Auf der Jagd nach der "goldenen Muschel"
Zum 60. Mal findet im baskischen San Sebastian das Filmfestival statt, auf dem vor allem Autorenfilme und spanischsprachige Beiträge gezeigt werden. Doch auch hier hinterlässt die Wirtschaftskrise ihre Spuren: Die Filmförderung in Spanien wurde drastisch reduziert.
"Estoy contonto, estoy 'honoured'."
Der Schauspieler John Travolta bedankt sich artig auf Spanisch für den Ehrenpreis der Stadt San Sebastian. Internationale Stars, Glanz und Glamour auf dem roten Teppich wollten auch die Gründer des Festivals vor mehr als 60 Jahren. Zunächst war es einfach eine Initiative einheimischer Gastronomen und Hoteliers, ein großes Filmfest für mondäne Sommergäste. Mit Stars und Sternchen großer internationaler Produktionen entwickelte sich San Sebastian aber auch schnell zum liberalen Aushängeschild des Franco-Regimes.
Für die spanischen Filmfreunde war das Festival aber auch immer eine Gelegenheit, Filme zu sehen, die in Spanien gar nicht, oder in einer von der Zensur verstümmelten Fassung gezeigt wurden. Das 60. Internationale Filmfestival in San Sebastian blickt zurück auf eine bewegte Geschichte sagt der Filmkritiker José Luis Rebordinos, der das Festival seit vergangenem Jahr leitet:
"Unser Festivalplakat zeigt eine 60, wie unser Jubiläum. Wir wollen in die Vergangenheit schauen, aber besonders auch in die Zukunft. Wir können viel lernen von den letzten 6o Jahren, aber wir sind ein Festival in ständiger Bewegung."
Zum 60. präsentiert sich das Festival trotz massiver finanzieller Einschnitte mit einem breiten Angebot. Der Schwerpunkt des Festivals liegt seit Jahren auf internationalem Autorenfilm, filmischem Nachwuchs und einer starken Präsenz spanischer und lateinamerikanischer Filme.
Dieses Jahr stehen 15 Filme im Wettbewerb um die "Cocha de Oro", darunter ein Film aus Österreich, 17 für den mit 90000 Euro dotierten Preis für den besten Nachwuchsfilm, darunter auch ein Film aus Deutschland. Am ersten Wochenende dominierte allerdings der spanische Film die Festivalkinos mit gleich drei Wettbewerbsbeiträgen.
Schneewittchen einmal ganz anders: In seinem zweiten Spielfilm "Blancanieves" überträgt der 51-jährige Regisseur Pablo Berger das Märchen der Gebrüder Grimm in beeindruckenden Schwarz-Weiß-Bildern in ein archaisches Spanien der 1920er-Jahre. Die sieben Zwerge sind kleine Toreros, die für skurrilen Spaß auf Volksfesten sorgen und Schneewittchen selbst wird zur erfolgreichen Stierkämpferin. Acht Jahre lang arbeitete Pablo Berger an seinem ungewöhnlichen Projekt, denn "Blancanieves" ist ein Stummfilm mit Zwischentiteln. Die Filmgeschichte, sagt der Regisseur, habe ihn und die Filmemacher seiner Generation sehr geprägt:
"Wir sind alle filmbesessen. Ich fühle mich immer noch mehr als Kinozuschauer denn als Regisseur, und daher sind meine Filme immer auch eine Hommage an die Filmgeschichte."
Zur Generation spanischer Filmemacher, die in ihren Filmen über Film und Filmgeschichte reflektieren, gehört auch Javier Rebollo. In seinem dritten Film geht er nach Argentinien. Ein sterbenskranker spanischer Auftragskiller fährt mit einer wortkargen Argentinierin 5000 Kilometer durch die Provinz. Eine letzte Fahrt ohne Ziel und Wiederkehr mit vielen Hinweisen auf das Kino der 1970er-Jahre.
In seinen Filmen bricht Javier Rebollo immer wieder mit den konventionellen Erzählformen und Unterhaltungsschablonen des spanischen Films früherer Jahre und das in Zeiten der Krise, in der spanische Verleiher und Kinobesitzer eher unterhaltsame Hausmannskost suchen:
"Gut, die Kinos wollen unsere Filme nicht zeigen, aber dann suchen wir eben andere Wege. Ich bin mir sicher, dass mein Film am Ende doch in den Kinosälen laufen wird. Morgen habe ich ein Gespräch mit zwei Verleihern. Da suchen wir uns den besten aus. Wenn wir nicht mit 50 Kopien starten, dann eben mit 20. Vielleicht muss man die Zuschauer ganz anders umwerben. Ich werde jedem, der eine Eintrittskarte kauft, eine DVD mit einem Kurzfilm schenken, ich werde immer wieder nach der Vorführung das Gespräch mit dem Publikum suchen. Vielleicht wird Kino wieder so etwas wie die Treffen der Urchristen in den Katakomben. Wir werden unsere eigenen Messe zelebrieren."
Trotz Javier Rebollos mitreißendem Optimismus sieht die Situation des unabhängigen spanischen Films schlecht aus. Die spanischen Filme in San Sebastian wurden meist vor zwei oder drei Jahren finanziert. Der Produzent Luis Miñarro, hat im vergangenen Jahr neben Javier Rebollos argentinischem Road Movie noch drei weitere Projekte produziert. Dieses Jahr wird es nur noch ein Film sein, mit einem Gesamtetat von nur 60.000 Euro.
Im Zeichen der spanischen Wirtschaftskrise wurde nicht nur die Filmförderung drastisch reduziert, auch die Fernsehanstalten ziehen sich aus der Produktion ungewöhnlicher Autorenfilme zurück. Der spanische Kulturminister forderte am Sonntag in San Sebastian eine "große Koalition" für den spanischen Film. Für Luis Miñarro ist das reine Rhetorik:
"Es gibt nicht einmal die Bereitschaft der Politiker, zu verstehen, dass Film ein kultureller Wert ist, die Kunst der Gegenwart, und dass das auch unser Land repräsentiert. Das einzige, was sie hier unterstützen, ist Fußball und Stierkampf."
Der Schauspieler John Travolta bedankt sich artig auf Spanisch für den Ehrenpreis der Stadt San Sebastian. Internationale Stars, Glanz und Glamour auf dem roten Teppich wollten auch die Gründer des Festivals vor mehr als 60 Jahren. Zunächst war es einfach eine Initiative einheimischer Gastronomen und Hoteliers, ein großes Filmfest für mondäne Sommergäste. Mit Stars und Sternchen großer internationaler Produktionen entwickelte sich San Sebastian aber auch schnell zum liberalen Aushängeschild des Franco-Regimes.
Für die spanischen Filmfreunde war das Festival aber auch immer eine Gelegenheit, Filme zu sehen, die in Spanien gar nicht, oder in einer von der Zensur verstümmelten Fassung gezeigt wurden. Das 60. Internationale Filmfestival in San Sebastian blickt zurück auf eine bewegte Geschichte sagt der Filmkritiker José Luis Rebordinos, der das Festival seit vergangenem Jahr leitet:
"Unser Festivalplakat zeigt eine 60, wie unser Jubiläum. Wir wollen in die Vergangenheit schauen, aber besonders auch in die Zukunft. Wir können viel lernen von den letzten 6o Jahren, aber wir sind ein Festival in ständiger Bewegung."
Zum 60. präsentiert sich das Festival trotz massiver finanzieller Einschnitte mit einem breiten Angebot. Der Schwerpunkt des Festivals liegt seit Jahren auf internationalem Autorenfilm, filmischem Nachwuchs und einer starken Präsenz spanischer und lateinamerikanischer Filme.
Dieses Jahr stehen 15 Filme im Wettbewerb um die "Cocha de Oro", darunter ein Film aus Österreich, 17 für den mit 90000 Euro dotierten Preis für den besten Nachwuchsfilm, darunter auch ein Film aus Deutschland. Am ersten Wochenende dominierte allerdings der spanische Film die Festivalkinos mit gleich drei Wettbewerbsbeiträgen.
Schneewittchen einmal ganz anders: In seinem zweiten Spielfilm "Blancanieves" überträgt der 51-jährige Regisseur Pablo Berger das Märchen der Gebrüder Grimm in beeindruckenden Schwarz-Weiß-Bildern in ein archaisches Spanien der 1920er-Jahre. Die sieben Zwerge sind kleine Toreros, die für skurrilen Spaß auf Volksfesten sorgen und Schneewittchen selbst wird zur erfolgreichen Stierkämpferin. Acht Jahre lang arbeitete Pablo Berger an seinem ungewöhnlichen Projekt, denn "Blancanieves" ist ein Stummfilm mit Zwischentiteln. Die Filmgeschichte, sagt der Regisseur, habe ihn und die Filmemacher seiner Generation sehr geprägt:
"Wir sind alle filmbesessen. Ich fühle mich immer noch mehr als Kinozuschauer denn als Regisseur, und daher sind meine Filme immer auch eine Hommage an die Filmgeschichte."
Zur Generation spanischer Filmemacher, die in ihren Filmen über Film und Filmgeschichte reflektieren, gehört auch Javier Rebollo. In seinem dritten Film geht er nach Argentinien. Ein sterbenskranker spanischer Auftragskiller fährt mit einer wortkargen Argentinierin 5000 Kilometer durch die Provinz. Eine letzte Fahrt ohne Ziel und Wiederkehr mit vielen Hinweisen auf das Kino der 1970er-Jahre.
In seinen Filmen bricht Javier Rebollo immer wieder mit den konventionellen Erzählformen und Unterhaltungsschablonen des spanischen Films früherer Jahre und das in Zeiten der Krise, in der spanische Verleiher und Kinobesitzer eher unterhaltsame Hausmannskost suchen:
"Gut, die Kinos wollen unsere Filme nicht zeigen, aber dann suchen wir eben andere Wege. Ich bin mir sicher, dass mein Film am Ende doch in den Kinosälen laufen wird. Morgen habe ich ein Gespräch mit zwei Verleihern. Da suchen wir uns den besten aus. Wenn wir nicht mit 50 Kopien starten, dann eben mit 20. Vielleicht muss man die Zuschauer ganz anders umwerben. Ich werde jedem, der eine Eintrittskarte kauft, eine DVD mit einem Kurzfilm schenken, ich werde immer wieder nach der Vorführung das Gespräch mit dem Publikum suchen. Vielleicht wird Kino wieder so etwas wie die Treffen der Urchristen in den Katakomben. Wir werden unsere eigenen Messe zelebrieren."
Trotz Javier Rebollos mitreißendem Optimismus sieht die Situation des unabhängigen spanischen Films schlecht aus. Die spanischen Filme in San Sebastian wurden meist vor zwei oder drei Jahren finanziert. Der Produzent Luis Miñarro, hat im vergangenen Jahr neben Javier Rebollos argentinischem Road Movie noch drei weitere Projekte produziert. Dieses Jahr wird es nur noch ein Film sein, mit einem Gesamtetat von nur 60.000 Euro.
Im Zeichen der spanischen Wirtschaftskrise wurde nicht nur die Filmförderung drastisch reduziert, auch die Fernsehanstalten ziehen sich aus der Produktion ungewöhnlicher Autorenfilme zurück. Der spanische Kulturminister forderte am Sonntag in San Sebastian eine "große Koalition" für den spanischen Film. Für Luis Miñarro ist das reine Rhetorik:
"Es gibt nicht einmal die Bereitschaft der Politiker, zu verstehen, dass Film ein kultureller Wert ist, die Kunst der Gegenwart, und dass das auch unser Land repräsentiert. Das einzige, was sie hier unterstützen, ist Fußball und Stierkampf."