"Eine Entscheidung wider besseren Wissens"
Der Bundesrat hat einer Verschärfung des Asylrechts zugestimmt. Der Regisseur Volker Lösch hält das für eine "skandalöse Entscheidung". Gegen Klischees setzt er aufklärerisches Theater: In seinem neuen Stück geht es um die in Deutschland lebenden Sinti und Roma.
Der Theaterregisseur Volker Lösch ist bekannt für seine politisch-provokanten Inszenierungen. In seinem neuen Stück geht es um die Situation der in Deutschland lebenden Sinti und Roma: "Die Odyssee oder 'Lustig ist das Zigeunerleben'" wird am Freitag im Schauspiel Essen uraufgeführt.
Mit der Abstimmung im Bundesrat zur Reform des Asylrechts hat das Stück auch eine besondere Aktualität gewonnen: Serbien, Mazedonien und Bosnien-Herzegowina sind jetzt als sichere Herkunftsländer eingestuft worden. Asylbewerber aus diesen Ländern können damit schneller abgelehnt und zurückgeschickt werden.
Der Beschluss des Bundesrats sei eine "skandalöse Entscheidung", die wider besseren Wissens getroffen worden sei, sagte Lösch im Deutschlandradio Kultur:
"Die Politikerinnen und Politiker, die diese Entscheidung getroffen haben, wissen, dass die Lage von Sinti und Roma in den westlichen Balkan-Staaten von erheblichen Diskriminierungen und Benachteiligungen gekennzeichnet ist. Und insofern ist so etwas, auch in Anbetracht dessen, dass wir ohnehin kaum ein vernünftiges Asylgesetz haben, nicht nachvollziehbar."
"Mir fehlen die Worte"
Die Wahrnehmung und Einstufung dieser Asylbewerber als sogenannte Wirtschaftsflüchtlinge verkenne die Realität, sagte Lösch. Diese Menschen seien in ihren Herkunftsländern von lebensbedrohlicher Armut und noch stärkeren Diskriminierungen als in Deutschland betroffen:
"Und dann zu sagen, dass da eine Flucht aus lebensbedrohlicher Armut kein hinreichender Grund ist, einen Anspruch auf Asyl zu erfahren, ist nicht nachvollziehbar. Mir fehlen die Worte."
Das Ensemble der Homer-Adaption von Lösch besteht auch aus fünf Schauspielern, die Sinti und Roma sind. Der Regisseur lässt sie mit ihren eigenen Geschichten über alltägliche Diskriminierungen zu Wort kommen. Wir hätten alle Klischees von Sinti und Roma im Kopf, meinte der Theatermacher. Davon nehme er sich selbst nicht aus:
"Die Arbeit hat uns natürlich viel gebracht, die vielen Wochen mit den Sinti und Roma Kolleginnen und Kollegen. Man versteht dann richtig, dass wir uns ein Bild gemacht haben, um all das zu beschreiben, was wir also nicht sind oder vielleicht nicht sein wollen. Also wir wollen nicht arm sein. Wir wollen auch nicht geschichtslos sein. Wir wollen einen festen Wohnsitz haben."