Auf den Spuren der Knef
Die langjährige Archivarin und Begleiterin der Knef, Petra Roek, legt zum Kinostart von "Hilde" ein Buch vor, das den Glamour von der Wahrheit trennen will. Sie erzählt von den wichtigsten Ereignissen im Leben der Schauspielerin und Sängerin und versammelt eine Fülle von Dokumenten wie Familienfotos, Verträge und Briefe.
Es muss der Traum eines jeden Fans sein, intimen Zugang zu den Relikten und Devotionalien seines Lieblingsstars zu erlangen. Petra Roek hat fast 30 Jahre ihres Lebens damit zugebracht, das schöpferische Chaos von Hildegard Knef zu ordnen. Wann immer es darum ging, die Lust der Knef am eigenen Mythos mit den in Kartons und Kisten abgelegten Fotos, Dokumenten, Briefen und Manuskripten zu vergleichen, war Petra Roek die Expertin. Inzwischen ist der Nachlass der Knef künftigen Forschern über die Deutsche Kinemathek zugänglich, doch Petra Roek ist sich ihrer Nähe zu der Diva bewusst. Am Ende besaß sie wohl besseren Einblick in das Gemenge von Fakten und Legenden in deren Leben als diese selbst.
Zum Start von Kai Wessels Film "Hilde", in dem Heike Makatsch 20 Jahre im Leben der Knef, vom ersten Schauspielunterricht bis zum Höhenflug als Chanson-Sängerin, durcheilt und dabei dem autobiografischen Bestseller "Der geschenkte Gaul" folgt, legt die langjährige Archivarin und Begleiterin nun ein eigenes Buch vor, das den Glamour von der Wahrheit trennen will.
Unter dem zweideutigen Titel "Fragt nicht warum! Hildegard Knef – Die Biografie" versammelt Petra Roek eine Fülle von Bilddokumenten, z. B. Familienfotos, Verträge und Briefe, die auch optisch interessante authentische Zeitbezüge vermitteln. Darüber hinaus erzählen die Bilder, wie sich das Gesicht dieser jungen Frau aus einfachen Berliner Verhältnissen wandelt und zur hochartifiziellen Stilikone der Nachkriegszeit wird. Leider verspricht das schwarzweiße Titelporträt mehr, als die Bilder im Inneren des Buches halten, sie sind klein und in einfachster Qualität gedruckt.
Petra Roek erzählt eingangs, wie sie von einem einstigen Sekretär der Knef als Fan "entdeckt" wurde und über Jahre in ihre Aufgabe hineinwuchs. Ihre Biografie ist von der Loyalität zu Hildegard Knef geprägt, aber mindestens ebenso von dem Vorwitz, endlich das "Romanhafte" und die "Fantasie" in Hildegard Knefs Büchern dingfest zu machen. Beispielsweise vergleicht sie einen Brief der Knef an ihre Mutter, in der sie die dramatischen Ereignisse gegen Kriegsende in Berlin schildert, mit den entsprechenden Passagen in "Der geschenkte Gaul" und kommt zu dem Schluss, dass Hildegard Knef sich die Erzählungen anderer literarischer Zeitzeugen zu eigen gemacht habe.
Der soliden Autorenhaltung, historische Belege von sprühender Fabulierlust zu trennen, würde man bei der Lektüre gern folgen, sofern sie Einsichten in die komplexe Innenwelt dieser extrovertierten Medienpersönlichkeit produzieren würde. Doch Petra Roek kann trotz sorgfältiger Recherche und kleinteiliger Korrekturen, der Selbstdramatisierung ihrer Heldin nicht das Wasser reichen. Die Chronologie der wahren Ereignisse, die sie dokumentarisch zu erschließen versucht, besitzt selbst zu wenig stilistischen Atem und vermittelt kaum Zeitkolorit, Kontexte und Gespür für die psychologische Komplexität der Knef.
So kommt diese Biografie ein wenig buchhalterisch daher. Sie ist Lesern dienlich, die am Überblick über ihre verschiedenen Karrieren, die Filmografie und Diskografie interessiert sind. Man folgt dem Wechsel der Lebensschauplätze, den Beziehungskatastrophen und Krankheiten und greift am Ende der Lektüre lieber wieder zur Fiktion, zum Beispiel ihren unverwechselbaren Chansons.
Rezensiert von Claudia Lenssen
Petra Roek
Fragt nicht, warum! Hildegard Knef. Die Biografie
edel entertainment/ Hamburg 2009
333 Seiten, 24,95 €
Zum Start von Kai Wessels Film "Hilde", in dem Heike Makatsch 20 Jahre im Leben der Knef, vom ersten Schauspielunterricht bis zum Höhenflug als Chanson-Sängerin, durcheilt und dabei dem autobiografischen Bestseller "Der geschenkte Gaul" folgt, legt die langjährige Archivarin und Begleiterin nun ein eigenes Buch vor, das den Glamour von der Wahrheit trennen will.
Unter dem zweideutigen Titel "Fragt nicht warum! Hildegard Knef – Die Biografie" versammelt Petra Roek eine Fülle von Bilddokumenten, z. B. Familienfotos, Verträge und Briefe, die auch optisch interessante authentische Zeitbezüge vermitteln. Darüber hinaus erzählen die Bilder, wie sich das Gesicht dieser jungen Frau aus einfachen Berliner Verhältnissen wandelt und zur hochartifiziellen Stilikone der Nachkriegszeit wird. Leider verspricht das schwarzweiße Titelporträt mehr, als die Bilder im Inneren des Buches halten, sie sind klein und in einfachster Qualität gedruckt.
Petra Roek erzählt eingangs, wie sie von einem einstigen Sekretär der Knef als Fan "entdeckt" wurde und über Jahre in ihre Aufgabe hineinwuchs. Ihre Biografie ist von der Loyalität zu Hildegard Knef geprägt, aber mindestens ebenso von dem Vorwitz, endlich das "Romanhafte" und die "Fantasie" in Hildegard Knefs Büchern dingfest zu machen. Beispielsweise vergleicht sie einen Brief der Knef an ihre Mutter, in der sie die dramatischen Ereignisse gegen Kriegsende in Berlin schildert, mit den entsprechenden Passagen in "Der geschenkte Gaul" und kommt zu dem Schluss, dass Hildegard Knef sich die Erzählungen anderer literarischer Zeitzeugen zu eigen gemacht habe.
Der soliden Autorenhaltung, historische Belege von sprühender Fabulierlust zu trennen, würde man bei der Lektüre gern folgen, sofern sie Einsichten in die komplexe Innenwelt dieser extrovertierten Medienpersönlichkeit produzieren würde. Doch Petra Roek kann trotz sorgfältiger Recherche und kleinteiliger Korrekturen, der Selbstdramatisierung ihrer Heldin nicht das Wasser reichen. Die Chronologie der wahren Ereignisse, die sie dokumentarisch zu erschließen versucht, besitzt selbst zu wenig stilistischen Atem und vermittelt kaum Zeitkolorit, Kontexte und Gespür für die psychologische Komplexität der Knef.
So kommt diese Biografie ein wenig buchhalterisch daher. Sie ist Lesern dienlich, die am Überblick über ihre verschiedenen Karrieren, die Filmografie und Diskografie interessiert sind. Man folgt dem Wechsel der Lebensschauplätze, den Beziehungskatastrophen und Krankheiten und greift am Ende der Lektüre lieber wieder zur Fiktion, zum Beispiel ihren unverwechselbaren Chansons.
Rezensiert von Claudia Lenssen
Petra Roek
Fragt nicht, warum! Hildegard Knef. Die Biografie
edel entertainment/ Hamburg 2009
333 Seiten, 24,95 €