Auf dem Weg in die Rentnerdemokratie?

Die Alten sind schuld!

Rentner aus dem Londoner Stadtteil Chelsea auf dem Weg in eines der Wahllokale.
Rentner aus dem Londoner Stadtteil Chelsea auf dem Weg in eines der Wahllokale. © AFP / Leon Neal
Von Sandro Schroeder |
"Rentengeschenke" sind fester Bestandteil des Bundestagswahlkampfs. Wo, bitteschön, bleiben die Geschenke für Praktikanten, Auszubildende, Studierende, fragt unser junger Kollege Sandro Schroeder – und findet, dass die Alten bei Abstimmungen zu viel Macht haben.
Die Alten sind schuld. An allem. Am Brexit. Und daran, dass Donald Trump Präsident ist. So, jetzt da ich Ihre Aufmerksamkeit habe: Mir ist natürlich bewusst, dass das verkürzt war.
Aber ein Teil der Wahrheit ist auch: Bei beiden Abstimmungen wäre das Ergebnis ein anderes gewesen, wenn man nur die Leute zwischen 18 und 30 Jahren gefragt hätte. Dann hätte es den Brexit nicht gegeben, Trump hätte wahrscheinlich nicht gewonnen.
Die Alten haben eine Mehrheit in den Industriestaaten und damit einen klaren Vorteil in der Demokratie. Vor einer "Rentnerdemokratie" hat Roman Herzog schon 2008 gewarnt – und Kritik dafür kassiert. Aber die Lebenserwartung steigt beständig, dazu geht bald die geburtenstarke Generation der Babyboomer in Rente.

Wo bleiben die Geschenke für die Jugend?

Diese "Rentnerdemokratie" haben wir beim Bundestagswahlkampf schon längst. "Rentengeschenke" sind eine feste Vokabel im Wahlkampf 2013 gewesen, sie werden es wahrscheinlich auch in diesem Wahlkampf wieder sein.
Vielleicht fragen Sie sich jetzt: "Was jammert dieser junge Mensch?". Ich würde Sie dann fragen: Wann gab’s eigentlich nochmal das letzte Geschenk für Praktikanten, Auszubildende & Studierende? Wann haben wir das letzte Mal in politischen Talkshows darüber diskutiert? Ach ja stimmt, mit der Jugend gewinnt man eben keine Wahlen.
Dabei gebe ich auch gern zu: Wir jungen Menschen müssen auch aktiver, noch engagierter, noch lauter in dieser Demokratie werden. Unsere Wahlbeteiligung ist zu gering, unsere Lobby ist zu klein.
Aber wissen Sie, was mich wirklich frustriert? Selbst wenn 2017 alle Wahlberechtigten zwischen 18 und 30 wählen gehen, selbst wenn die Jugend eine utopische Wahlbeteiligung von 100 Prozent schafft: Selbst dann wird sie problemlos von den Über-60-Jährigen überstimmt.
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