Auf der Jagd nach Zweitstimmen

    Von Tonia Koch |
    Die FDP hat im Saarland einen schweren Stand. Nach dem Bruch der Jamaika-Koalition kämpft die Partei gegen die Bedeutungslosigkeit und ihr Landeschef Oliver Luksic um den Wiedereinzug in den Bundestag. Besonders bei Sportschützen und Jägern will er punkten.
    Schnellen Schrittes steuert Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler auf den Eingang zu. Es ist 18 Uhr und noch immer über 30 Grad. Die Brau-Gaststätte am Alten Beckerturm in St. Ingbert verspricht zumindest etwas Kühle. Drinnen warten saarländische Mittelständler auf den FDP-Bundesvorsitzenden. Im Schlepp hat Rösler den saarländischen Bundestagsabgeordneten Oliver Luksic. Der Conferencier des Abends vergisst nicht, ihn zu erwähnen.

    "Und wer neben mir so eifrig klatscht, ist ein junger Mann, der heißt Oliver Luksic, ist Landesvorsitzender der FDP-Saar und der zukünftige Bundestagsabgeordnete für das Saarland, herzlich willkommen Oli."

    Oli lächelt in die Runde. Was soll er auch anderes machen. Obwohl der Tag nicht optimal gelaufen ist für ihn. Der Bundeswirtschaftsminister besucht ein paar Mittelständler im Saarland, und keiner guckt hin. Denn der selbstbewusste Mittelstand will partout nicht, dass die Öffentlichkeit davon erfährt.

    "Das war eine Ausnahme, normalerweise haben wir schon eine Pressebegleitung dabei."

    Oliver Luksic wird im Oktober 34 Jahre alt und er ist trotz seines jungen Alters Kummer gewöhnt. 2009 erzielen die Liberalen bei der Landtagswahl mit 9,2 Prozent der Stimmen ein überragendes Ergebnis. Dadurch beflügelt erringt Luksic wenige Monate später ein Bundestagsmandat. Aber, das war es dann mit den positiven Nachrichten. Das FDP-Personal in der saarländischen Heimat streitet sich so sehr, dass die Regierungskoalition platzt. Jamaika ist am Ende und die FDP liegt am Boden. Luksic übernimmt den Parteivorsitz, den sonst keiner will und kämpft seitdem gegen die Bedeutungslosigkeit.

    "Die FDP hat sich ja im Saarland neu aufgestellt, die Problemfälle wurden ja quasi wie in einer Bad Bank ausgelagert in andere Parteien. Wir haben eine starke kommunale Basis im Saarland, haben auch eine solide finanzielle Basis, sind also, was die Schlagkraft bei einer solchen Wahl anlangt, gar nicht so schlecht unterwegs und jetzt im Wahlkampf kommt es darauf an, möglichst viel PS auf die Straße zu bringen."

    Luksic, der in Paris und London Politik studiert hat, ist gedanklich bereits wieder auf der Überholspur.

    "Da wir im Saarland eine relativ starke FDP-Struktur haben und eine hohe Wahlbeteiligung, sehe ich ganz gute Chancen das Mandat zu verteidigen."

    Zweitstimmen mobilisieren, heißt das Motto. Luksic, der nur über die Liste in den Bundestag einziehen kann, immer vorausgesetzt, die FDP schafft die Fünf-Prozent-Hürde, setzt auf eine ganz bestimmte Klientel. Bei Sportschützen und Jägern zum Beispiel will er für die zweite Stimme werben.

    "Beim Thema der Schützen und Jäger geht es eben um den verantwortungsvollen Umgang mit dem Waffengesetz. Freiheit und Verantwortung sind liberale Themen, da geht es um die Frage, wie viel Sicherheit, wie viel Staat, wie viel Eigenverantwortung. Das sind klassisch liberale Themen, das weiß aber nicht jeder Schütze und ich muss es denen erklären, denn sonst tut es keiner."

    Luksic hat Verstärkung mitgebracht, den Experten für deutsches Waffenrecht aus der liberalen Bundestagfraktion, Serkan Tören. Der Anwalt aus Niedersachsen genießt Respekt.

    Schütze: "Ich hab’ schon die Rede von ihm im Bundestag gehört, wo er sich sehr fair mit den legalen Waffenbesitzern beschäftigt hat und das zeigt, dass es auch noch mutige Politiker gibt, die auch mal gegen den Mainstream schwimmen."

    Ob das auch für Oliver Luksic gilt?

    Schütze: "Hier muss ich gestehen, das weiß ich nicht, ob er sich in punkto Sportschützen schon geäußert hat, ich weiß es nur von Serkan Tören, ach ja, hier kommt er gerade."

    Luksic und Tören lassen sich ein auf die graue Resopalgemütlichkeit des Schützenhauses in Schaffhausen und antworten geduldig. Mit stürmischen Auftritten, das weiß der amtierende Torschützenkönig des FC Bundestag, kann er im Wahlkampf nicht viel bewegen. Und als Sportler, der gerade eine schwere Verletzung überstanden hat, fügt sich Oliver Luksic in die Realitäten.

    "Ja, nach jetzigem Stand der Dinge muss ich mich wohl leider auf die Abwehr zurückziehen und die Zweikämpfe scheuen, allerdings nur beim Fußball, nicht in der Politik."

    Links:
    Homepage von Oliver Luksic

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