Dlf Audiothek

So bringen wir das Beste aus dem Radio in die App

Drei Menschen schauen auf ihre Smartphones, aus der Perspektive von unten betrachtet.
Die kostenlose Dlf Audiothek bietet Livestreams, redaktionell ausgewählte Beiträge und Podcasts. © Getty Images / Xavier Lorenzo
Von Tina Hammesfahr |
Die Mediennutzung ist flexibler und individueller geworden. Zugleich besteht ein Bedürfnis nach Orientierung und Zuverlässigkeit. Die Dlf Audiothek wird beidem gerecht, findet unsere Audioproducerin. Aber was kommt eigentlich wie in die App?
Als Mitarbeiterin der ersten Stunde erinnere mich noch gut an lebhafte Diskussionen in der Redaktion kurz vor dem Launch der Dlf Audiothek App im August 2017: Welche Namen sollten unsere Rubriken (oder wie wir sagen: "Themenbänder") bekommen?
"Politik und Analyse" – das erste Band war schnell benannt. Länger diskutierten wir über das Band zum Thema Gesellschaft und Soziales. Wie sollte es heißen? Einfach klassisch „Gesellschaft“? Das klang nach Zeitung und Papierrascheln. Oder „Panorama“? Zu bunt, befanden wir. Vielleicht schlicht „Leben“? Ja, sagte der Kollege von Dlf Nova, probieren wir es. Und auf diese Art ist die Audiothek seither Schritt für Schritt weiterentwickelt worden.
Jetzt sind wir an dem Punkt, an dem die Audiothek fast schon aus den Nähten platzt. Rund 270 Audios gehen bei uns täglich online, aus denen wir etwa 40 Beiträge für die Audiothek auswählen, neben Radiobeiträgen auch Podcasts und Serien, die speziell fürs Netz entwickelt werden.

Wie wird das Programm tagtäglich zusammengestellt?

In drei Schichten über den Tag verteilt, treffen Audioproducer und Redakteurinnen eine Auswahl aus dem Angebot von Deutschlandfunk, Deutschlandfunk Kultur und Deutschlandfunk Nova.
Das Frühteam bestückt das „Heute wichtig“-Band mit neuen Inhalten. (Ja, genau das Band, das anfangs „Politik und Analyse“ hieß.) Sind die Beiträge hintergründig, die Interviews meinungsstark? Unser Ziel ist es, einen vertiefenden Einblick ins Tagesgeschehen zu geben, in Ergänzung zu den Nachrichten. Wir Audioproducer hören möglichst live mit und dann geht es ans Texten. Die Kernaussage unserer Interviewpartner in einen Titel von 60 Zeichen und einen Teaser von 250 Zeichen zu gießen, gleicht manchmal einem Tetris-Spiel. Auch bei der Bildauswahl sind gute Ideen gefragt, etwa wenn es beim Thema Heizungsgesetz nicht das x-te Foto eines Heizkörpers sein soll.
Um besser zu werden, setzen wir uns Wochenziele. Zum Beispiel, dass unser Aufmacher um spätestens 7 Uhr online sein muss. Oder dass wir täglich auch ein Kulturthema in „Heute wichtig“ präsentieren. Ob wir das geschafft haben und wo wir noch nachjustieren müssen, besprechen wir dann gemeinsam im Team.
Am Wochenende ist es in der Regel ruhiger. Es sei denn, jemand wie Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin schickt seine Privatarmee Richtung Moskau, wie am 24. Juni 2023. Dann rauchen uns in der Redaktion die Köpfe, während wir einen Beitrag nach dem nächsten produzieren. Die Eilmeldung, dass eine möglicherweise blutige Revolte in Russland in letzter Minute abgeblasen wurde, mag für mich persönlich eine gute Nachricht sein. Als Audioproducerin finde ich es trotzdem ärgerlich, wenn die Arbeit eines ganzen Vormittags im Papierkorb landet, weil uns das Geschehen rechts überholt hat.

Podcasts und Langstrecke zum Ein- und Abtauchen

Die Podcast-Szene wächst rasant – und auch wir experimentieren mit neuen Formaten. In "Tatort Kunst" dreht sich alles um Raubkunst aus Zeiten des Kolonialismus, Fälschungen berühmter Gemälde oder die Aufarbeitung der Sammlung Gurlitt. Die Podcast-Reihe „Link in Bio“ tastet sich in einfühlsamen Gesprächen an die Biografien Prominenter heran. Andere Podcasts aus dem Politikbereich wie "Der Tag" oder "Der Politikpodcast" sind schon längst etabliert.
Echte Doku-Fans so wie ich kommen in „Doku“ und „Zeit zum Hören“ auf ihre Kosten. Reportagen, lange und halblange Dokumentationen, intime Porträts, ausführliche Zeitzeugen-Interviews – hier ist Platz für den erzählenden Journalismus und künstlerische Features.
Für manchen sind Hörspiele und Krimis das Beste am Radio. Darum dürfen sie auch in der Dlf Audiothek nicht fehlen. Mit Bjarne Mädel als Kommissar Sörensen lässt sich es sich in der dunklen Jahreszeit allemal gut aushalten.

Werden Sie zum Programmmacher!

Rückblickend ist der Erfolg der Dlf Audiothek auch ein Zeichen für die veränderten Hörgewohnheiten unserer Zeit. Die App wird zwei einander scheinbar widersprechenden Bedürfnissen gerecht: dem nach Orientierung, Verlässlichkeit, hochwertiger Information einerseits. Und dem Bedürfnis nach einem selbstbestimmten und flexiblen Umgang mit Medien andererseits. Schließlich macht es Spaß, sein eigener Programmmacher zu sein.
Manchmal schickt mir eine politikbegeisterte Freundin, die nicht in den Medien arbeitet, per WhatsApp Beiträge aus der Dlf Audiothek, gelegentlich sogar welche, die ich selbst „verpodcastet“ habe, wie wir das intern nennen. Versehen mit ihren Kommentaren: „Super Interview!“, „Stimmt nachdenklich“ oder auch: „Dieser Merz immer …“. Dann merke ich, dass die Arbeit, die wir hier machen, sinnvoll ist, weil sie bei den Menschen ankommt.
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