Atonale Diva
Die kühle Blonde, die sich so dramatisch auf den Boden werfen kann wie keine andere, hat die Tradition des kunstvollen Chansons in Deutschland wieder belebt. Heute feiert Caven, die in vielen Fassbinder-Filmen gespielt hat und auch mit dem Regisseur kurzzeitig verheiratet war, ihren 75. Geburtstag.
Es ist dieser rauchige Klang, der die Stimme von Ingrid Caven so einzigartig macht: leicht schnarrend, irgendwie unheimlich-geheimnisvoll. Als sie vor kurzem zu einem ihrer seltenen Konzerte wieder einmal nach Deutschland gekommen war, hatte man das Gefühl, sie müsse noch einmal alle Register ziehen. Es war ein ungewöhnlicher Abend, mit dem sie das Publikum im Berliner Ensemble spaltete – teils heftige Ablehnung für ihre extravagante Interpretation von Schönbergs "Pierrot Lunaire", diesem Meisterwerk der atonalen Musik. Aber ein außerordentlicher Beifallssturm für ihre Songs und Chansons von Kurz Weill, John Cage - oder Peer Raben.
Peer Raben: "Das sind starke Poesien ... Und Poesien sind eigentlich ja immer zu sperrig, um wirklich Chanson zu werden, weil im Chanson, das muss so ein bisschen laufen, Chanson muss man anziehen können, Chansons muss man verschleiern, da hat jeder so seinen Tick druff, deshalb will ich die auch überhaupt nicht mehr machen. Das muss man doch immer so, der eine hat diese Nuance und der andere hat die oder die – und dann geht das Ding schon ab. Ich versuche das über eine klare Technik zu machen, das reizt mich dann mehr."
Vor allem Peer Raben hat der rauen Diseuse viele Lieder auf den Leib – bzw, auf die Stimme geschrieben. Raben, der die Musik zu vielen Filmen Rainer Werner Fassbinders komponiert hat, war lange Zeit ein enger Weggefährte Ingrid Cavens. Ebenso wie Fassbinder selbst. Zwei Jahre war Caven mit dem Film-Revolutionär sogar verheiratet, von 1970 bis 1972.
"Obwohl er homosexuell war, wollte er eine Familie haben. Er hat auch gesagt, er hatte nie Probleme mit dem Sex. Er war ja interessant genug für mich. Ich hab dann allerdings gedacht, ich könnte auch so meine Freiheiten haben. Das war dann weniger der Fall. Und deshalb bin ich dann ja auch weg gegangen. Aber dann in der Freundschaft war das bis zu seinem Tod sehr angenehm."
Ingrid Caven ist sie schnell genervt, wenn man sie immer nur auf Rainer Werner Fassbinder anspricht. In Deutschland ist sie dem breiten Publikum aber überwiegend durch Fassbinders Filme bekannt. Sie spielte in "Mutter Küsters Fahrt zum Himmel" oder "In einem Jahr mit 13 Monden" - kleinere, aber sehr aussagekräftige Rollen. Privatheit und Arbeit – das vertrug sich zwischen ihr und Fassbinder nicht. Deshalb ging sie nach Frankreich, wo sie mit den Regisseuren Daniel Schmid und Werner Schroeter mehrere Filme drehte. Dort feierte sie vor allem in den 80er-Jahren als Sängerin große Erfolge.
Ingrid Caven: "Also, was die Franzosen von mir sagen, ist ja, dass ich kein richtiges Chanson mache. Was die fasziniert hat, ist, dass ich die so interpretiere wie deutsche Lieder. Den Chanson-Stil haben die selber genug drauf, da brauchen die mich nicht. Ich komme ja vom deutschen Lied her. Ich habe ja als Mädchen viele deutsche Lieder gesungen, Schumann Schubert, Brahms."
Ingrid Caven, am 3. August 1938 als Ingrid Schmidt in Saarbrücken geboren, wurde von Yves Saint-Laurent verehrt – der ihr eine berühmt gewordene schwarze Robe für die Bühne schneiderte. Trifft man sie in Paris, lädt sie zum Interview schon mal in die eleganten Salons eines Hotels im Faubourg St. Germain. Der Schriftsteller Jean-Jacques Schuhl, mit dem Ingrid Caven seit vielen Jahren zusammen lebt, stilisierte sie in dem nach ihr betitelten Roman "Ingrid Caven" zu einer Art deutsch-französischen Künstlerikone. Das Buch wurde zu mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet, Frankreichs bedeutendstem Literaturpreis.
Caven, die ihre Auftritte so hochartifiziell und stimmlich oft exzessiv ausreizt, wirkt im persönlichen Gespräch eher bescheiden, mit bodenständigem Humor.
"Ich bin nicht irgendwie bühnengeil oder so was. Ich lebe gerne in der Vorbereitungszeit, das habe ich sehr gerne. Ich bin dann doch sehr ehrgeizig, das ist das Problem. Ich möchte auf jeden Fall ein bisschen Energie mitgeben, die auch ein bisschen hält."
Peer Raben: "Das sind starke Poesien ... Und Poesien sind eigentlich ja immer zu sperrig, um wirklich Chanson zu werden, weil im Chanson, das muss so ein bisschen laufen, Chanson muss man anziehen können, Chansons muss man verschleiern, da hat jeder so seinen Tick druff, deshalb will ich die auch überhaupt nicht mehr machen. Das muss man doch immer so, der eine hat diese Nuance und der andere hat die oder die – und dann geht das Ding schon ab. Ich versuche das über eine klare Technik zu machen, das reizt mich dann mehr."
Vor allem Peer Raben hat der rauen Diseuse viele Lieder auf den Leib – bzw, auf die Stimme geschrieben. Raben, der die Musik zu vielen Filmen Rainer Werner Fassbinders komponiert hat, war lange Zeit ein enger Weggefährte Ingrid Cavens. Ebenso wie Fassbinder selbst. Zwei Jahre war Caven mit dem Film-Revolutionär sogar verheiratet, von 1970 bis 1972.
"Obwohl er homosexuell war, wollte er eine Familie haben. Er hat auch gesagt, er hatte nie Probleme mit dem Sex. Er war ja interessant genug für mich. Ich hab dann allerdings gedacht, ich könnte auch so meine Freiheiten haben. Das war dann weniger der Fall. Und deshalb bin ich dann ja auch weg gegangen. Aber dann in der Freundschaft war das bis zu seinem Tod sehr angenehm."
Ingrid Caven ist sie schnell genervt, wenn man sie immer nur auf Rainer Werner Fassbinder anspricht. In Deutschland ist sie dem breiten Publikum aber überwiegend durch Fassbinders Filme bekannt. Sie spielte in "Mutter Küsters Fahrt zum Himmel" oder "In einem Jahr mit 13 Monden" - kleinere, aber sehr aussagekräftige Rollen. Privatheit und Arbeit – das vertrug sich zwischen ihr und Fassbinder nicht. Deshalb ging sie nach Frankreich, wo sie mit den Regisseuren Daniel Schmid und Werner Schroeter mehrere Filme drehte. Dort feierte sie vor allem in den 80er-Jahren als Sängerin große Erfolge.
Ingrid Caven: "Also, was die Franzosen von mir sagen, ist ja, dass ich kein richtiges Chanson mache. Was die fasziniert hat, ist, dass ich die so interpretiere wie deutsche Lieder. Den Chanson-Stil haben die selber genug drauf, da brauchen die mich nicht. Ich komme ja vom deutschen Lied her. Ich habe ja als Mädchen viele deutsche Lieder gesungen, Schumann Schubert, Brahms."
Ingrid Caven, am 3. August 1938 als Ingrid Schmidt in Saarbrücken geboren, wurde von Yves Saint-Laurent verehrt – der ihr eine berühmt gewordene schwarze Robe für die Bühne schneiderte. Trifft man sie in Paris, lädt sie zum Interview schon mal in die eleganten Salons eines Hotels im Faubourg St. Germain. Der Schriftsteller Jean-Jacques Schuhl, mit dem Ingrid Caven seit vielen Jahren zusammen lebt, stilisierte sie in dem nach ihr betitelten Roman "Ingrid Caven" zu einer Art deutsch-französischen Künstlerikone. Das Buch wurde zu mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet, Frankreichs bedeutendstem Literaturpreis.
Caven, die ihre Auftritte so hochartifiziell und stimmlich oft exzessiv ausreizt, wirkt im persönlichen Gespräch eher bescheiden, mit bodenständigem Humor.
"Ich bin nicht irgendwie bühnengeil oder so was. Ich lebe gerne in der Vorbereitungszeit, das habe ich sehr gerne. Ich bin dann doch sehr ehrgeizig, das ist das Problem. Ich möchte auf jeden Fall ein bisschen Energie mitgeben, die auch ein bisschen hält."