Räume aus Klang und Geräusch
Florian Hecker lässt mit seiner Klangkunst imaginäre Räume entstehen, die sich der Ausstellungsbesucher "erwandern" muss. Das Museum für Moderne Kunst Frankfurt zeigt nun 16 raumakustische Arbeiten des Documenta-Künstlers.
Von der Decke hängen kleine, kubische Lautsprecher. Sie zeigen in verschiedene Richtungen des Raums. Zwar gibt es immer einen Gesamteindruck der Soundinstallation, aber jeder einzelne Lautsprecher erzeugt eine Variation, eine neue akustische Dimension. Und das nimmt man sehr körperlich wahr. Als würde man in einem Orchesterraum herumspazieren und den einzelnen Musikern auf die Finger schauen.
Musikalische Anfänge mit Techno
Das Frankfurter Museum für Moderne Kunst präsentiert in seinem Experimentalraum namens "Zollamt" jetzt 16 raumakustische Werke von Florian Hecker. Sie sind zwischen drei und 40 Minuten lang und erstrecken sich im Abstand von wenigen Minuten Stille über den gesamten Tag. Die Assoziationen, die diese Musik- und Soundstücke auslösen, sind vielfältig. Mal meint man Naturgeräusche zu hören, dann wieder lässt sich der Soundeffekt als Folge von aufsteigenden und platzenden Blasen beschreiben.
"Meine musikalische Sozialisierung ist durch Techno entstanden, durch Clubmusik und vor allem durch experimentelle Formate, die in den 90er-Jahren aufgekommen sind", sagt Hecker. "Ich spreche jetzt von 1997, 1998, wo ich angefangen habe mit dem Plattenverlag Mego in Wien – das heißt jetzt Editions Mego. Da gab es eine sehr, sehr starke Mischung von Orten, wo Sachen passiert sind. Das kann einmal ein Club gewesen sein, beim nächsten Mal ein Rahmen für improvisierte Musik, aber auch viele Verbindungen zu akademischer Computermusik, immer wieder auch Galerien, Museen und Kunstvereine."
"Meine musikalische Sozialisierung ist durch Techno entstanden, durch Clubmusik und vor allem durch experimentelle Formate, die in den 90er-Jahren aufgekommen sind", sagt Hecker. "Ich spreche jetzt von 1997, 1998, wo ich angefangen habe mit dem Plattenverlag Mego in Wien – das heißt jetzt Editions Mego. Da gab es eine sehr, sehr starke Mischung von Orten, wo Sachen passiert sind. Das kann einmal ein Club gewesen sein, beim nächsten Mal ein Rahmen für improvisierte Musik, aber auch viele Verbindungen zu akademischer Computermusik, immer wieder auch Galerien, Museen und Kunstvereine."
Museum als Refugium für schwierige Musik?
Die documenta von 2012 hatte versucht, elektroakustischen und synthetischen Sound als Bereicherung unserer Kunstwahrnehmung zu präsentieren. Und tatsächlich darf die Computermusik im Museumskontext auf entsprechende Aufmerksamkeit hoffen, auf ein neugieriges, aufgeschlossenes Publikum. Zauberwort: transmediale Kunst. Das Frankfurter Museum hat nicht nur Arbeiten von Florian Hecker, sondern auch von Carsten Nicolai präsentiert und erworben. Das Museum also als Refugium für schwierige Musik?
Hecker: "Ich denke, dass das Museum hier einen sehr guten experimentellen Rahmen bietet, wo ich Konstellationen von Lautsprechern und Soundquellen im Raum machen kann, die im Musikkontext so vielleicht nicht funktionieren würden – oder so nicht möglich wären. Und die Einmaligkeit der Performance oder des Konzerts zu brechen, ist mir ein wichtiger Aspekt."
Kein Zweifel, die Lautsprecherchoreografie führt dazu, mich als Zuhörer zu aktivieren. Ich suche nach Intensitätsmomenten, entdecke einen imaginären Raum innerhalb der realen vier Wände. In Frankfurt allerdings ist die Präsentation von Florian Heckers Soundinstallationen sehr puristisch und isoliert. Im Experimentalraum "Zollamt" besteht kein Zusammenhang mit der übrigen Sammlung im Hauptgebäude. Im Kontext der Sammlung, in der es auch Exponate von ihm gibt, habe ich mehr von Florian Hecker. Da sprudeln meine Assoziationen üppiger. Einfach, weil es visuelles Futter in der Umgebung gibt. Und dann begreift man den Sound von Florian Hecker leichter als künstlerischen Ausdruck der Gegenwart.