In Norwegen Pflicht: Kurse gegen sexuelle Gewalt
Auch in Norwegen kam es vor einigen Jahren zu sexuellen Übergriffen, unter anderem in der Stadt Stavanger. Die Täter waren oft Asylsuchende. Seither gibt es Integrationskurse, in denen auch der Respekt vor Frauen gelehrt wird.
Norwegen hatte seinen "Köln-Moment" schon vor einigen Jahren. Zwischen 2009 und 2011 gab es eine Serie von Vergewaltigungen unter anderem in der Stadt Stavanger und dann einen - politisch korrekten - Aufschrei, als die Polizei ein Tabu brach und sich klar zur Herkunft der Mehrheit der Täter äußerte. Für 17 von 20 Verurteilten galt:
"Es sind relativ junge Männer, oft Asylsuchende, die aus anderen Ländern kommen, in denen es viel Gewalt gibt, oder aber aus Ländern mit einem völlig anderen Frauenbild als unserem hier in Norwegen."
Das war der Startschuss für eine heftige Debatte, in der klarer als zuvor auch Unbequemes zur Sprache kam. Etwa von der Psychologin Kristin Spitznogle, die in einem Fernsehbericht junge Muslime anging:
"Für diese Männer ist das Kopftuch ein Symbol. Es unterscheidet demütige, 'ordentliche' muslimische Frauen von, wie sie es sagen, norwegischen Huren. Und das ist ein Zitat!"
Pflichtprogramm für anerkannte Asylbewerber
Damals hatten unter anderem Mitarbeiter von "Hero", einer privaten Betreibergesellschaft von Heimen für Asylbewerber, die Idee, Einwanderern norwegische Werte, darunter auch Respekt vor Frauen, in Kursen zu vermitteln. Inzwischen gehören solche Kurse zum Pflichtprogramm für alle anerkannten Asylbewerber im Alter zwischen 16 und 55 Jahren. "Hero"-Sprecher Andreas Capjon erklärt das Grundkonzept:
"Es sind Gesprächskreise. Wir sagen: Ihr seht diese Gewalt jeden Tag. Was können wir gemeinsam dagegen tun? Wir behandeln sie also bewusst wie Zeugen, nicht wie mutmaßliche Täter!"
Damit soll verhindert werden, dass die Kursteilnehmer von Anfang an zu machen, dass sie sich verschließen. Laut Capjon funktioniert das. Die meisten machen mit, auch oder vielleicht gerade weil man nicht von ihnen verlangt, ihre Werte auf den Kopf zu stellen.
"So schaffen wir es, dass sie über ihre eigenen Ansichten nachdenken und wir ihnen Respekt vor unseren beibringen. Sie müssen ihre ja nicht grundlegend verändern. Aber sie müssen wissen, was Zeichen und Hinweise bedeuten, die norwegische Frauen geben - oder eben nicht geben!"
In Stavanger haben diese Kurse laut Capjon deutlichen Erfolg gezeigt. Aber – es gibt weiterhin Kritik an den Programmen. Sie erreichen nur anerkannte Asylbewerber, also längst nicht alle Einwanderer. Schon deshalb können sie in den Augen einiger Kritiker keinen wirklichen Effekt haben. Oder, das sagen die Anderen, sie können das Problem nicht grundsätzlich lösen, solange junge Asylbewerber in problematischen sozialen Strukturen leben, also in größeren isolierten Gruppen und oft dazu in Arbeitslosigkeit, Armut und ohne ordentliche Wohnung.