Der iPod als Gedenkort
Gedenkorte gibt es zahlreiche, wie aber erinnert man an historische Orte, die nicht mehr da sind? Audioguides helfen, sie vor dem inneren Auge neu entstehen zu lassen. "Psychokino" nennt die Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann diese Arbeiten.
Der iPod als Denkmal: In den letzten Jahren sind zahlreiche Gedenkorte entstanden, die nicht mehr über Bilder, Spuren oder Körper an die Vergangenheit erinnern, sondern durch Geräusche, Klänge, Stimmen - über Audioguides, mit denen man einen Ort oder Weg als Gedenkort selbst entdeckt. Die Audiowege, die der Künstler Christoph Mayer im österreichischen Gusen und in der Berliner Barnimstraße eingerichtet hat, sind Beispiele für dieses neue Gedenkmedium.
"Psychokino" nennt die Kulturwissenschaftlerin Aleida Assmann diese Arbeiten: "Man muss sich mit Hilfe des iPods alles selbst zusammenimaginieren - nicht, indem man inne hält, sondern indem man sich in Bewegung setzt." Wer beispielsweise in der Barnimstraße seinen Spaziergang beginnt, wo heute äußerlich nichts mehr erinnert an das ehemalige Frauengefängnis, das dort rund 100 Jahre lang stand und 1974 abgerissen wurde, wird mit Frauenstimmen konfrontiert: Echte und erdachte ehemalige Insassinnen, die als Zeitzeuginnen auftreten und die Gerichtsverhandlungen und die Zustände im Gefängnis beschreiben.
Natürlich könne der Audioguide Schautafeln und Bilder nicht in jedem Fall ersetzen. Doch werde über die Stimmen etwas Besonderes transportiert, das die verschwundenen Orte wieder vorstellbar machen könne. "Eine Stimme ist etwas Körperliches, eine Stimme kann man wiedererkennen – in einer Stimme spiegelt sich ein Mensch."
Nach einem ähnlichen Prinzip funktioniere auch der Audio-Spaziergang, den Christoph Mayer im österreichischen Gusen inszenierte. Dort befand sich einst ein Außenlager des Konzentrationslagers Mauthausen: Durch die Stimmen werde das Schreckliche unmittelbar erfahrbar.
Beschreibung des Friedrichshain-Kreuzberg Museums FHxb über das Projekt