Ein himmlischer Jahresrückblick
Waren der ISS-Aufenthalt von Alexander Gerst und das Zittern um seine Rückkehr am spektakulärsten? Oder die totale Mondfinsternis? Die Journalisten Harro Zimmer und Dirk Lorenzen lassen die Astronomie- und Raumfahrt-Ereignisse 2018 nochmal Revue passieren.
Am 20. Dezember 2018, um 6:04 Uhr landete Astronaut Alexander Gerst wieder auf der Erde: Die Rückkehr des Astronauten nach über einem halben Jahr auf der Internationalen Raumstation (ISS) war nur ein Ereignis von zahlreichen kosmischen Missionen, sorgte aber für reichlich Medienrummel.
Gerst und die Besatzung der ISS hatten zahlreiche Experimente an Bord der Raumstation durchgeführt – beispielsweise die Eigenschaften von Pulvern und Körnern in der Schwerelosigkeit untersucht, so Wissenschaftsjournalist Dirk Lorenzen. Die Ergebnisse können im medizinischen Bereich und in der Materialwissenschaft Anwendung finden. Solche Experimente seien "Schwerstarbeit", sagt Wissenschaftsjournalist Harro Zimmer.
Eine Panne in der zweiten Hälfte des Aufenthalts von Gerst sorgte dafür, dass zahlreiche Experimente gestrichen werden mussten. Durch ein kleines Loch im Mantel der angedockten Sojus-Kapsel entwich Sauerstoff. Um die Rückkehr zur Erde zu ermöglichen, mussten die Astronauten das Leck flicken. Bis heute ist unklar, wie dieses entstanden ist.
Einzigartige Mondfinsternis
Viele Menschen haben am 27. Juli fasziniert in den Himmel geschaut, um sie zu sehen: "eine der längsten Mondfinsternisse, die denkbar sind, bedingt durch die Konstellation und durch die Abstände von Erde und Mond", sagt Zimmer. Eine Stunde und 43 Minuten habe sie angedauert.
"Interessanterweise war es genau der Zeitpunkt, zu dem unser Nachbarplanet Mars in Opposition zur Sonne stand, also auch damit seinen kleinsten Abstand zur Erde erreicht hatte." Mars habe dabei unterhalb des verdunkelten Mondes gestanden. "Nicht nur für die Astronomen war das ein besonderes Ereignis", sagt Zimmer. Schließlich sei diese Mondfinsternis "die einzige dieser Art im 21. Jahrhundert".
Interstellarer Besuch und uralte Sterne
Für Aufmerksamkeit hat auch der erste unmittelbar beobachtete interstellare Besuch gesorgt, der zwar bereits 2017 stattfand, Forscher aber bis heute Rätsel aufgibt: Einige hundert Meter groß war das Objekt, das aus den Weiten des Raums zu uns kam, eine Kurve um die Sonne zog und wieder in der Milchstraße verschwand. Sein Name: Oumuamua.
"Dann gab es sogar ein paar, die munter spekuliert haben, womöglich seien es Trümmer eines Raumschiffes, das mit Sonnensegel angetrieben würde", so Lorenzen. "Das ist allerdings nicht sehr wahrscheinlich. Vermutlich handelt es sich um einen eisigen, felsigen Brocken, der auch ein bisschen Gas abgibt und dadurch beschleunigt."
Am ersten März 2018 haben Astronomen zum ersten Mal Signale von Sternen erhalten, die 13,6 Milliarden Lichtjahre entfernt sind: Also aus einer Zeit, "als das Universum ganz, ganz jung war", so Lorenzen. Wenn diese Beobachtung Bestand habe, ermögliche sie Einblick in die "Säuglingszeit des Universums".
Mars- und Mondsonden auf Mission
Am 27. November landete "InSight" auf dem Mars: Die Sonde solle das Innenleben des Planeten erforschen, sagt Zimmer. "Und zwar, ob es da Erdbebenaktivitäten gibt." Bange sechseinhalb Minuten dauerte die komplexe Lande-Prozedur mit Hitzeschild, Bremsfallschirm und zwölf kleinen Raketenantrieben, die schließlich dafür sorgten, dass die Sonde sicher auf der Marsoberfläche abgesetzten wurde.
Am 7. Dezember startete außerdem die chinesische Raumsonde "Chang'e-4". Sie soll auf der dunklen Seite des Mondes landen. Das sei "ein Novum in der Geschichte der Raumfahrt", sagt Zimmer. Zwar kenne man die Mondoberfläche auf der Seite aufgrund von Bildern. "Aber es ist interessant zu sehen, wie die mineralische Struktur" sei und ob der Mond-Rover fahre und "nicht auf der Strecke hängenbleibt".
(lk)