seidelwürste sind da, Maultaschen sind da und im Bereich Dessert haben wir dann eben diese Zwetschgen-Rösti dabei."
"Wir haben insgesamt sieben Mahlzeiten kreiert, die er jetzt mitnimmt. Das ist sehr stark von seiner baden-württembergischem Heimat beeinflusst, aber wir haben auch ein Indian Butter Chicken dabei, das hat er sich auf jeden Fall gewünscht, mit Basmatireis, ansonsten sind’s eben Kässpatzen, die Seidelwürste sind da, Maultaschen sind da und im Bereich Dessert haben wir dann eben diese Zwetschgen-Rösti dabei."
Die Bonus-Menübox kann auf der ISS den Haussegen retten
Das alles ist quasi nur das Sonntagsessen – oder wenn der Shuttle-Segen auf der ISS schief hängt, kann eine Runde Käsespätzle aus der sogenannten Bonus-Essens-Box vielleicht auch mal die Stimmung retten. Mehr als 80 Prozent der Zeit gibt es "normales" Astronautenessen, das die US-Amerikaner und die Russen mitgebracht haben: Oft Müsliriegel oder Suppe aus der Plastiktüte.
Das schmeckt nicht so besonders – was nicht nur an der Konsistenz liegt. Süßes, salziges und Aromen kann man 400 Kilometer über der Erde nicht mehr so gut schmecken – durch den veränderten Luftdruck und die andere Luftfeuchtigkeit leidet unser Geschmackssinn.
Im normalen Flugzeug kann man davon auch schon ein bisschen etwas merken. Im All ist das dann nochmal stärker - eine Herausforderung für das Catering, denn einfach mehr Salz nehmen geht nicht. Darauf hatte Bernadette Murks ein Auge. Sie war im Team für das Bonus-Essen dafür zuständig, dass die ernährungswissenschaftlichen Vorgaben der ESA eingehalten werden.
"Von den Ernährungsaspekten her haben wir geschaut, dass möglichst wenig Salz enthalten ist, da man in dieser Schwerelosigkeit Muskeln verliert und Knochensubstanz verliert und da kann man mit speziellen Nährstoffen entgegenwirken."
Salzarm - aber trotzdem würzig
Die Würstchen zu den Linsen mit Spätzle mussten sogar ganz ohne Pökelsalz sein. Aber dafür, dass das Essen so salzarm ist, schmeckt es wirklich würzig, da haben die vier Köche mit Kräutern und anderen Gewürzen gut getrickst. Alois Strobel war einer von ihnen – für ihn war der optimale Geschmack gar nicht die größte Herausforderung, eher die Konsistenz, damit das Essen nicht im All rumfliegt – und dass es noch schmeckt, auch wenn es im All zum wiederholten Mal aufgewärmt wird.
Hühnchen in einer indischen Sauce - das geht immer
Zum Glück hat Alexander Gerst sich kein Steak gewünscht! Käsespätzle und Hühnchen in einer indischen Sauce sind da schon leichtere Kandidaten – und passen auch besser in die kleinen Blechdosen. Das Essen muss besonders lange haltbar sein – denn Kühlschränke gibt es auf der ISS auch nicht.
Früher wurde das Essen daher pasteurisiert, aber das killt nicht nur Bakterien, sondern auch die meisten Nährstoffe. Das Kochteam der LSG hat deswegen ein spezielles Verfahren genutzt, das sogenannte Auto-Klavieren. Alois Strobel erklärt es:
"Sie müssen sich vorstellen, Sie haben eine Drucktrommel, die geschlossen ist. Die wird mit Wasser befüllt, dann wird relativ schnell das Wasser erhitzt und das Essen wird dann über einen Zeitraum in diesem Wasserdampf gegart, so dass aber trotz alledem noch die ganzen Nährstoffe – oder größtmöglich die Nährstoffe und Vitamine – erhalten bleiben."
"Sie müssen sich vorstellen, Sie haben eine Drucktrommel, die geschlossen ist. Die wird mit Wasser befüllt, dann wird relativ schnell das Wasser erhitzt und das Essen wird dann über einen Zeitraum in diesem Wasserdampf gegart, so dass aber trotz alledem noch die ganzen Nährstoffe – oder größtmöglich die Nährstoffe und Vitamine – erhalten bleiben."
Nach zigmal Erhitzen soll es noch schmecken
Und schmecken soll es nach dem ganzen Erhitzen natürlich auch noch. Das Kochteam hat seine Kreationen deshalb Alexander Gerst auch erstmal vorgeführt und vorkosten lassen, bevor es in die endgültige Produktion ging. Bis auf ein, zwei Kleinigkeiten sei der deutsche Astronaut zufrieden mit dem Geschmack gewesen, erzählen die Köche. Ob die Käsespätzle auch den Japanern schmecken werden, wird sich dann im All zeigen.
"Das ist ein bisschen Heimat, was die Astronauten mitnehmen, aber zum anderen auch sehr viel Kommunikationsmittel. Da kommen viele Nationen zusammen und dann tauscht man halt mal was mit den Russen und den Japanern und den Amerikanern an Bord."
Essen muss eben mehr als nur satt machen – egal ob auf der Erde oder im All.
"Das ist ein bisschen Heimat, was die Astronauten mitnehmen, aber zum anderen auch sehr viel Kommunikationsmittel. Da kommen viele Nationen zusammen und dann tauscht man halt mal was mit den Russen und den Japanern und den Amerikanern an Bord."
Essen muss eben mehr als nur satt machen – egal ob auf der Erde oder im All.