Von Mond-Dörfern und Mars-Missionen
Beim Astronautenkongress in Wien geht es um die mögliche Besiedelung des Mars – und um Reisen unserem Erdtrabanten. Und nebenbei um Werbeeffekte für die Raumfahrtindustrie. Rund 100 Menschen, die schon mal im All waren, treffen sich derzeit in Wien.
Franz Viehböck 1991 live von der "Mir":
"Das Andocken war problemlos – ein weiches Andocken, kein – wie soll man sagen - harter Schlag, alles problemlos gegangen, automatisch…"
Vor genau 25 Jahren wurde Franz Viehböck in Österreich zum Star. Acht Tage lang blieb er in der russischen Raumstation Mir, hielt nicht nur einen rot-weiß-roten Österreich-Wimpel in die Kamera, sondern wurde exakt in diesen ersten Oktober-Tagen 1991 Vater. Der Gruß an seine Frau war bei den Live-Übertragungen also besonders wichtig.
Bis heute ist Viehböck der einzige Österreicher, der je im All war:
"Den kennt immer noch jeder – das heißt, der Werbeeffekt, aber auch der Botschaftereffekt eines Astronauten für die Weltraumfahrt ist einfach enorm…"
Das sagt Franz Aschbacher, Direktor für Erdbeobachtung bei der Europäischen Raumfahrtagentur ESA. Es sind rund 100 Astronauten aus aller Welt, dazu vor allem österreichische Wissenschaftler und Manager aus der Raumfahrtindustrie, die den Kongress in Wien bestreiten, auch vor Schulklassen Vorträge halten, um für Nachwuchs zu werben.
Franz Viehböck, inzwischen 56, betont, dass die Raumfahrt mit rund 100 meist kleineren Zulieferfirmen auch in Österreich ein Wirtschaftsfaktor geworden ist:
"Dass wir einerseits von Tourismus gut leben und von Mozartkugeln, aber auch von einer guten Basis an gut gebildeten jungen Leuten, die halt unserer wirtschaftlichen Weiterentwicklung voranbringen."
Bald eine bewohnte Mond-Basis?
Wenn in Wien die Zukunft der Raumfahrt diskutiert wird - in der neben Staaten immer stärker auch Privatfirmen die treibenden Kräfte sind - stehen zwei Ziele im Mittelpunkt: eine bewohnte Mond-Basis und die Landung der ersten Menschen auf dem Mars.
Franz Viehböck: "Ich halt's für realistisch, weil sich sehr viel momentan in dieser Richtung tut, also die Chinesen wollen zum Mond fliegen, die Inder haben ein Weltraumprogramm, es gibt sehr viele kommerzielle Initiativen, das heißt, da tut sich momentan sehr, sehr viel. Und ich glaube, dass da Projekte wie ein Flug zum Mars oder dieses Mond-Dorf von der ESA durchaus sehr realistisch sind."
Eine bewohnte Mond-Basis könnte in den nächsten 10 bis 15 Jahren Realität werden, meint Viehböck, die Mars-Landung hält er bis 2035 für machbar – auch wenn allein der Flug dorthin wohl acht Monate dauern wird, eine Mars-Mission insgesamt rund zwei Jahre:
"Ja, das ist sicher nicht ungefährlich, da sind auch noch nicht alle Themen gelöst, also der Mensch ist hier das große Problem, die Strahlung. Ich sage einmal, zwei Jahre im Weltall unter Schwerelosigkeit, das ist machbar, der Rekord liegt mittlerweile bei 14 Monaten, hat ein Russe gemacht, aber wie sich das mit der Strahlung auswirkt, das ist noch ein ungelöstes Thema."
Würde er sich denn trauen, zum Mars zu fliegen?
"Ich würd‘'mich trauen, wenn die Voraussetzungen entsprechend gegeben sind und wenn das Rückflugticket auch inkludiert ist – also ein One-Way-Ticket nehm' ich nicht."
Alternativen im All
Wahrscheinlich, gibt Viehböck zu, wird er selbst ohnehin zu alt sein, wenn es soweit ist. Doch die Milliarden, die für die Raumfahrt weltweit ausgegeben werden, wird er immer noch für sinnvoll halten. Denn irgendwann, wenn die Ressourcen hier aufgebraucht sind, wird der Mensch nach Alternativen dort draußen im All suchen müssen, meint Viehböck, wahrscheinlich auch auf dem Mars:
"Dass wirklich Ansiedlungen und Anhäufungen von Menschen am Mars passieren, da wird noch viel Zeit vergehen. Es wird wahrscheinlich dann passieren, wenn die Ressourcen dieses Planeten aufgebraucht sind, dann wird der Mensch irgendwo anders hin auswandern sozusagen."