Atari vor dem Aus
In den 70er und 80er Jahren baute Atari zunächst erfolgreich Videospiele für Spielhallen und Imbisse, später dann Computerspiele für zu Hause. Was nun nach der Zerschlagung von Atari zurück bleibt, ist der klangvolle Name - und die Pionierrolle im Spielesektor.
Junge 1: "Oh Scheibenkleister! Das sind so viele! Alter, ich bin gleich wieder tot!"
Junge 2: "Ach wirklich?"
Junge 1: "Oh großer Gott!"
Großes Gemetzel im Berliner Computerspielemuseum. Zwei 15-Jährige kämpfen am Daddelautomaten gegen unzählige Monster und Gespenster. Kaum sind die einen niedergeschossen, tauchen schon die nächsten auf. Die Figuren sind extrem grob gepixelt - Spaß macht das Spiel dennoch:
"Ja, ich find‘s cool das Game. Ich könnte es jetzt tagelang zocken."
Der 15-jährige Tim spielt mit einem Freund am kühlschrankgroßen Spieleautomaten Gauntlet. Das Spiel wurde 1985 von Atari entwickelt - und es sollte enorm erfolgreich werden. Ständig neue Bedrohungen und schnell zu lernende Spielregeln waren eines der Erfolgsrezepte - und sie sind es bis heute:
Tim: "Ich laufe einfach und greife an. Ich kenne das Spiel nicht. Ich spiele es heute zum ersten Mal."
Freund: "Oh Shit! Das ist wieder ... "
Tim: "Ah ja, ich habe aber keine Magie!"
Freund: "Junge, der killt mich!"
Für besorgte Eltern und Pädagogen waren Spiele wie Gauntlet, die es auch für Spielkonsolen und Computer gab, ein SuperGAU in Sachen Brutalität und medialer Verdummung. Vielen Kindern und Jugendlichen war‘s egal - sie liebten das Spiel trotzdem. Andreas Lange vom Berliner Computerspielemuseum:
"Der Gauntlet von Atari, der zeichnet sich eben durch seine Vier-Spieler-Fähigkeit aus. Das war für Automaten damals wirklich was ganz besonderes, das man zu viert gleichzeitig spielen konnte und eben auch im Teammodus spielen konnte, nicht gegeneinander, sondern miteinander. Und deswegen wurde der Gauntlet auch sehr schnell sehr erfolgreich und ist bis heute ein legendärer Automat."
In den 80er Jahren standen Automaten wie der Gauntlet von Atari noch in Spielhallen - aber auch in Kneipen, Kiosken und Kaufhäusern. Doch bald verschwanden die klobigen Geräte wieder. Spielkonsolen und vor allem Computer machten das Rennen, die Gauntlet & Co in die Wohnzimmer holten.
"Also Atari hatte beste Voraussetzungen, die Spiele in die Wohnzimmer zu bringen. Denn einerseits waren sie eben in den Spielhallen mit ihren Spielen sehr populär und auch sehr respektiert und beliebt. Und andererseits hatten sie eben auch technische Plattformen für den Heimbereich, den VCS, dann auch die Heimcomputer und konnten insofern sehr niedrigschwellig alle ihre populären Automatenhits dann eben auf die Heimsysteme umsetzen."
Groß geworden war das Unternehmen bereits in den 70er Jahren - mit Pong. Einem aus heutiger Sicht unendlich langsamen Tischtennismatch als Videospiel.
1975 gab es die Pong-Konsole erstmals für zu Hause, mit der die kommerzielle Videospielära begann. Bereits drei Jahre zuvor war der Pong-Automat vorgestellt worden. Heute ein Ausstellungsobjekt im Computerspielemuseum: Andreas Lange steht vor dem kühlschrankgroßen Kasten mit Holzimitat.
"Also das erste, was man hier tatsächlich machen muss, ist jetzt Geld in den Schlitz werfen. Das war in Amerika ein Quarterdollar, wir haben es auf 50 Cent Stücke jetzt mal umgestellt."
Zwei Spieler treten gegeneinander an: Mit einer Art Joystick bewegen sie einen Strich auf dem Bildschirm nach oben oder unten, um so einen pixeligen Ball in die gegnerische Hälfte zu schlagen. Ein Spielautomat mit einer mehr als einfachen Handlung, sagt der Volkskundler Roman Ohlendorf:
"Er ist natürlich grafisch nicht vergleichbar mit heutigen Produkten der Videospielindustrie. Aber er ist natürlich sehr klassisch, indem er halt das Spiel tatsächlich auf das reduziert, was wichtig ist, nämlich das Gameplay. Ohne eine elaborierte Story oder schönes Makeup durch Grafik und Sounddesign zu haben."
Im Gegenteil: Pong quäkte eher vor sich hin, hatte auch grafisch keinerlei Reize. Doch Atari etablierte damit das Videospiel: Zuerst für Automaten und Konsolen, später auch für Heimcomputer. Mit den Jahren bekam das Unternehmen allerdings zunehmend Konkurrenz.
In den 80ern entbrannte dann ein regelrechter Glaubenskrieg: Zwischen Fans der Atari-Heimcomputer und ihrer Spiele und den Amiga-Anhängern von Commodore, erzählt Malte Schulze, Gründer des Berliner C64-Clubs.
"Jeder der einen Atari hatte, hat halt darauf geschworen und andersrum genauso. Das waren halt zwei eigenständige Maschinen, die jeder ihren eigenen Fankreis hatten."
Der Atari Heimcomputer, geeignet auch für Büroarbeit, kamen erstmals 1979 auf den Markt - mit einem 8 Kilobyte großen Arbeitsspeicher. Atari erweiterte sein Angebot so über Automaten und Spielkonsolen hinaus. Eine Zeitlang hatte das Unternehmen damit Erfolg - auch im Musikbereich, erzählt Andreas Lange:
"Atari brachte dann 1985 den Atari ST raus und der hatte eine eingebaute Midi-Schnittstelle, als 16-Bit Computer dann schon recht leistungsfähig. Und Midi ist ja ein Musikstandard und das war also gerade für Musiker und auch für Studios dann eine sehr preisgünstige Möglichkeit, sich hier mit aktueller IT-Technik auszustatten und das wurde dann auch genutzt, so dass sich der Atari ST dann im Musikbereich tatsächlich als Profi-Computer etabliert hat."
Doch letztlich konnten sich die als geschlossenes System angelegten Atari-Computer nicht durchsetzen. Der PC gewann den Konkurrenzkampf - als offenes System, in das sich etwa Sound- und Grafikkarten fremder Hersteller integrieren ließen. Im Hardwarebereich musste Atari in den 90er Jahren die Segel streichen. Der Spielebereich blieb - zumindest als Markenname:
"Und so wurde aus einer Produktionsfirma, die viele Bereiche bedient hat, eigentlich zunehmend eine Rechteverwaltungsfirma, die sozusagen die alten Spielerechte dann eigentlich nur noch verwaltet hat."
Seine Verdienste hat Atari vor allem in der Popularisierung von Computerspielen. Wie mit Asteroids von 1979: In dem ein Raumschiff Asteroiden abschießt - ein Spielprinzip, das in weiterentwickelten Varianten bis heute existiert.
Junge 2: "Ach wirklich?"
Junge 1: "Oh großer Gott!"
Großes Gemetzel im Berliner Computerspielemuseum. Zwei 15-Jährige kämpfen am Daddelautomaten gegen unzählige Monster und Gespenster. Kaum sind die einen niedergeschossen, tauchen schon die nächsten auf. Die Figuren sind extrem grob gepixelt - Spaß macht das Spiel dennoch:
"Ja, ich find‘s cool das Game. Ich könnte es jetzt tagelang zocken."
Der 15-jährige Tim spielt mit einem Freund am kühlschrankgroßen Spieleautomaten Gauntlet. Das Spiel wurde 1985 von Atari entwickelt - und es sollte enorm erfolgreich werden. Ständig neue Bedrohungen und schnell zu lernende Spielregeln waren eines der Erfolgsrezepte - und sie sind es bis heute:
Tim: "Ich laufe einfach und greife an. Ich kenne das Spiel nicht. Ich spiele es heute zum ersten Mal."
Freund: "Oh Shit! Das ist wieder ... "
Tim: "Ah ja, ich habe aber keine Magie!"
Freund: "Junge, der killt mich!"
Für besorgte Eltern und Pädagogen waren Spiele wie Gauntlet, die es auch für Spielkonsolen und Computer gab, ein SuperGAU in Sachen Brutalität und medialer Verdummung. Vielen Kindern und Jugendlichen war‘s egal - sie liebten das Spiel trotzdem. Andreas Lange vom Berliner Computerspielemuseum:
"Der Gauntlet von Atari, der zeichnet sich eben durch seine Vier-Spieler-Fähigkeit aus. Das war für Automaten damals wirklich was ganz besonderes, das man zu viert gleichzeitig spielen konnte und eben auch im Teammodus spielen konnte, nicht gegeneinander, sondern miteinander. Und deswegen wurde der Gauntlet auch sehr schnell sehr erfolgreich und ist bis heute ein legendärer Automat."
In den 80er Jahren standen Automaten wie der Gauntlet von Atari noch in Spielhallen - aber auch in Kneipen, Kiosken und Kaufhäusern. Doch bald verschwanden die klobigen Geräte wieder. Spielkonsolen und vor allem Computer machten das Rennen, die Gauntlet & Co in die Wohnzimmer holten.
"Also Atari hatte beste Voraussetzungen, die Spiele in die Wohnzimmer zu bringen. Denn einerseits waren sie eben in den Spielhallen mit ihren Spielen sehr populär und auch sehr respektiert und beliebt. Und andererseits hatten sie eben auch technische Plattformen für den Heimbereich, den VCS, dann auch die Heimcomputer und konnten insofern sehr niedrigschwellig alle ihre populären Automatenhits dann eben auf die Heimsysteme umsetzen."
Groß geworden war das Unternehmen bereits in den 70er Jahren - mit Pong. Einem aus heutiger Sicht unendlich langsamen Tischtennismatch als Videospiel.
1975 gab es die Pong-Konsole erstmals für zu Hause, mit der die kommerzielle Videospielära begann. Bereits drei Jahre zuvor war der Pong-Automat vorgestellt worden. Heute ein Ausstellungsobjekt im Computerspielemuseum: Andreas Lange steht vor dem kühlschrankgroßen Kasten mit Holzimitat.
"Also das erste, was man hier tatsächlich machen muss, ist jetzt Geld in den Schlitz werfen. Das war in Amerika ein Quarterdollar, wir haben es auf 50 Cent Stücke jetzt mal umgestellt."
Zwei Spieler treten gegeneinander an: Mit einer Art Joystick bewegen sie einen Strich auf dem Bildschirm nach oben oder unten, um so einen pixeligen Ball in die gegnerische Hälfte zu schlagen. Ein Spielautomat mit einer mehr als einfachen Handlung, sagt der Volkskundler Roman Ohlendorf:
"Er ist natürlich grafisch nicht vergleichbar mit heutigen Produkten der Videospielindustrie. Aber er ist natürlich sehr klassisch, indem er halt das Spiel tatsächlich auf das reduziert, was wichtig ist, nämlich das Gameplay. Ohne eine elaborierte Story oder schönes Makeup durch Grafik und Sounddesign zu haben."
Im Gegenteil: Pong quäkte eher vor sich hin, hatte auch grafisch keinerlei Reize. Doch Atari etablierte damit das Videospiel: Zuerst für Automaten und Konsolen, später auch für Heimcomputer. Mit den Jahren bekam das Unternehmen allerdings zunehmend Konkurrenz.
In den 80ern entbrannte dann ein regelrechter Glaubenskrieg: Zwischen Fans der Atari-Heimcomputer und ihrer Spiele und den Amiga-Anhängern von Commodore, erzählt Malte Schulze, Gründer des Berliner C64-Clubs.
"Jeder der einen Atari hatte, hat halt darauf geschworen und andersrum genauso. Das waren halt zwei eigenständige Maschinen, die jeder ihren eigenen Fankreis hatten."
Der Atari Heimcomputer, geeignet auch für Büroarbeit, kamen erstmals 1979 auf den Markt - mit einem 8 Kilobyte großen Arbeitsspeicher. Atari erweiterte sein Angebot so über Automaten und Spielkonsolen hinaus. Eine Zeitlang hatte das Unternehmen damit Erfolg - auch im Musikbereich, erzählt Andreas Lange:
"Atari brachte dann 1985 den Atari ST raus und der hatte eine eingebaute Midi-Schnittstelle, als 16-Bit Computer dann schon recht leistungsfähig. Und Midi ist ja ein Musikstandard und das war also gerade für Musiker und auch für Studios dann eine sehr preisgünstige Möglichkeit, sich hier mit aktueller IT-Technik auszustatten und das wurde dann auch genutzt, so dass sich der Atari ST dann im Musikbereich tatsächlich als Profi-Computer etabliert hat."
Doch letztlich konnten sich die als geschlossenes System angelegten Atari-Computer nicht durchsetzen. Der PC gewann den Konkurrenzkampf - als offenes System, in das sich etwa Sound- und Grafikkarten fremder Hersteller integrieren ließen. Im Hardwarebereich musste Atari in den 90er Jahren die Segel streichen. Der Spielebereich blieb - zumindest als Markenname:
"Und so wurde aus einer Produktionsfirma, die viele Bereiche bedient hat, eigentlich zunehmend eine Rechteverwaltungsfirma, die sozusagen die alten Spielerechte dann eigentlich nur noch verwaltet hat."
Seine Verdienste hat Atari vor allem in der Popularisierung von Computerspielen. Wie mit Asteroids von 1979: In dem ein Raumschiff Asteroiden abschießt - ein Spielprinzip, das in weiterentwickelten Varianten bis heute existiert.